NSU-Terrorist Mundlos arbeitete auf Nürnberger Baustelle

7.4.2016, 18:27 Uhr
Der 2011 verstorbene NSU-Terrorist Uwe Mundlos (links) soll auf einer Nürnberger Baustelle tätig gewesen sein. Auch Beate Zschäpe könnte bei der gleichen Firma eines ehemaligen V-Mannes gearbeitet haben.

© dpa/Bundeskriminalamt Der 2011 verstorbene NSU-Terrorist Uwe Mundlos (links) soll auf einer Nürnberger Baustelle tätig gewesen sein. Auch Beate Zschäpe könnte bei der gleichen Firma eines ehemaligen V-Mannes gearbeitet haben.

Beweise für eine Beschäftigung des mutmaßlichen NSU-Mitglieds Beate Zschäpe bei der Firma fanden die Autoren nicht. Mundlos habe bei der Baufirma des Neonazis Ralf Marschner unter einer Tarnidentität als Vorarbeiter gearbeitet, hieß es in der Dokumentation. Die NSU-Mordserie begann im Jahr 2000. In den Zeitraum der mutmaßlichen Mitarbeit von Mundlos in der Baufirma fielen die ersten vier von zehn dem NSU zur Last gelegten Morde.

Das Rechercheteam um Stefan Aust berief sich auf Dokumente und Zeugenaussagen. Demnach arbeitete Marschner zu dieser Zeit als V-Mann des Bundesamts für Verfassungsschutz. Dessen Firma und damit Mundlos seien zu der Zeit auf Baustellen im Raum Nürnberg und München aktiv gewesen, drei der vier ersten NSU-Morde fanden dort statt.

V-Mann war seit 2002 abgeschaltet

Wie Aust dem Radiosender MDR Info sagte, prüften die Journalisten auch eine mögliche Mitarbeit der im NSU-Prozess angeklagten Beate Zschäpe bei der Firma. Es gebe in der Tat Aussagen, die darauf hindeuteten, dass Zschäpe in dem Laden gesehen worden sei. "Wir sind der Sache nachgegangen", sagte Aust. Allerdings seien diese Aussagen in den Recherchen nicht so eindeutig belegt worden wie im Fall von Mundlos. "Die Geschichte bewegt sich im Bereich von Indizien, die sein können, aber auch nicht sein können." Marschner war dem Bericht zufolge offiziell 2002 vom Verfassungsschutz abgeschaltet worden und seit 2007 im Ausland untergetaucht, bis ihn das Rechercheteam jetzt in Liechtenstein aufspürte.

Zu dem Bericht über die Tätigkeit von Mundlos in der Firma des V-Manns sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen der Welt: "Nach unserer Erkenntnislage und nach den Auskünften der damals dafür zuständigen Mitarbeiter haben wir keine Anhaltspunkte dafür, dass es so war."

"Staatsversagen immer facettenreicher"

Die Linken-Vertreterin im NSU-Ausschuss des Bundestags, Petra Pau, forderte, dem Ausschuss alle bei den Verfassungsschutzbehörden vorliegenden Akten zu Marschner vorzulegen. Sie warf dem Bundesamt und dem Bundesinnenministerium eine "Aufklärungsblockade" vor. Bundesinnenminister Thomas Maizière (CDU) sei in der Pflicht, "ohne Rücksichtnahmen und Ansehen der Person volle Transparenz zu schaffen", sagte SPD-Vize Ralf Stegner dem Berliner Tagesspiegel vom Freitag. Der Innenminister dürfe die vollständige Aufklärung nicht unter Berufung auf deutsche Sicherheitsinteressen verweigern. "Das Staatsversagen wird immer facettenreicher", sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow dem Blatt. Die entscheidende Frage sei nun, was diese Leute an ihre V-Mann-Führer berichtet hätten.

Der aus den 2011 mutmaßlich durch Suizid ums Leben gekommenen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sowie Beate Zschäpe bestehende NSU wird für zehn Morde, zwei Bombenanschläge und zahlreiche Überfälle verantwortlich gemacht. Zschäpe steht wegen der Taten vor Gericht. Mit den Vorgängen befasst sich inzwischen ein zweiter Untersuchungsausschuss des Bundestags.

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