NSU-Zeugin erliegt Lungenembolie: Staatsanwaltschaft alarmiert

30.3.2015, 12:48 Uhr
Knapp vier Wochen nachdem sie als Zeugin im Stuttgarter NSU-Ausschuss ausgesagt hat, stirbt eine junge Frau unter noch unklaren Umständen.

© Michael Reichel/dpa Knapp vier Wochen nachdem sie als Zeugin im Stuttgarter NSU-Ausschuss ausgesagt hat, stirbt eine junge Frau unter noch unklaren Umständen.

Eine 20-jährige Frau aus Kraichtal (Kreis Karlsruhe), die Anfang des Monats als Zeugin im NSU-Untersuchungsausschuss des Stuttgarter Landtags ausgesagt hatte, ist gestorben. Zwar hatten die Behörden am Montag mitgeteilt, die Frau sei nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis an einer Lungenembolie gestorben. Dennoch wird nun noch untersucht, ob die Frau womöglich vergiftet wurde. Ihr Lebensgefährte hatte sie am Samstagabend mit einem Krampfanfall in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Ärzte hätten das Leben der jungen Frau nicht mehr retten können.

Bislang gebe es keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden, sagte ein Polizeisprecher. Wegen des brisanten Hintergrundes würden die Ermittlungen aber mit Nachdruck betrieben. "Wir sind uns der Brisanz des Falles bewusst", sagte Staatsanwalt Tobias Wagner der Deutschen Presse-Agentur am Montag in Stuttgart. Damit spielte er auf den mysteriösen Tod des ehemaligen Neonazis Florian H. im Herbst 2013 an, mit dem die junge Frau  kurzzeitig liiert war.

Florian H. war im Herbst 2013 in einem Wagen in Stuttgart verbrannt. Er soll angeblich gewusst haben, wer die Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn getötet hat. Der Mord wird den Rechtsterroristen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) zugerechnet. Am Tag seines Todes hatte H. noch einmal von der Polizei befragt werden sollen.

Zeugin fühlte sich bedroht

Die 20-Jährige hatte Anfang März als Zeugin im NSU-Ausschuss in Stuttgart in nicht-öffentlicher Sitzung ausgesagt, weil sie erklärt hatte, sie fühle sich bedroht. Der Ausschuss soll die Verbindungen der rechten Terrorzelle in den Südwesten Deutschlands und mögliches Behördenversagen genauer betrachten.

Der Ausschussvorsitzende Wolfgang Drexler sagte der Deutschen Presse-Agentur, es wäre fahrlässig, nun irgendwelche Spekulationen zum möglichen Hintergrund des Todes der Frau zu äußern. Der Tod könne vielerlei Gründe haben.

Der Extremismusexperte und Berliner Politikprofessor Hajo Funke, der den NSU-Untersuchungsausschuss verfolgt und Vertrauensperson der Familie von Florian H. ist, zeigte sich schockiert über den Tod der 20-Jährigen. "Die Sicherheitsbehörden sind gut beraten, wenn sie diesem Tod durch Obduktion und intensivster Aufklärung nachgehen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagabend. Ansonsten wäre dies unter Umständen ein weiterer ungeklärter Todesfall.

Dieser Artikel wurde am 30. März um 12.48 Uhr aktualisiert.