Proteste gegen das Urheberrecht: Die Datenkraken jubeln

24.3.2019, 15:55 Uhr
Auch die Nürnberger gingen am Wochenende gegen die geplante Urheberrechtsreform auf die Straße.

© Ralf Rödel Auch die Nürnberger gingen am Wochenende gegen die geplante Urheberrechtsreform auf die Straße.

Da reden zwei Lager ganz gewaltig aneinander vorbei. Auf der einen Seite jene Politiker, die mit guten Gründen für eine Reform des Urheberrechts samt des heftig attackierten Artikel 13 plädieren – und dabei zum Teil abgehoben argumentieren. Jene Massenproteste vom Wochenende als gesteuert auszugeben und die vor allem jugendlichen Demonstranten nicht ernst zu nehmen, das erinnert daran, wie manche Politiker den Klima-Protest der Schüler abtun (nur für "Profis" sei das, so FDP-Chef Lindner).


Zehntausende protestieren gegen Urheberrechtsreform


Auf der anderen Seite sind da Demonstranten, die gegen "Zensur" protestieren und für ein weiter freies Internet. Sie wehren sich vor allem dagegen, dass die großen Plattformen wie Facebook, Google oder Youtube prüfen müssen, wer die Urheberrechte an dort geteilten Beiträgen hat (und dann auch Geld für seine Werke bekommt). Ob das mit den Uploadfiltern geschehen kann oder anders, ist dabei offen. Wir sind da als Medienhaus nicht neutral, denn wir möchten, dass Autoren und Fotografen ordentlich vergütet werden - und finden es kein gutes Gechäftsmodell, wenn die Internet-Plattformen Medieninhalte gratis und ohne Vergütung für die Urheber verbreiten, deren Erstellung einigen (auch materiellen) Aufwand erfordert.

Reichlich naiv allerdings ist die Vorstellung, das Internet sei momentan ein wirklich freier Ort ohne Zensur: Gerade die großen Daten-Kraken manipulieren schon lange und ganz gewaltig Inhalte. Facebook blendet aus, was dem Konzern nicht passt. Es macht aus den Algorithmen, die auswählen, was wer wo zu sehen bekommt, ein Riesen-Geheimnis.

Logisch. Denn es geht im Kern um einen Kampf um Daten. Wer darf sie wofür nutzen? Die US-Konzerne möchten möglichst freien Zugriff, weil unsere Daten der Stoff sind, mit dem sie ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln. Wenn die Urheberrechtsnovelle scheitert, dann jubeln vor allem diese Netz-Giganten. Denn dann bleibt alles, wie es aktuell ist. Und die Urheber, die für ihre Leistungen kaum bis keine Vergütung bekommen, schauen weiter in die Röhre.

Verwandte Themen


15 Kommentare