Punktsieger Putin: Was vom Helsinki-Gipfel bleibt

16.7.2018, 19:39 Uhr
Punktsieger Putin: Was vom Helsinki-Gipfel bleibt

© AFP/Brendan Smialowski

Wem es mehr genützt hat, das stand schon vor dem Gipfel fest: Putin ist da der klare Punktsieger. Er kam heraus aus jener Isolation, in die er sich durch die Annexion der Krim und den Krieg in der Ukraine selbst manövriert hat.

In einem Punkt hat Trump durchaus recht: Das Verhältnis zwischen den USA und Russland ist auch durch amerikanische Torheiten auf einem Tiefpunkt. Es war 2014 ein gravierender Fehler von Trumps Vorgänger Barack Obama, Russland als "Regionalmacht" zu bezeichnen - diese Herabstufung der einstigen Weltmacht traf Putin ins Mark. Sein Hauptziel ist die Wiedererlangung jener Rolle, die Moskau in den Zeiten der Sowjetunion hatte: Damals war der Kreml neben dem Weißen Haus die wichtigste Machtzentrale der Welt.

Dass diese Zeiten vorbei sind, dass es die bipolare Welt mit den beiden Supermächten USA und Russland seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr gibt: Diese Einsicht haben die beiden Präsidenten jedenfalls offiziell gut verdrängt.

Mächtigster Mann? Nicht mehr

Denn: Sprach Putin wirklich mit dem "mächtigsten Mann der Welt"? So wurde der amtierende US-Präsident bisher stets genannt. Aber die Machtverhältnisse verschieben sich dramatisch - zugunsten von China, das gar kein Hehl daraus macht und mit aller Kraft sehr zielstrebig daran arbeitet, die USA als Nummer eins ablösen zu wollen.


Putin und Trump: So lief das Treffen


Trump tut selbst alles, um den Einfluss der USA zu verringern: Seine national orientierte Politik, die auf Zerstörung der bestehenden Ordnung setzt, führt absehbar zur Selbstisolation Amerikas. Und zwar wirtschaftlich - Thema Handelskrieg - wie politisch. Zu Recht wachsen in Europa, auch in Berlin, die Zweifel an der Verlässlichkeit des transatlantischen Partners: Trump beweist täglich, dass er alles will, nur keine Verlässlichkeit.

"Ich habe die Nato. Ich habe England. Und ich habe Putin. Und ehrlich gesagt, könnte er der Einfachste von allen werden", so Trump vor seiner Gipfel-Tour. Die Nato erklärte er zur Manövriermasse, England brüskierte er, die EU bezeichnete er nun offen als "foe", als Feind oder Gegner. So etwas würde er über Putin nie sagen. Denn, das wurde beim Gipfel augenfällig: Trump bewundert den Kreml-Chef. Und er beneidet ihn - weil Putin so unumschränkt handeln kann, wie Trump es zwar versucht, aber angesichts der durchaus noch funktionierenden Demokratie in den USA eben doch nicht kann.

So würde Trump gern sein

Putin gängelt die Medien. Das imponiert Trump, der das auch gern tun würde. Beide haben viel gemeinsam: Sie arbeiten mit Fake News, mit der Vermischung von Wahrheit und Lügen. Sie legen die Axt an bestehende Institutionen, siehe Nato und EU. Warum Putin dies tut, und zwar hochprofessionell und, anders als sein Gegenüber, bestens vorbereitet, das ist aus seiner Sicht nachvollziehbar: Er will so Moskaus Rolle stärken und sich als Bündnis-Alternative anbieten. Warum aber Trump so agiert und sein Land mutwillig isoliert? Der Zweck dieser Attacken hat sich bisher nicht erschlossen. Und ob er etwa die Brennpunkte Syrien oder Aufrüstung nun wirklich mit Putin angeht - was zu hoffen wäre - das ist noch offen.

Ein weiterer Grund, warum Trump kein kritisches Wort über Putin verliert, ist der russische Einfluss auf die amerikanische Wahl, inzwischen gut belegt durch die US-Ermittler. Trump wischt dies alles vom Tisch. Er nannte Deutschland (wegen der Gas-Geschäfte) einen "Gefangenen Russlands". Gestern wirkte es eher so, als sei Trump dieser Gefangene.

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