Schulen vor Digitalisierung: Was machen die Länder?

24.11.2018, 08:00 Uhr
Schulen vor Digitalisierung: Was machen die Länder?

© Friso Gentsch/dpa

Auf was haben sich Koalition und FDP/Grüne nun geeinigt?

Auf eine Grundgesetzänderung. Das entscheidende Wort heißt dabei "Qualität". Bisher durfte der Bund für die in Länderhoheit befindlichen Schulen gar nicht mit bezahlen. Nun soll er für die Digitalisierung über Jahre mit investieren dürfen. Zunächst war aber nur geplant, dass der Bund Geld für die digitalen Anschlüsse, die Kabel, die Technik geben darf. FDP und Grüne haben erreicht, dass er nun auch für die Sicherstellung der Qualität der Schulen bezahlen dürfen soll. Nun sollen mit Hilfe des Bundes also auch Lehrer fit für den Unterricht mit digitalen Mitteln gemacht werden und zum Beispiel Systemadministratoren eingestellt werden können. Das Geld soll an die Länder gehen. Die sollen es über die Kommunen an die Schulen verteilen.

Warum hat die Einigung so lange gedauert?

Seit Wochen schon verhandeln FDP/Grüne einerseits und SPD/Union andererseits darüber. Die Koalition braucht Stimmen der Opposition, weil sonst keine verfassungsändernde Mehrheit zustande kommt. Vor allem die Union sträubte sich dagegen, dass der Bund auch "in die Köpfe" (FDP, Grüne) an den Schulen Geld stecken darf. Hintergrund ist der lange Streit ums Kooperationsverbot, also das Verbot, dass der Bund direkt dauerhaft in Bildung investiert. Denn die Union will mehrheitlich kein Aus für das Kooperationsverbot. Sie will, dass Bildung in erster Linie Ländersache bleibt. Den Verhandlungserfolg von FDP und Grünen schreibt sich nun auch die SPD auf die Fahnen. "Das sogenannte Kooperationsverbot ist aufgebohrt worden", jubelt SPD-Chefin Andrea Nahles.

Wann kommt nun konkret etwas Neues auf die Schüler zu?

Noch nicht so schnell. Wenn es noch vor Weihnachten in Bundestag und Bundesrat eine Zweidrittelmehrheit für die Grundgesetzänderung gibt sowie Bund und Länder am 6. Dezember eine Vereinbarung zur Schul-Digitalisierung unterzeichnen, dann soll das Projekt 2019 mit 720 Millionen Euro vom Bund starten. Doch das gesamte Vorhaben mit insgesamt fünf Milliarden Euro vom Bund und einer Mitfinanzierung durch die Länder ist auf Jahre angelegt. Unter anderem sollen bis zu 25 000 Euro pro Schule oder ein Teil eines bestimmten Gesamtbudgets für schuleigene Laptops und Tablets fließen können. Bis die Technik an den Schulen installiert ist, passende, wenn auch teils schon bestehende Lerninhalte vor Ort umgesetzt werden können, Lehrer fortgebildet sind, dauert es.

Wie könnte digitaler Unterricht zum Beispiel aussehen?

Das hat wenig mit der sonst üblichen Smartphone-Nutzung von Jugendlichen zu tun. So lässt sich zum Beispiel eine schriftliche Beschreibung der Flügelbewegung eines Vogels schlechter verstehen als eine Animation eines Vogels. Forscher empfehlen, digitale Medien zusätzlich einzusetzen und nicht Bücher und anderes durch sie zu ersetzen. Wer schon einmal ein Klassenzimmer mit Whiteboard gesehen hat, weiß, wie das Ende der Kreide- und Tafel-Zeit aussehen kann: Schrift von Lehrern und Schülern auf dem Board, aber auch schnelles Hinzuziehen von Online-Inhalten für alle sofort sichtbar.

Kann das Ganze noch scheitern?

Ja. Denn die Einigung von FDP und Grünen mit der Koalition gibt dem Bund mehr Spielraum bei der Mitfinanzierung der Schulen als es manche Länder wollen. Sprich: Jetzt sind vor allem Baden-Württemberg und auch Bayern unter Druck. Hier wehrte man sich besonders heftig gegen ein zu starkes Aufweichen des Kooperationsverbots. Allerdings dürfte keiner für ein Scheitern der Digitalisierung von Deutschlands Schulen verantwortlich gemacht werden wollen. In der geplanten Bund-Länder-Vereinbarung über den konkreteren Fahrplan der Schul-Digitalisierung steht aber noch nichts darüber, dass der Bund auch in Weiterbildung und Personal investieren soll.

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