Söder im Gespräch: AfD-Kritik und Kalifornien-Vergleich

12.9.2018, 21:01 Uhr
Nach den Vorfällen von Chemnitz sah er die "Maske der Bürgerlichkeit gefallen", so Markus Söder im Nürnberger Presseclub.

© Giulia Iannicelli Nach den Vorfällen von Chemnitz sah er die "Maske der Bürgerlichkeit gefallen", so Markus Söder im Nürnberger Presseclub.

Söder appellierte in der von Stephan Sohr (Nürnberger Zeitung) moderierten Diskussion, "die Wahl den Bürgern zu überlassen und nicht der Demoskopie". Söder verwies auf die Wahlergebnisse im Saarland, bei der Bundestagswahl 2017 und jüngst in Schweden mit falschen Vorhersagen. Die AfD in Bayern sei "besonders rechts, eine der rechtesten in Deutschland". "Ich dachte früher immer, das ist Protest", meinte Söder, sah aber nach den Vorfällen von Chemnitz die "Maske der Bürgerlichkeit gefallen".

Als Beispiel nannte er den AfD-Politiker Björn Höcke. Hier stelle er eine Nähe zu Gruppen fest, die "generell vom Verfassungsschutz beobachtet werden". Bayerns Ministerpräsident meinte zu den Protestmärschen von Chemnitz: "Das ist kein Protest, das ist ein Plan, den will ich in Bayern nicht haben." Gleichzeitig ist sich Söder sicher: "Chemnitz wird in Bayern nicht passieren". Auch eine "Silvesternacht wie in Köln wird in Bayern nicht passieren". Jedoch sehe auch er große Zuwächse bei der AfD. "Übrigens auch in SPD-Hochburgen, das werden wir auch in Nürnberg noch sehen".

Am Abend, als die neueste Umfrage für die CSU nur noch historisch niedrige 35 Prozent auswies, zeigte sich Söder betont ruhig und als besonnener Landesvater. Lieber als über Umfragen und mögliche Koalitionen (die Grünen liegen als zweitstärkste Partei bei 17 Prozent) sprach er über die "Supersache" einer neuen Universität für Nürnberg, der Unterstützung der pflegenden Angehörigen durch das Landespflegegeld und das Familiengeld. Und immer gerne: über den 1. FC Nürnberg. Sein Ziel: Bayern "ein bisschen wie Kalifornien" in den USA zu machen: alles ein bisschen sonniger, alles ein bisschen schöner.

Seinen Optimismus nährt Markus Söder aus seiner Beobachtung, dass er "ja keinen Herausforderer" habe, weil "niemand sagt, ich will Ministerpräsident werden, alle sagen nur, sie wollen mitmachen". Ihm sei etwa eine starke SPD lieber als eine, die "von drei Seiten, von AfD, Grünen und Linken, aufgefressen wird". Einen voraussichtlich stark zersplitterten Landtag sieht Söder mit gemischten Gefühlen. Lieber seien ihm starke Volksparteien.

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