Söder: Keine kostenlosen Kita-Plätze in Bayern

19.4.2018, 11:10 Uhr
Die Bayern-SPD forderte kostenlose Kita-Plätze. Ministerpräsident Söder spricht sich dagegen für ein Familiengeld, mehr Personal und längere Öffnungszeiten der bereits bestehenden Einrichtungen aus.

© dpa Die Bayern-SPD forderte kostenlose Kita-Plätze. Ministerpräsident Söder spricht sich dagegen für ein Familiengeld, mehr Personal und längere Öffnungszeiten der bereits bestehenden Einrichtungen aus.

Eltern in Bayern zahlen für Krippe, Kindergarten oder Hort, je nachdem wo sie wohnen, zum Teil hohe Beträge. Die Bandbreite der Gebühren ist enorm: So liegen sie für einen Krippenplatz bei einer städtischen Einrichtung in Bayreuth bei 187 Euro, in Regensburg belaufen sie sich schon auf 420 Euro im Monat. Einrichtungen auf dem Land sind tendenziell günstiger als die in den Ballungszentren. München gab da mit Kitagebühren von bis zu 600 Euro pro Monat ein Extrembeispiel ab.

Doch in seiner jüngsten Sitzung hat der Stadtrat entschieden, bis zur Sommerpause auszuloten, wie sich die Kitagebühren senken lassen. Das Modell von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sieht vor, dass Familien mit einem Brutto-Jahreseinkommen von bis zu 40000 Euro künftig vollständig von Gebühren befreit werden. Wer mehr verdient, soll anteilig entlastet werden.

Die neue Gebührenregelung soll für alle städtischen Kitas und die Einrichtungen freier Träger gelten, die städtische Förderungen erhalten. In Rheinland-Pfalz sind kommunale Kitas schon seit acht Jahren kostenlos. Bremen und Hamburg erheben ebenfalls keine Kita-Gebühren. Niedersachsen und Hessen ziehen dieses Jahr nach, andere Bundesländer planen dasselbe. Hintergrund sind die Vereinbarungen im neuen Koalitionsvertrag.

Längere Öffnungszeiten

Bayern geht einen Sonderweg. Kostenfreie Kitaplätze, wie sie die Landtags-SPD fordert, lehnt Ministerpräsident Markus Söder ab. In seiner Regierungserklärung versprach er, sich stattdessen für längere Öffnungszeiten und eine qualitativ bessere Betreuung in den Kitas einzusetzen und alle Familien von ein- und zweijährigen Kindern mit 250 bzw. 300 Euro ab dem dritten Kind zu unterstützen.

Ab September 2018 soll das sogenannte Familiengeld ausbezahlt werden. Sozialministerin Kerstin Schreyer sagte auf Anfrage dazu: "Das Familiengeld wird unabhängig vom Einkommen gezahlt und unabhängig davon, ob das Kind eine Krippe besucht oder nicht. Damit gewährleisten wir echte Wahlfreiheit: Bayern unterstützt jede Familie, egal, wie sie ihr Leben gestalten will."

Rauscher: "Familiengeld ist ungerecht"

Doris Rauscher, sozialpolitische Sprecherin der Bayern-SPD und Fachfrau für kommunale Kitas sieht das anders. "Das Familiengeld ist aus meiner Sicht sozial ungerecht, da es sich nicht am Einkommen der Familien orientiert und somit profitieren wieder mal die Besserverdiener." Die SPD fordert kostenlose Kitas für Bayern, denn jedes Kind solle einen freien Zugang zu Bildungsangeboten haben und dazu gehöre auch die frühkindliche Bildung.

Die Landtags-SPD bezieht sich damit auf eine repräsentative Bertelsmann-Studie in der sich 68 Prozent der bayerischen Familien eine finanzielle Entlastung durch den Wegfall der Kita-Gebühren gewünscht hatten. Der Landtags-SPD geht es nicht nur um die Kostenfreiheit, sondern vor allem um eine Qualitätsoffensive in den Kitas: Mehr Personal, die Freistellung der Einrichtungsleiter für Führungsaufgaben sowie den vermehrten Einsatz multiprofessioneller Teams aus verschiedenen Fachkräften.

Auch Experten befürworten diese, denn Bayern hinkt hinsichtlich seiner Kita-Plätze quantitativ und qualitativ hinterher. Der Personalschlüssel in den bayerischen Kitas liegt demnach im Schnitt 20 Prozent unter dem notwendigen Betreuungsverhältnis. Nach Angaben der Staatsregierung fehlen in Bayern für einen pädagogisch sinnvollen Personalschlüssel von 1:8 bereits heute 11500 Vollzeitkräfte.

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