Sudetendeutsche unterstützen Söder in Kreuz-Debatte

20.5.2018, 14:59 Uhr
Sudetendeutsche unterstützen Söder in Kreuz-Debatte

© Peter Kneffel/dpa

"Es ist uns ein Anliegen, den vernünftigen Kontakt weiter zu führen, auch wenn wir die Geschichte nicht einfach vergessen können und wollen", sagte Söder bei der Hauptkundgebung des Sudetendeutschen Tages in Augsburg.

Kurz nach dem Zweiten Weltkriege wurden die in der damaligen Tschechoslowakei lebenden Deutschen zwangsausgesiedelt. Mehr als eine Million von ihnen blieb in Bayern, das sich seither als Schutzland der Sudetendeutschen und die Vertriebenen als seinen "vierten Stamm" versteht. Der neue bayerische Ministerpräsident will seine Rolle als Schirmherr voll ausfüllen, versicherte er in Augsburg. Dabei wurde bekannt, dass der Nürnberger - obwohl selbst ohne jeden sudetendeutschen Hintergrund - seit 20 Jahren Mitglied der Sudentendeutschen Landsmannschaft ist.

Während in den Vorjahren tschechische Regierungsmitglieder bis hin zum ehemaligen stellvertretenden Ministerpräsidenten Pavel Belobradek Gats auf dem Sudetendeutschen Tag waren, fehlte diesmal ein Regierungsmitglied aus Prag. Als Grund wurden die fortdauernden Probleme mit der Regierungsbildung im Nachbarland angegeben. Nach dem Parlamentswahlen im vergangenen Jahr gibt es noch immer keine Regierung, die sich auf eine Parlamentsmehrheit stützen kann.

"Die Gutwilligen müssen sich unterhaken"

Immerhin hatte Prag seinen Botschafter in Berlin Tomas Podivinsky nach Augsburg geschickt. Der nahm von dort den Wunsch des neuen Schirmherrn mit, dass sich "die Gutwilligen auf beiden Seiten unterhaken" sollten. "Es gibt genug Leute", so Söder, "die nicht wollen, dass wir uns verstehen."

Vor den Gefahren für den vor einigen Jahren eingeleiteten Verständigungsprozess zwischen der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der tschechischen Regierung warnte auch der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt. "Der Teufel schläft nicht", meinte er. Spaltung und gegenseitige Hetze finde im deutsch-tschechischen Verhältnis "auf beiden Seiten" immer noch statt. Die Sudentendeutschen würden aber den gegen Widerstände eingeschlagenen Weg der Verständigung nicht verlassen.

Warnung vor Nationalismus

Nachdrücklich warnte Posselt vor den Gefahren des erstarkenden Links- und Rechtspopulismus in Europa. Nationalismus sei "eine der größten Blödheiten, die die Menschheit hervorgebracht hat", so der Sprecher der Volksgruppe: "Heute erhebt er wieder das Haupt". Die Sudetendeutschen seien entschlossen "im Sinne eines Nie wieder" mit aller Kraft auf ein vereinigtes Mitteleuropa hinzuarbeiten.

Von der EU forderte Posselt die Schaffung eines europäischen Volksgruppen- und Minderheitenrechts. Das Recht auf Heimat müsse Grundlage der europäischen Rechtsordnung sein. Söder legte Wert auf die Unterscheidung zwischen den mehr als eine Million Sudetendeutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bayern gekommen sind, und der aktuellen Flüchtlingswelle. Die Sudetendeutschen seien "Landsleute", sagte Söder: "Das ist ein ganz großer Unterschied".

"Europa braucht das Kreuz"

In der Debatte um Söders Anordnung, in jeder Behörde ein Kreuz aufzuhängen, stärkte Volksgruppen-Sprecher und Ex-CSU-Europaabgeordneter Posselt dem Ministerpräsidenten den Rücken. Ausdrücklich dankte er Söder für das "klare Bekenntnis zum Kreuz". "Das Kreuz braucht nicht Europa, aber Europa braucht das Kreuz", meinte Posselt. "Anderswo werden die Kreuze abgehängt, nur in Bayern hängen wir sie auf", bekräftigte Söder unter starkem Beifall des Publikums.

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