SUV-Fieber in Deutschland: Mehr Schadstoff muss mehr kosten

22.10.2018, 15:26 Uhr
SUV-Fieber in Deutschland: Mehr Schadstoff muss mehr kosten

© Jan Woitas/dpa

In diesem Land ist ein großer Widerspruch zu beobachten: Viele Menschen sind für den Klimawandel sensibilisiert, immer mehr auch für schädliche Ruß- und Feinstaubpartikel in der Luft, verursacht durch Dieselmotoren. Die ständig steigenden Spritpreise nerven alle sowieso. Und dennoch neigen rekordverdächtig viele Deutsche, wenn sie sich ein neues Auto kaufen, zum Spritfresser SUV, dem "Sport Utility Vehicle". Und die werden immer noch größer, bulliger, luxuriöser.

Dabei ist der Name irreführend. Sportlich ist so ein in Blech gepresstes Statussymbol eher nicht, und die Namenskomponente "utility" (Nützlichkeit) erschließt sich auch nicht so recht. Welches Auto ist denn für seinen Benutzer nicht nützlich? Nützen tun solche Straßenmonster letztlich bloß den Herstellern, die damit satte Gewinne einfahren. Viele haben Alibi-Modelle in ihrem Angebot, die höchsten technischen und ökologischen Standards gerecht werden. Aber gleichzeitig heizen VW, Porsche, BMW, Audi & Co. die Nachfrage nach SUV weiter an.

Hohe Motorhauben, winzige Heckscheiben

Und die Kunden schlagen zu. Bei solchen Kaufentscheidungen gibt es freilich stets auch eine psychologische Komponente. Viele SUV-Fahrer bringen immer wieder das Argument vor, sie führen ein so großes Auto wegen der besseren Übersichtlichkeit. Doch die Heckscheiben sind oft winzig, eine eingebaute Kamera muss einspringen, sonst ginge da gar nichts. Glauben Sie nicht? Machen Sie doch mal den Vergleich und blicken Sie sich in einem BMW X5 nach draußen um und danach in einem Renault Kangoo.

Nach vorne sieht's kaum besser aus: Die Motorhauben der Pseudo-Geländewagen sind so hoch angesiedelt, dass der Fahrer am Steuer ein kleines Kind, das vor seinem Auto steht, nicht mehr sehen kann, was mehrere Testreihen schon nachgewiesen haben. Vom Parken in der Innenstadt wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst anfangen - in einem deutschen Standardparkhaus brauchen die allermeisten SUV-Modelle mittlerweile anderthalb Stellplätze. 

Wer kann etwas tun? Die Politik natürlich. Es ist Zeit, sich von bloßen Lippenbekenntnssen zu verabschieden und das Kaufverhalten der Bürger mit einer Palette von Regulierungen und steuerlichen Anreizen in eine Richtung lenken, die dem Anspruch nach mehr Klima- und Gesundheitsschutz Rechnung trägt. Eine Stellschraube könnte beispielsweise die Kfz-Steuer sein. SUV brauchen nicht nur breitere Straßen und Parkplätze, sie pusten wegen ihrer Riesenmotoren auch besonders viele Schadstoffe in die Luft. Sie sollten deshalb höher besteuert werden als kleinere, schadstoffärmere Fahrzeuge - was das angeht, hat der Gesetzgeber noch einigen Spielraum nicht ausgenutzt.

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