Tag der offenen Tür beim BND: Schnuppern bei Schnüfflern

27.8.2016, 18:56 Uhr
Tag der offenen Tür beim BND: Schnuppern bei Schnüfflern

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Die Reihe der Verbote ist erst einmal lang: Besucher dürfen nicht fotografieren, es dürfen keine großen Taschen mitgeführt werden, keine Flüssigkeiten in Glasflaschen, keine Waffen.... Trotzdem ist die Schlange der Besucher schon vor der Öffnung der Sicherheitsschleusen in einem Neubau des Bundesnachrichtendienstes am Samstagmorgen lang. Grund für die Neugier gibt es genug.

Der neu entstandene Gebäudekoloss an der Chausseestraße mitten in Berlin gilt als geheimster Neubau der Republik. Möglicherweise hat der einfache Bürger an diesem Wochenende die einmalige Chance, hinter den hohen Sicherheitszaun mit den vielen Kameras zu gelangen. So jedenfalls ist es angekündigt. Der BND beteiligt sich anlässlich seines 60-jährigen Jubiläums "erst- und einmalig" am Tag der offenen Tür der Bundesregierung.

Tag der offenen Tür beim BND: Schnuppern bei Schnüfflern

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Es gibt 14.000 Fenster und 12.000 Türen in dem riesigen Gebäudekomplex, berichtet ein BND-Mitarbeiter gleich zu Beginn auf dem Rundgang über das Gelände der neuen Zentrale der deutschen Auslandsspione. Prompt kommt die Frage: "Und wie viele Wasserhähne"? Der Mann nimmt es mit Humor. "Das war ja zu erwarten", quittiert er gelassen das Gelächter der Besuchergruppe.

"Das soll bestimmt wat abschirm'

Die Antwort bleibt geheim. Bis heute war nicht zu ermitteln, warum der Neubau in einer Märznacht im Jahr 2015 voll Wasser lief. Ob die Wasserhähne tatsächlich gestohlen wurden oder ob sie gar nicht angebracht waren - es wird möglicherweise für immer ein Geheimnis bleiben.

Die Stimmung der Besucher ist locker, ein bisschen bewundernd ("Ist ein schönes Gefühl, dass wir so viel Geld haben"), ein bisschen skeptisch. Dass die Aluminiumverkleidung der Fassade nur der Schönheit dienen soll, glauben die wenigsten. "Das soll bestimmt wat abschirm'", meint ein 56-jähriger Besucher. Seinen Namen will er lieber nicht veröffentlicht wissen, aber er war früher bei der Armee, sagt er.

Skepsis bleibt auch bei der Aussage, dass es keinen Hubschrauberlandeplatz geben soll. "Den habt ihr doch versteckt», ist sich ein Berliner sicher. "Der Präsident hat ein Flugzeug" heißt es fast entschuldigend. "Der landet hier aber nicht." Klar. Was gibt es noch zu erfahren? Etwa dass die riesigen Palmen hinter dem Gebäude, in denen alle Antennen vermuten, in Wirklichkeit Blitzableiter sind. Und dass es keine Betriebsfeuerwehr gibt "wie in der DDR", sondern im Falle eines Brandes die "ganz normale Feuerwehr"kommt.

Der Star ist das Gelände

Einen Blick in eine geheime Tüftlerwerkstatt mit atemberaubenden Spionagetricks wie in einem James-Bond-Film gibt es nicht. Viele bedauern, dass das Betreten des 280 Meter langen, 180 Meter tiefen und 30 Meter hohen, etwas abgesenkten Gebäudes nicht erlaubt ist.

Darüber können auch Ausstellungsstücke aus der aufklärerischen Arbeit der Auslandsspione nicht hinwegtrösten. Enttarnte Sprengsätze und auch die vier Tonnen schwere gepanzerte Limousine des Präsidenten bleiben eher links liegen. Daran ändert auch der Parkplatz mit der prominenten Nummer 007 wenige Meter entfernt nichts. Der Star ist das Gelände der Spione.

Viel von der allgemeinen Skepsis der Bundesbürger gegenüber dem BND ist beim Tag der offenen Tür nicht zu spüren. Zwei Drittel sollen nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage wenig bis gar kein Vertrauen in den Geheimdienst haben.

Dass die neue Zentrale für 4000 Mitarbeiter viel teurer wird und schon vor vier Jahren fertig sein sollte, wird beim Tag der offenen Tür ebenfalls eher locker gesehen. "Das ist man in Berlin ja gewöhnt", sagt Philippe Romil lachend. Er stammt aus Frankreich und arbeitet ausgerechnet auf einem Berliner Flughafen.

Wenn ein kleines Wunder geschieht, könnte die wohl bekannteste Pannenbaustelle der Hauptstadt, der neue Hauptstadtflughafen, wie der BND-Bau im Jahr 2017 fertig sein. Baubeginn für beide war 2006.

 

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