Trump soll Soldaten-Witwe grob abgefertigt haben

18.10.2017, 20:34 Uhr
Am Telefon fertigte US-Präsident Donald Trump am Mittwoch angeblich die Witwe eines gefallenen Soldaten sehr kaltherzig ab. Auch sein allgemeiner Umgang mit den Gefallenen stößt in Amerika auf Kritik.

© NICHOLAS KAMM/AFP Am Telefon fertigte US-Präsident Donald Trump am Mittwoch angeblich die Witwe eines gefallenen Soldaten sehr kaltherzig ab. Auch sein allgemeiner Umgang mit den Gefallenen stößt in Amerika auf Kritik.

Der Umgang von US-Präsident Donald Trump mit dem Schicksal gefallener Soldaten lässt die Wellen der Entrüstung immer höher schlagen. Eine Abgeordnete berichtete am Mittwoch, Trump habe die Witwe eines Soldaten rüde abgefertigt - und das am Telefon. So warf er ihr bei einem Kondolenzanruf angeblich an den Kopf, ihr Mann habe "gewusst, worauf er sich einließ, als er sich verpflichtete". Gleich danach soll er noch hinterher geschoben haben: "Aber ich vermute, es tut trotzdem weh".

Trump wies die Vorwürfe zurück. Die demokratische Abgeordnete Frederica Wilson habe seine angeblichen Worte "komplett erfunden", schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er könne dies auch beweisen. Diese angekündigten Beweise blieb er aber bis jetzt schuldig. Trump rief laut Wilson die Witwe an, während diese auf dem Weg zum Flughafen von Miami war, wo sie die sterblichen Überreste ihres im westafrikanischen Niger getöteten Mannes in Empfang nehmen wollte. Die Abgeordnete befand sich nach eigenen Angaben mit der Witwe im Wagen und hörte einen Teil des Telefonats mit. Die Worte des Präsidenten seien "schrecklich" und "unsensibel" gewesen, sagte die Parlamentarierin der oppositionellen Demokraten dem Sender MSNBC.

Trump kannte nicht einmal den Namen des Verstorbenen

Die junge Witwe habe während des gesamten Telefonats geweint und sei danach zusammengebrochen. Das Schlimmste für die Verwitwete sei gewesen, dass sich der Präsident nicht einmal an den Namen ihres Mannes habe erinnern können. Wilson bezeichnete den Präsidenten als "kranken Mann": "Er ist kaltherzig, und er empfindet für niemanden Mitleid oder Mitgefühl."

Bei der Witwe handelt es sich um eine 24-jährige Mutter von zwei Kindern, die im sechsten Monat schwanger ist. Ihr 25-jähriger Ehemann war Anfang des Monats während eines Anti-Terror-Einsatzes im Niger in einen Hinterhalt geraten. Dabei wurde er zusammen mit drei weiteren US-Soldaten getötet. Trump sah sich in den Tagen nach dem Vorfall mit kritischen Fragen dazu konfrontiert, warum er nicht öffentlich dazu Stellung bezog. Er reagierte daraufhin zu Wochenbeginn mit der Ankündigung, dass er die Hinterbliebenen anrufen werde. Zugleich warf er seinem Amtsvorgänger Barack Obama und anderen früheren Präsidenten vor, solche Anrufe oft nicht gemacht zu haben. Frühere ranghohe Mitarbeiter Obamas wiesen die Anschuldigungen empört zurück.

Trump sorgte in Radiointerview für Entrüstung

Ex-Justizminister Eric Holder forderte Trump auf, "mit den verdammten Lügen aufzuhören". Er erinnerte daran, dass Obama im Jahr 2009 persönlich die sterblichen Überreste von insgesamt 18 in Afghanistan gefallenen Soldaten und anderen US-Bürgern in Empfang genommen habe. Für Entrüstung sorgte Trump auch dadurch, dass er den Tod des Sohns seines Stabschefs John Kelly zu instrumentalisieren suchte. "Sie könnten General Kelly fragen, ob er einen Anruf von Obama bekommen hat", sagte er am Dienstag in einem Radiointerview. Damit wollte er offenbar andeuten, dass Kelly keinen Kondolenzanruf des früheren Präsidenten erhalten habe.

Kelly, ein pensionierter General der Marineinfanterie, hatte seinen Sohn im Jahr 2010 in Afghanistan verloren. Der Leutnant wurde dort durch eine Landmine getötet. Kelly selber hat es stets strikt vermieden, den Tod seines Sohnes politisch zu instrumentalisieren. Der frühere Verteidigungsminister Leon Panetta bezeichnete Trumps Bemerkung über Kellys Sohn schlicht als unter der Würde des Amtes. Dies erwecke den Eindruck, "dass es für diesen Präsidenten keinen heiligen Boden gibt", sagte Panetta der „Washington Post“.

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