Trump will Lehrer bewaffnen: Geht's noch, Herr Präsident?

22.2.2018, 15:53 Uhr
Trump will Lehrer bewaffnen: Geht's noch, Herr Präsident?

© Gerald Herbert, AP (dpa)

Es ist faszinierend und beängstigend zugleich zu beobachten, dass eine große Nation in vielen Bereichen des täglichen Lebens führend auf diesem Planeten ist, in einem Belang aber im 18. Jahrhundert gefangen bleibt. Die Rede ist natürlich von den Vereinigten Staaten von Amerika - und dem Recht, jederzeit eine Waffe mit sich zu führen.

Mal ganz banal: In einem Land, in dem es keine Autos gibt, werden keine Menschen überfahren. Und in einem Land, in dem es keine Schusswaffen gibt, werden keine Menschen erschossen. Das ist eigentlich nicht schwer zu verstehen. Doch egal, welche Argumente man vorbringt, wenn es um schärfere Waffenkontrollen geht, um Menschenleben zu schützen - da ist die Mehrheit der Amerikaner wie vernagelt.

Befeuert wird diese Einstellung vom Mann an der Spitze, Donald Trump. Ein 19 -Jähriger tötet mit einem legal erworbenen Gewehr an einer High School in Florida 17 Menschen - und Trumps Antwort ist, das wäre nicht passiert, wenn ein Lehrer ihn rechtzeitig erschossen hätte. Und dass man deswegen alle Lehrer bewaffnen sollte. Geht's noch? Wer will in solche einer Welt Leben, in der die Pausenaufsicht mit einem Colt im Halfter im Schulhof steht? Wer garantiert, dass nicht ein Lehrer ausflippt und das Feuer eröffnet?

Zynisches aus dem Repräsentantenhaus 

Ach stimmt, die anderen Lehrer können ihn dann ja ganz schnell erschießen... wegen ihres ausgiebigen Schießtrainings, das sie neben der pädagogischen Ausbildung an den Universitäten erhalten könnten. Dazu braucht es nur einen klitzekleinen Spagat: vormittags Didaktik, nachmittags Pumpgun. Alles halb so wild also. Die paar Traumata, die ein um sich ballernder Lehrer bei den Kindern hinterlässt, kann man schließlich mit Pillen in den Griff kriegen.

Das ist zynisch, sagen Sie? Mitnichten. Zynisch ist, dass das Repräsentantenhaus in Florida Pornofilme als gesundheitsgefährend einstuft und die Jugend besser davor schützen will, sich angesichts des Massakers von Parkland aber weigert, eine Debatte über schärfere Waffengesetze auch nur auf die Tagesordnung zu setzen. Und das, obwohl Überlebende des Blutbads im Saal anwesend waren.

Nochmal zum Mitschreiben: Ein 19-Jähriger kann sich in den USA nicht mal eine Dose Bier (oder ein Überraschungsei, tödliche Gefahr durch Kleinteile!) im Supermarkt kaufen, aber eine professionelle Schusswaffe samt Munition. Oder auch gleich ein ganzes Arsenal. Solange das so bleibt, werden noch viele Familien ihre Kinder oder andere Verwandte begraben müssen, die eigentlich ihr ganzes Leben noch vor sich hatten.

Es ist ein Armutszeugnis der amerikanischen Politik, dass sie seit Jahrzehnten vor der Waffenlobby einknickt diesen unhaltbaren Zustand nicht beendet.

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