Trumps Skala der Peinlichkeiten

20.2.2017, 11:00 Uhr
Trumps Skala der Peinlichkeiten

© AFP

Seine jüngste Bemerkung über das, "was vergangene Nacht in Schweden passiert ist", lässt einen nur noch den Kopf schütteln. Seit Wochen wurde schon darüber gelästert, dass Trump seine Erkenntnisse großteils nicht aus den morgendlichen Briefings seines Stabes bezieht, sondern direkt aus dem Fernsehen. Jetzt hat der 70-Jährige in einem Tweet selbst bestätigt, dass er seine Erkenntnisse aus einem Bericht des zurecht in Verruf stehenden Senders Fox News bezogen hat.

Allerdings scheint Trump nicht in der Lage gewesen zu sein, auch nur den Inhalt dieses mit falschen Informationen gespickten Beitrags - einer Vorschau auf ein Interview - ganz zu erfassen. Nicht einmal auf Fox News war von einem Anschlag in Schweden am Vorabend die Rede, sondern nur von einem allgemeinen Anstieg der Kriminalitätsrate.

Es ist bizarr. Nach allem, was aus dem Weißen Haus durchsickert (und das ist ungewöhnlich viel), hat Trump einen so kurzen Arbeitstag wie wohl noch kein US-Präsident vor ihm. Arbeitsbeginn etwa um neun Uhr morgens, und gegen 18.30 Uhr zieht sich der Präsident wieder in die Privaträume zurück – um dort viel fernzusehen und bis weit in die Nacht hinein zu tweeten. Unfassbar!

"Mental unfähig, das Amt auszuüben"

Der Spott, den US-Comedians und unzählige Menschen auf dem ganzen Planeten über den Narzissten im Weißen Haus ausgießen, ist die richtige Reaktion – aber nicht ausreichend. Dafür ist die Lage zu ernst. Trump moderiert nicht mehr eine Reality Show, sondern befehligt die größte Militärmaschine der Welt. Mit einer locker hingeworfenen Bemerkung hat er beispielsweise die Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern über Bord geworfen – und damit vier Jahrzehnte US-Politik.

Kein Wunder also, dass 35 Psychiater, Psychologen und Sozialarbeiter in einem offenen Brief gewarnt haben, Trump sei mental "unfähig, sein Amt sicher auszuüben". Ihre Berufsethik verbietet es eigentlich, solche Ferndiagnosen zu stellen. Die Unterzeichner des Briefs haben dies damit begründet, dass einfach "zu viel auf dem Spiel" stehe.

Noch ist es nicht so weit. Aber Trump könnte der erste US-Präsident sein, bei dem eine Verfassungsbestimmung (Artikel 4 des 25. Verfassungszusatzes) in Betracht gezogen werden muss, nach der ein Amtsinhaber entfernt werden kann, wenn er "unfähig ist, der Macht und den Aufgaben seines Amtes gerecht zu werden". Jetzt muss sich zeigen, wie belastbar die Demokratie in den USA wirklich ist.

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