Trumps Verdienst: Die Rückeroberung des Rust Belt

14.3.2018, 09:51 Uhr
Trumps Verdienst: Die Rückeroberung des Rust Belt

© Drew Angerer/Getty Images/afp

Man lasse sich einmal auf folgendes Gedankenexperiment ein: Bei den deutschen Autobauern läuft es nicht mehr. Ein Standort nach dem anderen wird dichtgemacht. Zehntausende Menschen verlieren erst ihre Arbeit, dann ihr Haus, am Ende womöglich noch ihre Selbstachtung. Und die Politik erklärt das mit Globalisierung, und immer schwingt mit: "Entschuldigung, da kann man nichts machen."

Bis schließlich ein Politiker die Bühne betritt, der zwar reichlich unseriös wirkt, der aber gleichzeitig ein Mann ist, der sagt: "Doch, da kann man schon was machen."

In den USA ist dieses Gedankenexperiment mit Donald Trump Realität geworden. Die neuen Zölle auf Stahl sind sein in Politik gegossenes "Doch, da kann man schon was machen".

Wer nun wie Experten in den Verbandsetagen argumentiert, die Zölle würden sich volkswirtschaftlich negativ auswirken, der mag recht haben. Doch die Alternative – nämlich einfach zuzusehen, wie der Rust Belt, der alte Industrie- und jetzt eben Rostgürtel im Nordosten der USA, immer tiefer in die Abwärtsspirale gerät, und diesen Prozess achselzuckend hinzunehmen – ist nicht weniger fatal. Denn es war genau dieses Nicht-Handeln, das einen Trump erst ins Amt brachte.

Links liegen gelassen

Jetzt endlich reden die beiden großen US-Parteien wieder darüber, wie sich den Menschen in den verfallenden Industrieregionen Amerikas tatsächlich helfen lässt, Menschen, die die Demokraten lange Zeit links liegen ließen, weil sie sich fälschlicherweise ihrer Stimmen sicher wähnten. Diese Rückeroberung des Rust Belt durch die Politik ist – mag der Milliardär als Arbeiterführer auch noch so unglaubwürdig sein – tatsächlich Donald Trump zu verdanken. Selbst wenn der US-Präsident nun eine bittere Niederlage hinnehmen muss.

So haben die Demokraten inzwischen ihre Lehren aus der Niederlage Hillary Clintons gezogen: In der Nähe der Stahlstadt Pittsburgh siegte ihr Kandidat Conor Lamb in der Nachwahl um einen vakanten Sitz im US-Repräsentantenhaus nach aktuellem Auszählungsstand über seinen republikanischen Kontrahenten. Bezeichnend ist, wo er in Frage der Zölle auf Stahl und Aluminium steht: nämlich an der Seite Donald Trumps.

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