Unverhoffter „Zickenkrieg“ im Élysée-Palast

14.6.2012, 00:00 Uhr
Unverhoffter „Zickenkrieg“ im Élysée-Palast

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„François vertraut mir in allem, außer bei meinen Tweets.“ So sagte es Valérie Trierweiler, im Wissen um die tickende Bombe, die sie darstellt, weil sie auch als Frankreichs First Lady ihre Unabhängigkeit wahren will.

Unverhoffter „Zickenkrieg“ im Élysée-Palast

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Jetzt ist die Bombe explodiert: Mit einem einzigen „Tweet“, einer Kurznachricht beim Internet-Netzwerk Twitter, hat sie all die Mühen ihres Partners François Hollande zertrümmert, als diskreter, ja „normaler“ Präsident zu erscheinen, ohne die privat erlebten und öffentlich ausgetragenen Melodramen eines Nicolas Sarkozy. Kurz vor der Parlamentswahl am Sonntag ist die Rede vom „Rosenkrieg“ im Élysée-Palast. Manche sprechen auch vom „Trierweiler-Gate“.

„Viel Glück für Olivier Falorni, der sich seit so vielen Jahren in einem selbstlosen Engagement an der Seite der Leute von La Rochelle schlägt“, hatte die 47-Jährige an die Internet-Gemeinschaft geschickt. Zeilen mit Zündkraft: Denn Trierweiler feuerte niemand anderen an als den schärfsten Kontrahenten von Hollandes Ex-Partnerin und Mutter seiner vier Kinder, Ségolène Royal.

Als Partei-Dissident tritt Falorni im westfranzösischen La Rochelle gegen Royal an. Mit Hilfe boshafter konservativer Wähler könnte er ihr das Abgeordnetenmandat streitig machen. Es wäre ein tiefer Knick in der Karriere der einstigen Präsidentschaftskandidatin und Sozialisten-Ikone. Demonstrativ hatte Hollande seine Ex, mit der er seit der Trennung ein kompliziertes Verhältnis pflegt, unterstützt.

Umso mehr verblüfft Trierweilers Aktion: Die Opposition höhnt, Hollandes Parteifreunde schäumen über seine rebellische Gefährtin. Einer der wenigen verbliebenen wohlwollenden Genossen weist darauf hin, dass François Mitterrands Gattin Danielle schlimmer gewesen sei – die habe Fidel Castro unterstützt.

Trierweiler selbst bezeichnete es jetzt als „idiotisch“, sie für eifersüchtig zu halten, und die ganze Aufregung für übertrieben. Doch ihre Rivalität mit Royal ist bekannt. Ausführlich hatte die Presse im Wahlkampf über den Handschlag berichtet, den sie Royal öffentlich aufgezwungen hatte – ein Friedenssignal nach langer Funkstille.

Interview am Wochenbett

Als politische Journalistin für die Illustrierte Paris Match hatte Trierweiler die Sozialistische Partei begleitet und sogar ein Interview mit Royal vom Wochenbett geführt, kurz nach der Geburt ihres vierten Kindes. So war sie auch Hollande nähergekommen – die Liaison lief längst, als Royal ihn nach ihrer Wahl-Niederlage 2007 vor die Tür setzte.

Erst jetzt schienen die Wogen endlich geglättet. Und nun diese „freundschaftliche und rein persönliche Nachricht“, für die Falorni sich umgehend bei Trierweiler bedankte. Royal versagte sich einen Kommentar: Sie konzentriere sich auf den Wahlkampf.

Trierweiler, wegen ihrer scharfen Zunge „Rottweiler“ genannt, eckt nicht zum ersten Mal an. Trotz Kritik will sie weiter für Paris Match arbeiten, im Kultur-Ressort. Hollandes Umfeld fürchtet ihre Einmischungen. In Interviews äußerte sie die Idee, den Titel „Première Dame“ auszuwechseln, die Rolle der Ersten Frau Frankreichs zu überdenken: „Mein Wort darf nicht das des Präsidenten stören.“ Sprach’s und tat das Gegenteil. Liebhaber warten auf weitere Episoden von „Dallas im Élysée".

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