Viel Grün, wenig AfD: Was die Jugend den Alten voraus hat

16.9.2017, 12:23 Uhr
Ran an die Urne: Die zwölfjährige Jule und ihr siebenjähriger Bruder Vincent haben in Pegnitz probeweise gewählt.

© Luisa Degenhardt Ran an die Urne: Die zwölfjährige Jule und ihr siebenjähriger Bruder Vincent haben in Pegnitz probeweise gewählt.

Viele Kinder und Jugendliche wollen die Welt verändern und besser machen; das zeigt sich nicht nur in persönlichen Gesprächen, sondern spiegelt sich auch in Forschungsarbeiten wieder. Auch das Ergebnis der U18-Bundestagswahl ist ein klares Indiz dafür: Die Grünen schneiden sowohl bundesweit als auch in der Region überraschend stark ab. Nun ist es wahrscheinlich, dass die jungen Wählerinnen und Wähler das Programm nicht bis in die letzten Einzelheiten gelesen haben, sondern sich sehr auf ihr Gefühl verlassen haben. Doch auch da ist die Farbe Grün ein klares Symbol: Sie steht für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Ähnlich ist es bei den überraschend vielen, die für die Tierschutzpartei stimmten. Das ist ein Beleg für Einfühlungsvermögen in die Belange anderer Lebewesen - und für die Erkenntnis, dass bei der Massentierhaltung vieles nicht in Ordnung ist.

Die Union dagegen liegt in der U18-Gruppe weit unter den jetzigen Werten der Umfragen, bleibt aber dennoch stärkste Partei. Diese Entscheidung spiegelt wahrscheinlich die Zufriedenheit mit der momentanen Situation wider, mit gesellschaftlichem Wohlstand und Bildungschancen.

Spannend ist neben dem individuellen Wahlverhalten auch die Frage, welche Regierungskoalitionen sich mit den U18-Stimmen bilden ließen: Da ist die Union immer noch so stark, dass an ihr kein Weg vorbeiführt. Zu einem Regierungswechsel mit Martin Schulz als Kanzler würde es nicht reichen.  Schwarz-Grün könnte bei den Ergebnissen aus der Region knapp reichen, nicht aber bundesweit.

Da bleibt unter dem Strich doch nur die Große Koalition oder aber ein Jamaica-Bündnis mit Konservativen, Grünen und den Liberalen. So ähnlich könnte übrigens auch die echte Bundestagswahl am 24. September ausgehen.

Erfreulich ist übrigens auch, dass die Rechtspopulisten der AfD es nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde schafften und damit deutlich unter ihren momentanen Umfragewerten bei den Erwachsenen liegen. Da sind viele Kinder und Jugendliche offenbar klüger als Erwachsene, weil sie seltener auf Schlagworte und Provokationen hereinfallen.

Die Erfahrung zeigt, dass sich Parteipräferenzen der Jugend mit zunehmenden Alter verschieben und sich dann dem Mainstream anpassen. Das dürften vor allem die Grünen schade finden, die mit den U18-Ergebnissen eine deutlich verbesserte Chance hätten, ihre Inhalte im Bundestag umzusetzen. Und das wird Union und Sozialdemokraten trösten, die mit ihren Stimmenanteilen völlig unzufrieden sein müssten, wenn sie denn einmal Realität werden würden.

Eines bleibt aber hoffentlich: Dass die U18-Wähler verstanden haben, wie wichtig solche Abstimmungen sind. Denn Demokratie lebt nun einmal vom Mitmachen.

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