Wahl von Kramp-Karrenbauer ist eine verpasste Chance

7.12.2018, 18:04 Uhr
Glückwünsche von der Kanzlerin: Angela Merkel gratuliert ihrer Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer.

© Rainer Jensen/dpa Glückwünsche von der Kanzlerin: Angela Merkel gratuliert ihrer Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Mit nur 17 Stimmen mehr als nötig ist Annegret Kramp-Karrenbauer in der Stichwahl zur neuen CDU-Vorsitzenden gewählt worden. Das zeigt, dass es unter den Delegierten doch zwei in etwa gleich starke Lager gab – eines, das die Zukunft der womöglich letztverbliebenen Volkspartei CDU in der politischen Mitte verortet sehen wollte und eines, das sich eine CDU wünschte, wie sie eigentlich immer war, bevor Angela Merkel vor 18 Jahren Parteichefin wurde – eine Volkspartei mit klaren bürgerlich-christlich-konservativen Wurzeln und Werten.

Was bedeutet nun die Wahl von AKK – und die knappe Niederlage von Friedrich Merz? Klar ist, dass das Duo Kramp-Karrenbauer und Merkel reibungsloser zusammenarbeiten wird als ein Duo Merz-Merkel. Merkel, die den Eindruck verströmt, ihre verbleibende Zeit als Regierungschefin elanvoll nutzen zu wollen, wird darin von Kramp-Karrenbauer, ihrer Vertrauten, tatkräftig unterstützt werden. Und doch muss die Saarländerin darauf achten, der Kanzlerin nicht nur eine Erfüllungsgehilfin zu sein, sondern sich von ihr zu emanzipieren. Man darf gespannt sein, wie sie das angeht, ob sie es wagt, in einem Konfliktfall, so es diesen geben wird, der Regierungschefin, der Inhaberin der Richtlinienkompetenz, zu widersprechen.


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Wer den CDU-Vorsitz einnimmt, wird dies immer mit dem Anspruch tun, als Spitzenkandidat/in der Partei bei einer Bundestagswahl anzutreten — mit dem Ziel, das Bundeskanzleramt anzustreben. Nachdem die SPD wohl bis auf Weiteres als ernstzunehmende Konkurrenz ausfällt, umso mehr. Kramp-Karrenbauer wird, wenn die Große Koalition doch die verbleibenden drei Jahre durchhält, Zeit für eine tiefgreifende Programmdebatte haben. Die hat die CDU auch nötig.

Friedrich Merz hat mit seiner Kandidatur die Nachfolgesuche für Merkel erst richtig spannend gemacht. Dass er AKK nun knapp unterlag, ist für die CDU eine verpasste Chance. Merz hätte die große Aufgabe angehen können, die CDU wieder zu einer führenden konservativen Volkspartei für Deutschland und Europa zu machen, die Modernität mit wertegebundener Haltung verbindet. Wenn Kramp-Karrenbauer klug beraten ist, dann holt sie den Mann zurück ins Team, den Angela Merkel einst hinausgedrängt hat.

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