Warum die Bundesregierung Frauen stärker fördern muss
16.4.2018, 10:55 UhrWer die Verteilung der Top-Posten in der Bundesregierung anguckt, erinnert sich wieder daran, warum wir so oft über eine Frauenquote diskutieren. Bundesministerinnen, Staatsministerinnen, Staatssekretärinnen und Abteilungsleiterinnen stellen insgesamt rund 29 Prozent des Teams. Die stark überwiegende Mehrheit ist also männlich - besonders schön wird das auf dem Team-Foto von Horst Seehofers Innenministerium deutlich. Dafür, dass schon viele Bundesregierungen sich das Ziel gesetzt haben, den Frauenanteil zu erhöhen, ist das ziemlich schwach.
Dabei hörten sich die Meldungen der vergangenen Wochen so fortschrittlich an. Beispiele: Das Bundeskabinett hat mit 43,8 Prozent einen der höchsten Frauenanteile in seiner Geschichte. Die Männerpartei FDP - ausgerechnet! - denkt ernsthaft über eine Frauenquote für sich selbst nach. Und der thüringische Landtag will eine gesetzliche Frauenquote in der Politik - und zwar für Kandidatenlisten bei Landtags- und Kommunalwahlen.
Weibliche Chefs fördern Frauen eher
In den Köpfen tut sich also was. Aber es schlägt sich offensichtlich noch nicht ausreichend in der Realität nieder. Das zeigt sich ja auch im Bundestag. Dort ist der Frauenanteil sogar gesunken, von 36 auf 31 Prozent. Verantwortlich dafür sind vor allem AfD, Union und FDP, die Frauen zu wenig fördern. Union und FDP haben sich das zwar (im Gegensatz zur AfD) vorgenommen - sonderlich erfolgreich sind sie bisher nicht.
Die Bundesregierung hat allerdings eine besondere Verantwortung, für eine Gleichstellung der Geschlechter zu sorgen. Erstens ist sie sonst wenig glaubwürdig, wenn sie eben diese Gleichstellung von Konzernen und Mittelständlern verlangt. Zweitens ist inzwischen belegt, dass Frauen in Führungspositionen andere Frauen eher fördern als männliche Chefs.
Absprachen abends beim Bier
Natürlich ist der niedrige Frauenanteil teils auch ein strukturelles Problem. Nicht nur auf kommunaler Ebene finden viele Absprachen eben noch in Hinterzimmern und abends beim Bier statt. Gerade für junge Frauen ist das selten mit Beruf und Familie vereinbar. Wobei es auch für junge Männer zunehmend unattraktiv wird, je mehr sie sich an der Erziehungsarbeit beteiligen.
Hier liegt es an den Parteien, den Bezirks- und Ortsverbänden, neue Wege zum politischen Engagement zu schaffen. Außerdem wäre es sinnvoll, das, was die thüringische Landesregierung vorschlägt, auch für die Kandidatenlisten bei Bundestagswahlen zu diskutieren.
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