Was G20-Gegner und Trump-Fans eint

21.6.2017, 11:08 Uhr
Was G20-Gegner und Trump-Fans eint

© dpa

Es wird ein (zumindest politisch) heißes Wochenende in Hamburg: Am 7. und 8. Juli findet dort der Gipfel der 20 größten Industrienationen und Schwellenländer statt. Schon jetzt deutet einiges auf eine Eskalation hin: Unbekannte, mutmaßlich aus dem linksextremen Spektrum, verüben Brandanschläge auf Bahnanlagen; gleichzeitig richtet die Polizei eine so genannte "Gefangenensammelstelle" ein, wo Hunderte Demonstranten in Gewahrsam genommen werden können. "Willkommen in der Hölle" haben Linksautonome ihre Gipfel-Demo angesichts dessen treffend getauft. 

Im Fadenkreuz des Protests steht freilich auch Donald Trump - nach Gründen muss man nicht lange suchen: Der US-Präsident verkörpert mit seiner nationalistischen Politik und Anti-Migranten-Rhetorik das Gegenteil dessen, was Linke einfordern, nämlich internationale Solidarität.

Dennoch haben die Anhänger des US-Präsidenten und die linken G20-Gegner eines gemeinsam: ihre Ablehnung der Globalisierung. Oder besser: ihre Ablehnung dessen, was die Mehrheit der G20 als Globalisierung versteht - ein radikal liberales Projekt der weltweiten Deregulierung des Handels und der Finanzmärkte.

Die Globalisierung mag den Wohlstand weltweit gemehrt haben. Sie führte aber zweifelsohne auch zu Verwerfungen: Arbeitsplätze werden zu Hunderttausenden in Billiglohnländer verlagert, Großkonzerne entziehen sich - ebenso wie Reiche - mit Hilfe weltumspannender Unternehmens-Konstruktionen und Steueroasen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Der entfesselte Freihandel macht's möglich.

Gleichzeitig scheint die liberale Demokratie unfähig, die Segen der Globalisierung (die es in der Tat gibt) allen Menschen zukommen zu lassen. Im Gegenteil: Die Mittelschicht wird kleiner, die Lohnunterschiede zwischen den Reichsten und den Ärmsten der Gesellschaften nehmen immer extremere Züge an. Das attestierte den Industrieländern erst kürzlich die OECD in ihrem Jahresausblick, eine Organisation, die nicht gerade im Ruf steht, globalisierungskritisch oder links zu sein.

Die Frustration über diese Entwicklungen machte den Wahlsieg Donald Trumps möglich - und sie treibt die Menschen vor dem G20-Gipfel auf die Straße, so unterschiedliche Antworten diese beiden Gruppen auch hinsichtlich ihrer Lösungsvorschläge haben. Natürlich ist Deutschland noch von amerikanischen Verhältnissen entfernt. Es sollte sich aber niemand täuschen: Die Bundesrepublik ist auf dem Weg genau dort hin. Über G20-Proteste auf der einen und die Wahlsiege von Populisten auf der anderen Seite muss sich deshalb niemand wundern.


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