What's next? Die Kandidaten der US-Demokraten für 2020

15.11.2018, 07:40 Uhr
Chuck Schumer, Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat, wird von der Fraktion des Senats umgeben. Nun ist eine Debatte über die nächste Präsidentschaftskandidatur in vollem Gange.

© J. Scott Applewhite/AP/dpa Chuck Schumer, Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat, wird von der Fraktion des Senats umgeben. Nun ist eine Debatte über die nächste Präsidentschaftskandidatur in vollem Gange.

Es klang sehr bestimmt, wie Mark Penn eine dritte Kandidatur Hillary Clintons fürs Weiße Haus prophezeite. Sie werde nicht hinnehmen, dass die demütigende Schlappe im Duell gegen einen Amateur das Ende ihrer Karriere bedeute, schrieb der Politikberater im Wall Street Journal."Sie dürfen davon ausgehen, dass sie sich nochmals um die Präsidentschaft bewirbt." So wie Trump das Feld der Republikaner aufgerollt habe, werde Clinton die aufstrebenden Stars in den Reihen der Demokraten besiegen, "sie werden fallen wie Kegel auf einer Bowlingbahn".

Vielleicht wollte Penn einen Testballon starten, vielleicht wollte er auch nur seine Privatmeinung äußern, ohne sich mit Clinton abgesprochen zu haben. Zum engsten Kreis der Vertrauten um die ehemalige First Lady, Senatorin und Außenministerin scheint er nicht mehr zu gehören, seit sie 2008 gegen Barack Obama den Kürzeren zog. Penn war damals ihr Kampagnenmanager, mitten im Wahlkampf wurde er ausgetauscht, weil sie sich schlecht beraten fühlte. Man könnte seine Prognose als irrelevant abtun, wären da nicht auch Wortmeldungen Clintons, die unverändert brennenden Ehrgeiz verraten.

"Nun, ich wäre gern Präsidentin", sagte sie neulich bei einem Auftritt im 92Y, einem Club in Manhattan. Trump habe Freunde wie Feinde verwirrt, keiner wisse mehr, wofür Amerika eigentlich stehe. "Also, die Arbeit, die zu leisten sein wird, ist eine Arbeit, für die ich sehr gut gerüstet wäre, nachdem ich acht Jahre im Senat verbracht habe und dann Diplomatin im State Department war." Es klang, als wollte sie es noch einmal wissen. Oder war es doch nur ein wehmütiges Hadern mit der eigenen Niederlage?


"Midterms": Was das Ergebnis für Trumps Kurs bedeutet


Die Kongresswahlen sind Geschichte, immer mehr rückt in den Fokus, wen die Demokraten 2020 ins Rennen gegen Trump schicken. Obwohl sie die Mehrheit im Repräsentantenhaus erobern und damit zumindest einen Teilsieg erringen konnten, sind sie sich keineswegs einig, mit welcher Botschaft sie in dieses Rennen ziehen sollen. Ein progressiver Flügel, stark in den Metropolen der Ost- und Westküste, fordert einen Schwenk nach links. Er hofft von der Energie einer Basis zu zehren, die mit heftigen, gut organisierten Protesten gegen Trump deutlich agiler wirkt als das Establishment der Partei, im Parlament angeführt von Nancy Pelosi und Chuck Schumer, 78 beziehungsweise 67 Jahre alt.

Eine pragmatische Fraktion will dagegen die politische Mitte besetzen, auch mit Blick auf die weiße Arbeiterschaft, die sich von den Demokraten ab- und Trump zuwandte, weil sie sich von der linksliberalen Elite nicht mehr verstanden fühlte. Und da amerikanische Parteien über Personen entscheiden, welche Richtung sie ansteuern, während Programme eher Nebensache sind, wird die Kür der Kandidaten zu einem Richtungsstreit.

Wahlkampf zwischen Jung und Alt

Auf der Linken sind es drei Senatoren, deren Namen bei keiner Debatte fehlen: Bernie Sanders, Elizabeth Warren und Kamala Harris. Sanders, nominell parteilos, ist der unbestrittene Wortführer dieses Flügels. Allerdings stellt sich die Frage, ob er mit seinen 77 Jahren einen gnadenlos harten Wahlkampfmarathon durchstehen kann, der auch Jüngere an den Rand der Erschöpfung bringt. Warren, die sich im Zuge der Finanzkrise als kompetente Kritikerin der Wall-Street-Banken profilierte, gilt als eine Art Chefökonomin der Linken. Harris, Tochter eines aus Jamaika stammenden Wirtschaftswissenschaftlers und einer in Indien geborenen Krebsforscherin, steht für das weltoffene Kalifornien, das sich voller Selbstbewusstsein als Kontrast zu Trumps nationalistischer Vision von Amerika versteht.

Zusehends ins Rampenlicht rückt Sherrod Brown, ein alter Hase der Politik, den sie auf der nationalen Bühne erst jetzt wirklich wahrnehmen. Die Senatswahl in Ohio, einem der Rust-Belt-Staaten, denen Trump seinen Wahlsieg verdankt, hat er mit fast acht Prozent Vorsprung gewonnen. Er habe unbeirrt die Interessen von Arbeitern und Gewerkschaften vertreten und am Ende bewiesen, dass man damit auch im Herzen der USA Erfolg haben könne, jubelte Brown nach seinem Triumph. "Dies ist 2018 die Botschaft aus Ohio, und 2020 wird es das Rezept für das ganze Land sein.

"Im Lager der Pragmatiker liegt Joe Biden, der ehemalige Vizepräsident, an der Spitze der Meinungsumfragen. Auch er ein Mann, der die Sprache der Malocher versteht. Wäre er an Stelle Clintons gegen Trump angetreten, ist in Michigan, Pennsylvania oder Ohio immer wieder zu hören, regierte heute ein Demokrat im Weißen Haus. Dabei ist Bidens Wahlbilanz eher ernüchternd. Zweimal trat er an, um Präsident zu werden, 1988 und 2008. Beide Male musste er chancenlos das Handtuch werfen. Hinzu kommt, wie bei Sanders, die Altersfrage. Würde er im Januar 2021 vereidigt, wäre er 78.

Die Geheimtipps

Als Geheimtipps gelten Amy Klobuchar, die unaufgeregte Senatorin aus Minnesota, und Eric Garcetti, der Bürgermeister von Los Angeles. Letzterer ein Praktiker, der sich ideologisch nicht festlegen lässt, seiner Partei gleichwohl ans Herz legt, sich wieder stärker um Geringverdiener zu kümmern. "Die Partei der Benachteiligten, das sind wir“, sagt Garcetti. "Trump hat es gedreht, nun sind wir angeblich die Partei der Elite, obwohl es vollkommener Schwachsinn ist." Schließlich wäre da noch Beto O’Rourke, ein charismatischer Abgeordneter aus El Paso, einer texanischen Stadt an der Grenze zu Mexiko.

Eine Kategorie für sich. Mit den Forderungen der Linken begab er sich in Gegenden, die so fest in republikanischer Hand zu sein schienen, dass sich deren Gegner dort nur selten blicken ließen. Knapp drei Prozent fehlten O’Rourke am Sieg über den Konservativen Ted Cruz, in Texas die knappste Niederlage eines Demokraten seit Langem. Er selber verbucht es als Beleg dafür, dass es die Wähler zu schätzen wissen, wenn sich einer kräftig ins Zeug legt und sich dabei treu bleibt, auch wenn er in Hochburgen des politischen Gegners für sein Programm wirbt. Die Fans des 46-Jährigen erinnern an Abraham Lincoln. Auch Old Abe verlor ein Senatsvotum, bevor er ins Weiße Haus gewählt wurde. 

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