Zahl der Straftaten 2017 um fast zehn Prozent gesunken

22.4.2018, 10:53 Uhr
Laut "Welt am Sonntag" weist die Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr insgesamt 5,76 Millionen Straftaten aus - im Vergleich zu 2016 eine Abnahme um 9,6 Prozent

© Nicolas Armer/dpa Laut "Welt am Sonntag" weist die Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr insgesamt 5,76 Millionen Straftaten aus - im Vergleich zu 2016 eine Abnahme um 9,6 Prozent

In Deutschland sind 2017 fast zehn Prozent weniger Straftaten erfasst worden als im Vorjahr. Das berichtet die Welt am Sonntag und beruft sich auf die noch unveröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS).

Einen derart starken Rückgang bei der Kriminalität habe es seit fast 25 Jahren nicht gegeben, heißt es. Die Kriminalität an Schulen in Deutschland nimmt dagegen nach jahrelangem Rückgang wieder zu. Frankfurt am Main liegt bei den erfassten Straftaten deutschlandweit wieder auf Platz eins.

Laut Welt am Sonntag weist die Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr insgesamt 5,76 Millionen Straftaten aus - im Vergleich zu 2016 eine Abnahme um 9,6 Prozent oder rund 611.000 Taten. Etwa ein Drittel aller Taten entfällt demnach - wie in den Vorjahren - auf Diebstahlsdelikte: Es gab 2,09 Millionen Fälle, das ist ein Minus von 11,8 Prozent.

Bei der gemeldeten Gewaltkriminalität wurde laut dem Bericht ein Rückgang um 2,4 Prozent auf rund 189.000 Fälle verzeichnet. Frankfurt am Main liegt bei den erfassten Straftaten deutschlandweit wieder auf Platz eins.

Die Übersicht will Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz am 8. Mai vorstellen. Vor "voreiligen Schlussfolgerungen hinsichtlich der Sicherheitslage" warnt der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow der Zeitung.

Es sei aber richtig, "dass wir seit der ersten gesamtdeutschen Kriminalitätsstatistik 1993 noch nicht einen solch hohen Rückgang zu verzeichnen hatten".

Zahl der Wohnungseinbrüche ist zurückgegangen

Bereits bekannt war, dass die Zahl der registrierten Wohnungseinbrüche in Deutschland 2017 um mehr als ein Fünftel zurückgegangen ist. Die Polizei erfasste für 2017 insgesamt rund 117.000 versuchte und vollendete Wohnungseinbrüche, wie Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur auf Grundlage der Kriminalstatistiken der Länder ergaben.

In Frankfurt am Main wurden im vergangenen Jahr rund 14.900 Straftaten pro 100.000 Einwohner erfasst. Es folgen Hannover (14.600 Straftaten) und knapp dahinter Berlin (14.600). Im Vorjahr hatte Berlin noch auf dem ersten Platz gelegen, davor jahrelang Frankfurt. Alle 39 Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern wurden ausgewertet.

Polizisten erschossen im vergangenen Jahr 15 Menschen bei Einsätzen in Deutschland, wie aus einer Umfrage unter den Innenministerien und Polizeibehörden der Bundesländer hervorgeht, über die die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet.

40 weitere Menschen seien verletzt worden. Meistens hätten die Beamten aus Notwehr oder zur Nothilfe gehandelt - weil sie ihr eigenes Leben retten oder Menschen in Lebensgefahr helfen mussten, hieß es von der Zeitung.

Die genannten Zahlen liegen etwas höher als im Jahr 2016. Damals hatten Polizisten 11 Menschen erschossen und 28 verletzt. Die Zustände an den Schulen in Deutschland haben sich nach jahrelangem Rückgang der Kriminalität wieder verschlechtert.

Etliche Bundesländer registrierten für 2017 einen teils spürbaren Anstieg von Kriminalität und Gewalt, wie aus den Statistiken der Landeskriminalämter hervorgeht. Zu den Gründen gibt es noch keine Erklärung. Bundesweite Zahlen will das Bundeskriminalamt in einigen Wochen vorlegen.

Die meisten Täter sind männlich und deutsch

Unverändert ist die große Mehrzahl der Täter männlich und deutsch. Der Anstieg der Schulstraftaten geht nach Angaben des Landeskriminalamtes Niedersachsen auch einher mit einem Anstieg der gesamten Jugendkriminalität im Jahr 2017.

Nach zehnjährigem Rückgang nahm die Zahl minderjähriger Tatverdächtiger in dem Flächenland um vier Prozent zu, die Zahl tatverdächtiger Kinder stieg um 21 Prozent. Die Gründe will das LKA untersuchen. Auch für den Wiederanstieg der Kriminalität an Schulen gibt es noch keine Erklärung.

Wie der Kriminologe Christian Pfeiffer der Deutschen Presse-Agentur sagte, könnte der Anstieg an einem geänderten Anzeigeverhalten liegen. In Zeiten großer medialer Aufregung über Gewalttaten würden Straftaten häufiger angezeigt.

Auch wenn es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Ausländer handele, sei die Anzeigebereitschaft statistisch erwiesenermaßen höher. Mit einer nach dem Flüchtlingszuzug gestiegenen Zahl ausländischer Schüler könne dies möglicherweise den Anstieg erklären.

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