Sieben Gemeinden blicken über die Ortsgrenzen

30.5.2016, 14:00 Uhr
Sieben Gemeinden blicken über die Ortsgrenzen

© Foto: Christoph Schmidt/dpa

„Überlasten wir nicht die Bürger?“, fragt Bürgermeister Uwe Emmert nicht ganz ohne Grund in die Runde. Denn vor dem ILEK, dem über Ortsgrenzen blickenden „Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept“, hatten sich die Wilhermsdorfer in der jüngeren Vergangenheit schon intensiv bei ISEK eingebracht. Dieses „Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept“ soll seit 2014 Stärken fördern und Schwächen der Gemeinde ausmerzen.

Nun also ILEK – das gleich für sieben Gemeinden des nördlichen Landkreises Fürth gedacht ist. Auch hier haben die Planer Stärken-Schwächen-Analysen aufgestellt. Die Anwesenden sollen „mitmachen, mitdiskutieren, Ideen finden“, erklärt Emmert den Sinn.

Planerin Kristina Vogelsang ergänzt: Für entstehende Projekte gebe es Fördergeld, denn „das Konzept soll nicht in der Schublade landen“. Zwei Kernfragen hat die Beraterin an die Anwesenden: „Was bedeutet dieser Raum für die Naherholung suchenden Städter rund um Nürnberg?“ Und: „Wohin orientieren sich eigentlich die Wilhermsdorfer?“ Mehr hin zu den östlichen Zenngrund-Allianz-Kommunen von Langenzenn bis Puschendorf, oder eher in Richtung Westen, also gen Markt Erlbach oder Neuhof, die der Kommunalen Allianz Aurach-Zenn angehören?

Alte Verbindungen

Kristina Vogelsang stellt sogar die Frage: „Wenn Sie mehr nach Westen orientiert sind: Sind Sie überhaupt in der Zenngrund-Allianz richtig?“ Seit 1972 liegt Wilhermsdorf am westlichen Ende des Landkreises Fürth. Damals entschieden sich die Bürger, vom Landkreis Neustadt/Aisch in Richtung Metropolregion zu wechseln. Deshalb seien alte Verbindungen – etwa zum Einkauf – bis heute geblieben, auch wenn viele „Neubürger“ aus der Metropolregion zugezogen sind.

Auf der Wandtafel unter dem Titel „Wo erledige ich was?“ können die Bürger ihre „Geschäftsbeziehungen“ über den Ort hinaus eintragen: Am Ende finden sich dort viele Striche beim „westlichen Landkreis“, sprich Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Und so ist es auch kein Wunder, dass auf gelben „Schwächen“-Kärtchen zu lesen ist: „Markt Erlbach müsste aus Wilhermsdorfer Sicht eigentlich zur Zenngrund-Allianz gehören.“

Oder auch: „Die Vernetzung sollte nicht an der Landkreisgrenze aufhören. Der Radwegbau darf dort nicht Halt machen.“ Dies sieht Kristina Vogelsang ebenso. Und sie ist sicher, „man findet auch dafür die richtige Förderkulisse“, um zum Beispiel den Zenntalradweg über die Kreisgrenze hinweg auszubauen. Schon, um das komplette Zenntal als Ausflugsgebiet für Städter attraktiver zu machen.

Bessere Zusammenarbeit

Zumal es überall Gaststätten, Kulturangebote und Wanderwege gebe, von denen noch nicht einmal die Bewohner der Nachbarkommune etwas wüssten, wie Emmert bestätigt. „Das Denken über die Grenzen müssen auch wir erst lernen“, gibt er mit Blick auf eine bessere Zusammenarbeit in Rathäusern oder Bauhöfen zu.

Die Anwesenden suchen an diesem Abend Stärken und Schwächen in allen Lebensbereichen, von Wohnen über Nahversorgung, Gastronomie, Wirtschaft, Kultur, Landwirtschaft bis Klima. Überall werden Kärtchen angeheftet. Drei Viertel davon sind gelb, zeigen also Schwächen auf. Bürgermeister Emmert hat dagegen schon eine konkrete Projektidee: „Eine Art Kirchenweg per Zenngrundbahn. Von Veitsbronn über Langenzenn nach Wilhermsdorf.“ Drei sehenswerte Gotteshäuser direkt nebeneinander. Doch zum Besuch gehört auch, dass sie nicht abgesperrt sind. Ein Problem, das es noch zu lösen gelte.

Auch die Planer sehen von außen wohl viel mehr Gutes als Mängel. Nun wollen sie diese für alle sieben Zenngrund-Allianz-Orte zusammentragen und im zweiten Halbjahr 2016 öffentlich in einer Abschlussveranstaltung präsentieren.

Weitere Ideen an Jeannette Heinrich: zenngrundallianz@mnet-mail.de

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