Raindorf feiert seinen 750. Geburtstag

4.1.2015, 06:00 Uhr
Raindorf feiert seinen 750. Geburtstag

© Foto: Michael Müller

Herr Lehnberger, woher wissen Sie, dass Raindorf 750 Jahre alt ist?

Jörg Lehnberger: Vermutlich ist Raindorf schon älter, schließlich war das Zenntal bereits in der Mittelsteinzeit besiedelt. Möglicherweise siedelten hier Menschen Ende des 8. oder zu Beginn des 9. Jahrhunderts. Aber im Jahr 1265 wird es erstmals urkundlich erwähnt. Beschäftigt hat sich mit der Geschichte des Dorfes Manfred Meyer, der heute im ältesten Fachwerkhaus lebt. Er hat 2001 alles für das 100. Feuerwehrjubiläum aufgeschrieben.

 

Was war der Anlass für die Beurkundung im Jahr 1265?

Lehnberger: Die Burggrafen zu Nürnberg hatten einen Bauernhof in Raindorf vom Stift Ellwangen erworben. Es ist also ein Kaufvertrag, in dem Raindorf erstmals namentlich auftaucht. Ab 1414 zählt das Sal- und Gültbuch – eine Art Grundbuch – fünf Höfe in Raindorf auf.

Georg Tiefel: Nicht vergessen dürfen wir die Raubritter, die in Raindorf gehaust haben sollen. Sie überfielen Kutschen und Wagen auf dem Handelsweg in Richtung Neustadt.

 

Herr Tiefel, Sie stammen aus einer alten Raindorfer Familie. Was wissen Sie aus deren Geschichte?

Tiefel: Meine Vorfahren waren protestantische Glaubensflüchtlinge aus Oberösterreich, sogenannte Exulanten. Um 1667 sind acht Familien nach Raindorf eingewandert.

 

Springen wir ins 19. Jahrhundert. Im rein von der Landwirtschaftgeprägten Dorf kam die Industrialisierung an.

Lehnberger: Nach langen Streitereien über den Verlauf der Eisenbahnstrecke hielt 1901 der erste Zug in Raindorf. Das war auch nötig, denn wir hatten hier die Ziegelei. Damit war Raindorf in der Region richtig bekannt, denn der Ton hatte eine hervorragende Qualität.

Tiefel: Die Ziegelei hatte in ihrer Blütezeit 500 Beschäftigte, die alle irgendwie in den Ort kommen mussten. Und die Ziegel mussten transportiert werden, das war der Grund, weshalb Raindorf einen Bahnhof bekam. 1969 wurde der Betrieb der Ziegelei eingestellt. Heute ist die Lehmgrube eine stillgelegte Sondermülldeponie.

 

Was ist Ihre früheste Kindheitserinnerung, Herr Tiefel?

Tiefel: Ich war bei Kriegsende fünf Jahre alt, als alle aus dem Dorf in einem Keller saßen und ängstlich auf die amerikanischen Soldaten warteten. So schlimm wie befürchtet, kam es dann aus Kindersicht nicht. Ich weiß noch, wie wir den Amerikanern Eier hinhielten und sie uns Schokolade dafür gaben.

 

Wo sind Sie eigentlich zur Schule gegangen?

Tiefel: In Langenzenn. Wir mussten jeden Morgen um halb sieben aufstehen und sind dann eine Stunde gelaufen. Die Bahn hat es nämlich nicht fertig gebracht, so zu fahren, dass wir pünktlich zu Schulbeginn dort sein konnten. Schön war es, wenn im Winter Schnee lag. Da die Pferde Bewegung brauchten, wurde sie vor einen Schlitten gespannt und wir Raindorfer Kinder fuhren auf dem Pferdeschlitten in die Schule.

 

Obwohl Raindorf enge Verbindungen zu Langenzenn hatte, hat es sich bei der Gebietsreform 1978 doch für Veitsbronn entschieden. Wie kam das?

Tiefel: Das wurde im Ort heftig diskutiert. Die älteren Leute waren für Langenzenn. Sie sagten, wir gehen dort zur Kirche, wir haben dort unsere Familiengräber. Die Jüngeren und auch die Neubürger, es siedelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg viele Deutsch-Ungarn in Raindorf an, orientierten sich in Richtung Veitsbronn. Sie fuhren mit der Bahn nach Fürth zur Arbeit, mit Langenzenn hatten sie wenig zu tun. Es spielte auch eine Rolle, dass damals über die Auflösung des Landkreises Fürth nachgedacht wurde. Dann wären die nächsten Ämter in Neustadt/Aisch gewesen und nicht mehr in Fürth, also viel zu weit weg.

 

War es eine knappe Entscheidung?

Tiefel: Mit nur 13 Stimmen sprachen sich die Raindorfer für Veitsbronn aus. Ich glaube, das wurde damals bestimmt 20 Mal nachgezählt.

 

Und was sind Sie heute, Veitsbronner oder Raindorfer?

Tiefel und Lehnberger: Raindorfer.

Das Leben am Land hat sich stark gewandelt. Landwirtschaft spielt kaum mehr eine Rolle. Ein Gasthaus gibt es nicht mehr. Was macht für Sie das Leben im Dorf aus?

Lehnberger: Wir haben ein schönes Dorf. Die 500 Einwohner halten zusammen, insbesondere durch die Feuerwehr Raindorf haben wir eine starke Gemeinschaft. Natürlich finden alle Veranstaltungen rund ums und im Feuerwehrhaus statt.

Tiefel: Ich denke noch an die Flurbereinigung zurück, 2000 war alles abgeschlossen. Davon hat das Dorf stark profitiert. Es ist einfach schön, hier zu leben.

 

Das Festwochenende haben Sie am 9./10. Mai geplant. Verraten Sie schon ein bisschen was?

Lehnberger: Unser Höhepunkt wird der Auftritt der Schürzenjäger sein. Außerdem ist ein Mittelalter- und Handwerkermarkt geplant. Zur Erinnerung wollen wir eine Skulptur aufstellen. Etliche Überraschungen behält der Festausschuss aber noch für sich.

www.raindorf2015.de

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