27,2 Millionen! Hoeneß schuldet dem Fiskus wohl noch mehr

11.3.2014, 16:01 Uhr
Uli Hoeneß hat Steuern hinterzogen. Laut seiner eigenen Aussage beim ersten Gerichtstag sogar weit mehr, als bisher bekannt.

© dpa Uli Hoeneß hat Steuern hinterzogen. Laut seiner eigenen Aussage beim ersten Gerichtstag sogar weit mehr, als bisher bekannt.

Nach dem spektakulären Millionen-Geständnis von Uli Hoeneß in seinem Steuerprozess beschäftigt sich das Landgericht München an diesem Dienstag mit den umfangreichen neuen Unterlagen. Befragt wird eine Steuerbeamtin, die die Akten derzeit unter die Lupe nimmt.

Nach ihren Angaben hat Hoeneß eine vor über einem Jahr erstellte Datei zu seinem Konto erst jetzt vorgelegt. Vor rund einer Woche habe Hoeneß' Verteidigung den Behörden einen USB-Stick mit Informationen über sein Schweizer Konto zukommen lassen. Die „Grunddateien“ der pdf-Dokumente seien aber schon am 18. Januar 2013, einen Tag nach der Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten, erstellt worden, wie die Steuerfahnderin sagte. Das habe die EDV-Abteilung der Finanzbehörde festgestellt.

Außerdem, so die Steuerfahnderin weiter, liege die Steuerschuld von Uli Hoeneß noch höher als vom Bayern-Präsidenten anfangs eingeräumt. Laut ihrer Aussage vom Dienstag schulde Hoeneß dem Fiskus mindestens 23,7 Millionen Euro und nicht 18,5 Millionen, wie er am Montag erklärt hatte.

Die Verteidigung hatte außerdem betont, die Datei sei nach und nach vervollständigt und erst kurz vor Prozessbeginn fertiggestellt worden. Nach Angaben der Steuerfahnderin gaben die Behörden Hoeneß und seinen Beratern die Gelegenheit, die Selbstanzeige nachzubessern. Erst danach leiteten sie ein Ermittlungsverfahren ein und durchsuchten das Anwesen von Hoeneß am Tegernsee.

Und das ist offenbar immer noch nicht alles. Die 23,7 Millionen Euro beziehen sich auf die Zeit zwischen 2003 und 2006. Dazu kommen anscheinend noch die 3,5 Millionen Euro aus der ursprünglichen Anklage gegen den Bayern-Präsidenten. Die Steuerfahnderin nahm diese erste und vorläufige Berechnung zugunsten von Hoeneß vor. Die tatsächliche Steuerlast könnte also noch höher liegen.

Gefängnisstrafe droht

Hoeneß und seine Anwälte hatten die Informationen über die deutlich höhere Steuersumme, die der Bayern-Präsident hinterzogen haben soll, erst kurz vor dem Prozess an das Gericht weitergeleitet - und damit sogar die Staatsanwaltschaft überrascht. Die hatte dem Präsidenten des FC Bayern München in ihrer Anklage noch vorgeworfen, 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben.

Nach dem ersten Prozesstag aber ist klar: Das war nur die Spitze des Eisbergs. Hoeneß hat völlig unerwartet selbst eingeräumt, rund das Fünffache hinterzogen zu haben. 18,5 Millionen Euro hat er nach eigenen Angaben dem deutschen Fiskus vorenthalten.

Wie es nun genau im Prozess weitergeht, ist unklar. Soviel aber ist sicher: Schon als nur 3,5 Millionen Euro an hinterzogenen Steuern im Raum standen, drohte Hoeneß schlimmstenfalls eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung. Die Ausgangslage hat sich für ihn nach Bekanntwerden der riesigen Summe wohl kaum verbessert.

An einer Freiheitsstrafe für Uli Hoeneß geht nach Ansicht von Steuergewerkschaftschef Thomas Eigenthaler kein Weg mehr vorbei. „Eine Freiheitsstrafe ist für mich absolut zwingend“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. „Ob sie jetzt noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann, daran habe ich ganz, ganz starke Zweifel.“

Die Finanzbeamtin ist bereits die letzte von vier geladenen Zeugen. Ursprünglich hatte der Vorsitzende Richter Rupert Heindl geplant, schon am Donnerstag das Urteil gegen den Fußball-Funktionär zu verkünden.

Ob sich durch das überraschende, weitreichende Geständnis etwas am Zeitplan ändert, war nach Angaben des Gerichts zunächst unklar. Gespannt wird nun verfolgt, ob eine Tendenz zu erkennen ist, inwieweit die von Hoeneß gestandenen neuen Millionenbeträge die Verhandlung beeinflussen. Trotz der Verhandlung will Uli Hoeneß am Abend zum Champions-League-Spiel des FC Bayern München gegen Arsenal London anreisen.

Dieser Artikel wurde am 11. März um 16.01 Uhr aktualisiert.

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