Als das Fichtelgebirge tief in den Schneemassen versank

23.1.2019, 05:51 Uhr
Als das Fichtelgebirge tief in den Schneemassen versank

© Foto: Dietmar Herrmann

So viel Schnee gab es nie in Franken wie am 19. und 20. März 1968. Auf 220 Zentimeter Höhe türmten sich die Flocken auf dem Ochsenkopf im Fichtelgebirge.

"Als wir damals Skitouren gemacht haben, mussten wir die Spitzen der Wegweiser für die Wanderwege mit den Skischuhen ausgraben, so hoch lag der Schnee. Wir konnten nicht nur über Gartenzäune in den Orten fahren, sondern sogar über den Zaun um den Fernsehturm am Gipfel – und der ist ganz schön hoch", erzählt Hans Hirschmann aus Bischofsgrün. Bis 1995 war er Skilehrer, aber auch heute noch wedelt der 79-Jährige die Hänge hinunter.

"Zwischen 1959 und 1982 konnten am Ochsenkopf regelmäßig maximale Schneehöhen von 100 Zentimetern erreicht werden", bestätigt Uwe Böhm vom Deutschen Wetterdienst (DWD), der eine Schneefallhistorie der Region für unsere Zeitung ausgewertet hat.

Vor 1959 gab es keine Messungen des DWD am Ochsenkopf, doch Hirschmann glaubt, dass es im Winter 1941/42 noch heftiger war. "Damals mussten Arbeitslose und Rentner den Ort freischaufeln, einen Schneepflug gab es ja noch nicht", sagt er.

Günter Nölkel, der Vorsitzende des Fichtelgebirgsvereins Warmensteinach, kann sich noch genau an diese heftigen Winter erinnern. "Außergewöhnlich war auch der Winter 1969/1970, da hatten wir von November bis Ende April Schnee und konnten an Ostern noch locker Ski fahren", erzählt er.

Eine Woche lang festgesteckt

Am 10. März 1970 war Nölkel damals noch mit seinem VW Käfer heim nach Warmensteinach gefahren – doch nach seiner Ankunft schneite es so heftig und ausdauernd, dass er eine Woche lang nicht mehr das Dorf verlassen konnte, die Bevölkerung war eingeschneit. "Im ganzen Landkreis gab es damals ja nur zwei Schneefräsen. Erst nach diesem heftigen Winter haben die Gemeinden investiert – der folgende Winter war dann aber natürlich wieder deutlich kürzer", sagt Nölkel.

Der letzte extreme Winter im Fichtelgebirge war im Jahr 2006. Weit über einen Meter Schnee lag damals in Nölkels Garten. "Im Ort mussten wir den Schnee von den Dächern schaufeln, damit nichts einstürzt", erinnert er sich. In Bischofsgrün konnte man das Unglück damals allerdings nicht mehr verhindern. Das Dach einer Tennishalle kollabierte. Verletzt wurde zum Glück niemand.

Die Alteingesessenen haben über die Jahrzehnte verfolgt, wie sich der Schneefall im Fichtelgebirge verändert hat. Früher fiel in den hoch gelegenen Orten schon vor Weihnachten Schnee, jetzt kommen meist erst ab Mitte Januar größere Mengen der weißen Pracht. "Die Tauperiode war auch viel länger. Über viele Wochen ist der Schnee ganz langsam geschmolzen, heute geht das ganz schnell", meint der Warmensteinacher Jürgen Grießhammer, der seit 1991 kontinuierlich Wetteraufzeichnungen macht.

Neuer Rekord schwer messbar

Mit den Wetteraufzeichungen ist es allerdings so eine Sache. Denn am 30. September 1982 wurde die auf 1014 Metern Höhe gelegene Messstation auf dem Ochsenkopf eingestellt, seither gibt es von dort keine offiziellen Daten. Sollte der fränkische Schneerekord also noch einmal gebrochen werden, ist es gar nicht so einfach, dies auch tatsächlich festzustellen.

Aktuelle Werte gibt es nur aus dem zu Füßen des Berges gelegenen Bischofsgrün. Die dortige Station befindet sich allerdings nur auf 664 Metern, die Schneehöhen sind deshalb deutlich geringer als auf dem Gipfel. Aber auch hier lag schon einmal eine 117 Zentimeter dicke Schneeschicht. 33-mal türmte sich die weiße Pracht hier zwischen 1979 und 2018 bereits auf eine Höhe von mindestens einen halben Meter. Momentan liegen auf dem Gipfel des Ochsenkopfes rund 70 Zentimeter Schnee, genug für sehr gute Pistenverhältnisse.

Von solchen Bedingungen ist Nürnberg weit entfernt. Der Höchstwert am Flughafen war zwischen den Jahren 1955 und 2018 bei gerade einmal 26 Zentimetern. Zweimal fiel in der Stadt so fiel Schnee: am 2. Januar 1969 und am 10. Dezember 2010.

Immerhin 64-mal war Nürnberg zwischen 1955 und 2018 von einer mindestens zehn Zentimeter dicken Schicht bedeckt. Was für die Großstadt dann gleich ein Schneechaos bedeutet, ist im Fichtelgebirge natürlich Alltag. Die Alteingesessenen bedauern es sogar, dass mittlerweile gestreut wird. Auf der dicken Schneeschicht früher habe man viel besser fahren können. "Aber das muss heute wohl so sein", meint Hirschmann.

 

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