Analyse: Ein AfD-Gürtel zieht sich mitten durch Bayern

25.9.2017, 18:42 Uhr

Sächsische Verhältnisse in Deggendorf: Nahe dem Stadtpark liegt die Grundschule St. Martin, die am Sonntag Wahllokal war. 31,5 Prozent der Wähler votierten dort für die AfD. Nur 24,4 Prozent machten das Kreuz bei der Zweitstimme ganz oben, also bei der CSU. In Sachsen hatte die AfD sogar mit 27 Prozent die CDU (26,9) knapp übertrumpft.

Die Aufregung war groß in der niederbayerischen Stadt. Eine Erklärung wurde am häufigsten genannt: Das Wahllokal liegt nahe einer neuen Ersteinrichtung für Asylbewerber.

Da bleibt die Frage, wie in Zirndorf gewählt wurde, wo seit langem die Erstaufnahmeeinrichtung besteht: 12,3 Prozent AfD, 0,1 Prozentpunkte weniger als im Freistaat insgesamt.

Niedrige Beteiligung

Ob das Flüchtlingsheim allein als Begründung für das Ergebnis der AfD in Deggendorf reicht, ist ohnehin fraglich. Zudem gab es im Wahlkreis Deggendorf mit 71,7 Prozent die bayernweit niedrigste Wahlbeteiligung. Und: Die Rechtspopulisten haben sich ganz deutlich in einem Gürtel in der Mitte Bayerns festgesetzt, von Niederbayern bis nach Schwaben.

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Das höchste Ergebnis erzielten sie im Wahlkreis Deggendorf mit 19,2 Prozent. Im Wahlkreis Straubing 18,4 Prozent, in Schwandorf 17,4 Prozent, in Rottal-Inn 16,5 Prozent - im Vergleich zur Wahl 2013 mussten die Christsozialen in diesem Wahlkreis die größten Verluste hinnehmen: minus 16,1 Punkte auf 42,7 Prozent. Weitere AfD-Hochburgen: Passau mit 16,1 Prozent, Ingolstadt 15,1 Prozent, Neu-Ulm 15,1 Prozent, Donau-Ries 14,7 Prozent, Landshut 14,6 Prozent, Altötting 14,5 Prozent; im Wahlkreis Nürnberg-Süd waren es 14,3 Prozent für die Rechtspopulisten.

Nur 7,7 Prozent

Dagegen hat vor allem das verhältnismäßig schlechte Abschneiden der AfD in München ihr oberbayerisches Gesamtergebnis gedrückt: Dort kam die Partei im Schnitt nur auf 11,2 Prozent. Die wenigsten Zweitstimmen erhielt sie im Wahlkreis München-West/Mitte mit 7,7 Prozent. Ihr schwächstes Ergebnis in einem Bezirk fuhr die AfD mit 10,9 Prozent in Unterfranken ein. Allerdings gibt es auch lokale Ausreißer, wie das als Problemviertel bezeichnete Gereuth in Bamberg zeigt: Hier kam die AfD auf 28 Prozent.

Dass es in der AfD auch gemäßigte Kräfte gibt, zeigt das Beispiel Fürth. Der dortige Kandidat Arno Treiber (10,8 Prozent Erststimmen in der Stadt Fürth) bekannte sich noch am Wahlabend zu Frauke Petry und sagte den Satz: "Das Pack muss raus!" Er meinte damit namentlich die AfD-Rechtsausleger Alexander Gauland und Björn Höcke.

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