Angezeigte Sexualdelikte auf dem Berg deutlich gestiegen

25.5.2016, 06:00 Uhr
Angezeigte Sexualdelikte auf dem Berg deutlich gestiegen

© Harald Sippel

Die erste Botschaft ist unmissverständlich: "Spaß haben! Keinen Ärger. Keine sexuelle Gewalt am Berg." In der neuen Kampagne der Stadt Erlangen, der Polizei und des Vereins "Notruf und Beratung für vergewaltigte Mädchen und Frauen" steckt aber noch eine zweite Botschaft: Wehrt euch. Zeigt die Taten an. Die Polizei nimmt euch ernst.

Am Montagabend ist die 261. Erlanger Bergkirchweih zu Ende gegangen. Obwohl das Fest angesichts der Masse an Menschen friedlich war, bleibt ein fader Beigeschmack. Denn heuer wurden bei der Polizei insgesamt 15 Sexualdelikte angezeigt – Männer hatten Frauen an den Busen oder den Po gefasst. In einem Fall wurde eine Frau an zwei verschiedenen Tagen angegangen. 2014 waren es lediglich drei Anzeigen gewesen.

Dass die Frauen das Begrabschen nicht länger stillschweigend hinnehmen, wertet Birgit Hartwig vom Verein "Notruf und Beratung für vergewaltigte Mädchen und Frauen" als Erfolg. Für sie wurde mit der Kampagne ein klares Zeichen an die Besucher des Festes gesendet: Sexuelle Gewalt werde weder auf dem Berg noch auf den diversen Feiern nach dem Berg geduldet. Und: "Die Frauen haben ein Recht sich zu wehren", erklärt Hartwig.

Übergriffe auf Mädchen und Frauen habe es schon immer gegeben, sagt sie. Gewehrt hätten sich in der Vergangenheit aber eher deren Partner. Viele Schlägereien hätten sich aus einer Grapscherei heraus entwickelt.

Im Polizeipräsidium Mittelfranken will man über den Grund für die gestiegene Zahl angezeigter Sexualdelikte nicht spekulieren. Denn unklar ist die Höhe vorgefallener Delikte, hieß es am Dienstag. Wurde mehr gegrapscht und deshalb häufiger Anzeige erstattet? Oder hatten heuer mehr Frauen einfach den Mut die Tat zu melden?

Neben der Info-Kampagne wurden erstmals auch vier Rettungsinseln installiert, die Zuflucht bieten sollten. Drei befanden sich auf dem Berggelände, eine auf dem Martin-Luther-Platz – in der Nähe finden viele Nach-Berg-Feiern statt. Obwohl während des Bergs nur eine Frau dort Hilfe nach einem Übergriff suchte, halten sowohl der Arbeiter-Samariter-Bund als auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK), die diese Stationen betreiben, diese für sinnvoll.

"Es muss einen klaren Anlaufpunkt geben", betonte Thomas Heideloff, Stellvertretender Rettungsdienstleiter des BRK Erlangen-Höchstadt. Birgit Hartwig empfiehlt für das kommende Jahr, die Rettungsinseln besser auszuschildern.

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