Erste "Notebookklasse" in Wolframs-Eschenbach

30.12.2010, 13:50 Uhr
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Man kann dem Mauszeiger auf dem Bildschirm kaum folgen: Wolfgang Amadeus Mozarts Porträt, seine Le­bensdaten, die wichtigsten Stationen seiner Biografie und zum Abschluss als Hörbeispiel die „kleine Nachtmu­sik“ laufen in Form einer wohlgestal­teten Präsentation auf Thomas’ Lap­top ab, gleichzeitig per Beamer an der Wand. „War ganz einfach“, meinte Thomas, ein Sechstklässler an der Wolframs-Eschenbacher Mittelschule. Er und jeder seiner 13 Klassenka­meraden haben im November ein ei­genes Notebook bekommen. Damit ist Wolframs-Eschenbach zwar nicht die allererste Mittelschule mit einer „Notebookklasse“ in Bayern, aber zu­mindest eine der ersten.

Zunächst al­lerdings musste in die WLAN-Fähig­keit der Schule investiert werden, ehe das vor einem Jahr gemeinsam mit der Elternschaft dieser Klasse initiierte Projekt umgesetzt werden konnte. Aber nicht nur technische Vorarbeit war nötig. Das Projekt wird wissen­schaftlich begleitet, und zwar vom Lehrstuhl für Allgemeine Erziehungs­wissenschaft II der Friedrich-Alexan­der- Universität Erlangen-Nürnberg und es wurde ein langfristiges Kon­zept dafür erarbeitet. So ist Bestand­teil dieses Konzepts, dass das neue WLAN-Netz der Schule über den Fil­ter von „Time for Kids“ läuft, welcher verhindert, dass Kinder mit soge­nannten Chatrooms oder jugendge­fährdenden Inhalten des Internets in Kontakt kommen können.

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Praktisch sieht es nun so aus, dass die Klasse von Klassleiter Thomas Rott das Notebook in verschiedenen Unterrichtsfächern einsetzt – wo im­mer es angebracht erscheint. „Zum Laptop zu greifen und ihn gezielt als Arbeitswerkzeug zu nutzen, muss eine genauso banale Handlung werden wie das Aufschlagen eines Schulbuchs“, sagte Schulleiter Dr.Hruschka und zi­tierte damit den Professor des oben erwähnten Erlanger Lehrstuhls, Dr. Edwin Keiner. Die Schüler bewahren ihre Laptops in einem Safe auf, der ei­gens für diesen Zweck angeschafft wurde, das heißt, die Geräte werden nicht mit nach Hause genommen, son­dern bleiben in der

Auf jedem Laptop ist eine soge­nannte Edugrafie, ein „Lebenslauf des Wissens“ angelegt, wo jeder Schü­ler sein digitalisiertes Wissen zusam­mentragen und über mehrere Jahre bis zum Abschluss sammeln kann. Hierauf können die Schüler einmal zurückgreifen, wenn sie bei Vorstel­lungsgesprächen „Werbung in eigener Sache“ machen müssen. Ähnlich funktioniert der „Baum des Wissens“ der auf einem USB-Stick angelegt ist, der als „elektronische Schultüte“ zum Notebook mitgeliefert wurde. Damit können die Schüler im Bedarfsfall Dateien problemlos von der Schule nach Hause und zurück transportie­ren.

All das zielt ab auf eine Steigerung der Medienkompetenz der Jugend­lichen. Die meisten Kinder und Ju­gendlichen heutzutage haben ja täg­lich Kontakt mit dem Computer, aber meist sind es Computerspiele, mit de­nen sie sich beschäftigen. In der Schu­le sollen sie lernen, das Medium Com­puter als Arbeitsmittel zu benutzen, mit der Schlüsselsoftware umzugehen und gezielt zu recherchieren. Nicht zuletzt werde mediale Kompetenz zum Selbstschutz im Internet vermit­telt, sagt der Wolframs-Eschenbacher Schulleiter.

Seiner Einschätzung nach wird sich durch das Notebook im Unterricht nicht nur der Unterricht, sondern auch die Lehrerpersönlichkeit verän­dern. Den Lehrer sieht Hruschka in diesem Szenario nicht mehr als „groß­en Zampano, der alles weiß“, sondern als „Lernlenker und -leiter in einer beobachtenden Rolle“. Falsch wäre es jedoch, jetzt zu glauben, dass sich her­kömmliche Lehrmethoden dadurch erübrigen. Vielmehr sollen die Lap­tops dort, und zwar nur dort, ergän­zend zum Einsatz kommen,wo es Sinn macht.

Die Schüler der sechsten Jahr­gangsstufen sollen ihre Notebooks be­halten dürfen, bis sie die Schule ver­lassen, und dann eventuell mitnehmen können, wenn sie daran Interesse ha­ben. Hruschka möchte in den kom­menden Jahren sukzessive alle Mittel­schulklassen seiner Schule mit Note­books ausrüsten.