Hubschrauber-Ärger in Ansbach: Feinstaubbelastung hoch

20.9.2017, 21:10 Uhr
Hubschrauber-Ärger in Ansbach: Feinstaubbelastung hoch

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Das Haus der stellvertretenden Vorsitzenden der Bürgerinitiative "Etz langt’s", Kerstin Mach, liegt rund einen Kilometer von der US-Kaserne in Katterbach entfernt. Während das Gerät im August automatisch die Feinstaubbelastung aufzeichnete, zählte Kerstin Mach die Hubschrauber, die über ihrem Haus flogen.

Auf bis zu 120 Helikopter am Tag kam sie. Manchmal flogen sie bis nach Mitternacht. Teils bis zu zehn Mal höher seien die gemessenen Werte an Tagen, an denen Helikopter in der Luft waren. Eine Grafik bringt Anzahl der Hubschrauber und Messdaten zusammen: Je mehr Helikopter in der Luft waren, umso höher ist die Belastung mit Feinstaub. "Die kleinsten Partikel sind die gefährlichsten", sagt Boris-André Meyer, Sprecher der BI. "Die Messungen geben Anlass zur Sorge."

Laut Meyer verbraucht ein Hubschrauber teilweise mehr Treibstoff als ein Jumbojet. Das Landesamt für Umwelt in Augsburg hatte der Stadt Ansbach eine Absage erteilt und mobile Schadstoffmessungen abgelehnt. Deswegen kaufte die BI, die seit zehn Jahren gegen den Fluglärm und die Umweltbelastungen der Hubschrauber in Katterbach und Illesheim kämpft, ein Luftmessgerät mit Eichzertifikat für einen vierstelligen Betrag aus eigener Tasche.

Belastung durch Straßenverkehr

Die ersten Ergebnisse liegen nun vor, doch das Landratsamt Ansbach  meldet allerdings Zweifel an. "Jede Feinstaub-Emissionsquelle übt in unmittelbarer Nähe den größten Einfluss aus. Im Stadtgebiet von Ansbach dominieren weit überwiegend die im Stadtbereich vorhandenen Schadstoffquellen, vor allem der Straßenverkehr", sagt ein Sprecher des Landesamtes in einer Stellungnahme. Und weiter: "Wir gehen davon aus, dass durch den Flugbetrieb des US-Hubschrauber-Flugfeldes Ansbach-Katterbach Immissionen nur in sehr untergeordnetem Maß auftreten und verglichen mit den Immissionen durch Straßenverkehr, Industrie und Hausbrand vernachlässigbar sind."

Die Ergebnisse könnten mit Fehlern behaftet sein, das räumt die Bürgerinitiative ein. Aber: "Die ersten Messergebnisse sind alarmierend. Sicherlich müssen jetzt noch mehr Daten gesammelt werden. Fest steht allerdings, wie wichtig ein Überflugverbot von Wohngebieten ist", erklärt der Linken-Bundestagsabgeordnete Harald Weinberg aus Ansbach. Das hat der Stadtrat auch 2009 einstimmig beschlossen – mit einem Mindestabstand zu Wohnhäusern von 600 Metern.

Abstand zu Wohnhäusern

In den kommenden Wochen wechselt das Gerät seinen Standort und misst in Dörfern rund um den US-Stützpunkt in Illesheim den gefährlichen Feinstaub in der Luft. Dort ist zudem eine neugegründete Initiative aktiv, die den Bad Windsheimer Stadtrat zu einer Resolution bewegen will, die sich sowohl für einen deutlich höheren Mindestabstand zu bewohntem Gebiet, als auch für eine Verkürzung der Flugzeiten ausspricht.

Auch in der Ansbacher Residenzstraße soll das Messgerät zum Einsatz kommen. Denn: Dort gibt es eine Messstation des Landesamtes für Umwelt.

Boris-André Meyer rechnet im November mit einer neuen Rotationseinheit in Katterbach. Dann stehen nochmals Messungen in der Nähe der dortigen Kaserne an. Die Daten gehen auch an die Behörde nach Augsburg und an die bayerische Staatsregierung, kündigt Meyer an. "Es ist davon auszugehen, dass es durch den Flugbetrieb zu einer Gesundheitsgefährdung für die Bürger kommt", sagt der Sprecher.

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