Im Trachtenoutfit: Menzinger läuft 50. Marathon in Athen

17.11.2017, 10:28 Uhr
Der Marathon in Athen ist ein absoluter Klassiker unter den Langstreckenläufen. In diesem Jahr ging eine Rekordanzahl von 51.000 Teilnehmern an den Start - unter ihnen auch Jakob Brandl (links), Student in Ansbach.

© Peter Ehler Der Marathon in Athen ist ein absoluter Klassiker unter den Langstreckenläufen. In diesem Jahr ging eine Rekordanzahl von 51.000 Teilnehmern an den Start - unter ihnen auch Jakob Brandl (links), Student in Ansbach.

Mit seinen Freunden vom Stammtisch Obermenzing war Gerhard Fenzl zum Sporturlaub von der Isar nach Griechenland gekommen. "Es ist mein 50. Marathon. Im Ziel ist dann Schluss", meinte der 59-jährige doch etwas wehmütig. "Schließlich spielt das Knie nicht mehr mit." Im nächsten Jahr soll es daher auf kürzere Distanzen gehen. Wie auch in Athen sind diese bei allen großen Lauf-Veranstaltungen im Rahmenprogramm aufgenommen.

Janker und Gemütlichkeit

Fenzl war ausgestattet im Outfit eines sympathischen Oberbayern - mit Wappen-Löwen und Maßkrug am Hut, weiß-blauem Janker und einer Portion Gemütlichkeit. Begleitet hatten ihn Christina und Jakob Brandl, der an der Fachhochschule in Ansbach studiert und in der Herbstsonne Griechenlands seinen fünften Marathon läuft. Während gleichzeitig im 2000 Kilometer entfernten Mittelfranken der Winter mit Schnee und Glatteis an den Start geht.

Gerhard Fenzl dagegen ist ein Original. Er schnürte schon bei vielen internationalen Läufen die Schuhe, kennt freilich auch die Läufe in Nordbayern, war in Regensburg und Würzburg dabei und ist mit seinen Stammtischfreunden aus dem Stadtteil ein Urgestein beim München Marathon. "Dort betreiben wir seit Jahren die erste Verpflegungsstelle."

Thermometer klettert über 20 Grad

Der Münchner weiß daher, wie wichtig die Getränke-Stationen entlang der Strecke auch in Athen sein werden. Denn schon beim Start im Dorf Marathon zeigt das Thermometer im November-Morgen selbst im Schatten bereits über 20 Grad. Hier tummeln sich bei der 35. Auflage des Rennens über 18.500 Starter. Die Spitzenläufer aus Afrika haben eine Rekordjagd angekündigt. Für die Freizeitläufer aus über 100 Nationen ist die Ansage dagegen Nebensache. Viele stehen geduldig vor den Treppen zum Olympischen Feuer an und hoffen, noch vor dem Startschuss mit der Fackel ein Erinnerungsfoto zu erhaschen, machen ein Selfie mit den vielen freundlichen Polizisten oder den nach historischem Vorbild wild kostümierten Läufern mit Schwert und Schild.

Nach der Schlacht umgefallen

Wie schon vor 121 Jahren wird beim "Athens Marathon. The Authentic", wie das Rennen offiziell heißt, nach Athen gerannt. Damals waren es noch jene 40 Kilometer, auf denen der Legende nach der Bote Pheidippides vor über 2500 Jahren nach Athen unterwegs gewesen war. Zur jenen Zeit hatten die Griechen in Unterzahl gegen die Perser gewonnen. Der Soldat soll daher nach der Schlacht von Marathon den Sieg verkünden haben - und anschließend tot umgefallen sein.

Heute entspricht der Kurs freilich der offiziellen Marathon-Distanz von 42.195 Kilometern und wurde so auch 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen gelaufen. Los geht der Marathon im gleichnamigen Ort mit seinem Museum zum Ursprung und der Geschichte des Laufes im Osten von Athen. Nach fünf Kilometern wird dann der Grabhügel der in der Schlacht gefallenen Athener umrundet. Auf der hügeligen Strecke, die bis auf 250 Meter ansteigt, kommen nicht nur die Freizeitläufer ins Schwitzen. Bis Kilometer 32 führt die Laufstrecke relativ steil bergauf. Erst durch Chalandri und Cholargos geht es abwärts und flach in die Kernstadt Athens, überall feuern begeisterte Griechen die Läufer an.

Auf den letzten Kilometern führt die Strecke dann am Parlament in der Amalias Avenue vorbei, vor dem in stoischer Ruhe die Wache den Lauf begleitet. Denn die Garde darf sich nur zur Ablösung bewegen, welche dann auch beim Marathon eindrucksvoll zelebriert wird.

Altes Stadion ganz aus Marmor

Ziel ist das alte Panathinaiko-Stadion im Herzen der Altstadt. Die Arena war 1896 zu den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit ganz nach antiken Vorbild aus weißem Marmor gebaut worden und hier lief Spyros Louis als erster Olympiasieger im Marathon zu Gold. Das Finish ist wohl eines der schönsten und emotional bewegenden auf der ganzen Welt, wenn am Ende dann nochmal etwa 170 Meter im Stadion gelaufen werden müssen. Hier jubeln die Zuschauer den Läufern zu, begleiten selbst die letzten Teilnehmer, die nach über sieben Stunden völlig erschöpft ankommen. Als Anerkennung wird ihnen dann die Medaille um den Hals gehängt wird - ganz in Sichtweite auf die am Fels thronende Akropolis, dem wohl beeindruckendsten Wahrzeichen Athens.

Gerhard Fenzl hat seinen letzten Marathon ebenfalls souverän geschafft. Nach 5 Stunden und 29 Minuten war der Bayer dann ebenfalls ein glücklicher Marathoner auf den Spuren des Mythos Marathon. Aber selbst da behielt er sein weiß-blaues Outfit an, sichtlich stolz mit historischer Finisher-Medaille.

Legendäre Abschnitte entlang der Strecke

Viele Laufveranstalter haben auch 2018 den Athen-Marathon in ihrem Programm. Ein Sportwochenende lässt sich in der Hauptstadt Griechenlands aber auch durchaus selbst organisieren. Wer außerhalb des Marathons einige Abschnitte auf der legendären Strecke gehen oder laufen will, findet überall die Wegweiser und Laufkilometer.

Mehr Informationen finden Sie unter www.athenauthenticmarathon.gr.

 

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