Künstlermarkt am Pinsel- und Bürstenmuseum in Bechhofen

5.7.2013, 00:00 Uhr
Künstlermarkt am Pinsel- und Bürstenmuseum in Bechhofen

© Birgit Herrnleben

Beim großen Künstlermarkt am Sonntag, 7. Juli, von 10 bis 17 Uhr vor dem Museum wird der „goldene Künstler Pinsel“ von Bechhofen verliehen.

„Ich bin ein bekennender Schaumschläger”, gibt Hans Zahn unumwunden zu und streift mit seinem Blick einen Silberspitz-Dachshaar-Pinsel. Seidig weich könne der Ästhet den Rasierschaum damit aufschlagen und anschließend im Gesicht „verstreicheln“. Für kernige Naturburschen mit starkem Bartwuchs und unempfindlicher Haut gelten hingegen Schweineborsten als besonders effektiv.

Und Hans Zahn weiß, wovon er spricht, schließlich ist er ehrenamtlicher Geschäftsführer im Deutschen Pinsel- und Bürstenmuseum. Der Kulturgeschichte der bei der Nassrasur verwendeten „Streichinstrumente” ist in dem schmucken Museum in der ehemaligen Posthalterei eine eigene kleine Abteilung gewidmet.

In aller Bescheidenheit nennt man sich „Deutschlands Pinsel- und Bürstenmuseum” und weiß doch, dass nur im fernen Japan ein vergleichbares Museum die Geschichte des Pinsel- und Bürstenmachens dokumentiert.

Seit über 250 Jahren werden in Bechhofen Pinsel- und Bürsten gefertigt. Johann Caspar Bühler, ein Schreiner auf der Walz, hat das Handwerk der Pinselmacher im fernen Frankreich erlernt und das Wissen darum im Jahr 1751 in seine Heimat, nach Bechhofen „exportiert”. Bettelarm war die Gegend, die Böden karg, der Hunger groß. Einzig eine Portion Fingerfertigkeit und ein wenig Platz in der warmen Stube waren nötig, um in Heimarbeit Pinsel zu fertigen und sich ein Zubrot zu verdienen.

"Trinken wie ein Bürstenbinder"

40 Fabriken fertigten einst in der Blütezeit Bechhofens Pinsel und Bürsten, heutzutage sind es immerhin noch zehn Betriebe, die rund um den Globus liefern, erzählt Hans Zahn. Auch die bundesweit einzige Berufsschule für Pinsel- und Bürstenmacher hat ihren Sitz in Bechhofen. Mit viel Herzblut ist das Museum, das keinerlei öffentliche Zuschüsse bekommt und sich nur aus Spenden und Eintrittsgeldern finanziert, gestaltet: Auf vier Ebenen erzählen rund 3000 Ausstellungsstücke die Geschichte der Branche, mit der jedermann tagtäglich in Berührung kommt.

Künstlermarkt am Pinsel- und Bürstenmuseum in Bechhofen

© Herrnleben

Redensarten werden da erläutert, woher die Kratzbürste ihren Namen hat, warum man „trinkt wie ein Bürstenbinder”, dass neue Besen gut kehren und erzählen von einem Paar, das „unterm Besen getraut” wurde, sprich in wilder Ehe zusammenlebt.

Bunte Schautafeln blicken weit zurück in die Märchenwelt, erzählen von verzauberten fliegenden Besen und den Hexen auf dem Blocksberg. Ob die acht Hexenbesen aus Besenreisig und Stroh, die hoch über den Köpfen der Besucher im Museumshimmel schweben, in der Walpurgisnacht wohl heimlich „ausgeliehen” werden? Und wer hat schon gewusst, dass der Mann im Mond von Beruf ein Besenbinder war? Weil er am heiligen Sonntag Besen gebunden hatte, muss er nun seine lebenslange Strafe im himmlischen Planeten absitzen.

Künstler schätzen das Feh-Haar des Eichhörnchens, das weichste und feinste Härchen für Aquarellpinsel liefert, erzählt Zahn. Für den Grafiker und Aquarellmaler muss der Kolinsky-Marder Haare lassen, die kupferrote Pracht wird wie Gold gehandelt, ein Kilogramm schlägt mit 15.000 Euro zu Buche.

Haare aus dem Schweif der Kuh sind perfekt für Besen und Bürsten und die feinen Härchen aus dem Rindsohr sind für Schriftenmaler ideal, das Silberspitz-Dachshaar für den Rasierpinsel kommt aus China, der Türkei oder Frankreich. Und für die Frauen der Schöpfung? Für sie gibt’s in Bechhofen eine nicht enden wollende Vielzahl an kunterbunten Mascara-Bürstchen, um die Wimpern schwungvoll in Form zu bringen.

Deutsches Pinsel- und Bürstenmuseum Bechhofen, Dinkelsbühler Straße 23. Geöffnet: Montag bis Samstag von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr. Sonntags von 13.30 bis 17 Uhr. Erwachsene zahlen 2,50 Euro Eintritt., Jugendliche ab 10 Jahren 1,50 Euro. Weitere Informationen finden Sie unter www.pinselmuseum-bechhofen.de.

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