Leutershausen sucht neues Stadtoberhaupt - per Inserat

17.8.2016, 06:00 Uhr
Beschauliches Städtchen sucht Bürgermeister: Hier der Röhrenbrunnen, links das gelb gestrichene Rathaus.

© Christiane Fritz Beschauliches Städtchen sucht Bürgermeister: Hier der Röhrenbrunnen, links das gelb gestrichene Rathaus.

Eine traurige Geschichte: Seit 2002 sitzt Siegfried Heß auf dem Bürgermeisterstuhl im Rathaus der 5600-Seelen-Gemeinde an der Altmühl. Aber der geachtete 61-Jährige ist jetzt schwer krank. Er kann sein Amt nicht mehr ausüben.

In solchen Fällen rücken normalerweise erfahrene Stadträte oder Verwaltungsbeamte nach. Aber da ist im beschaulichen Leutershausen mit seinen immerhin 49 Stadtteilen von Atzenhofen bis Zweiflingen niemand in Sicht.

Er kassiert das Gehalt eines Gymnasiums-Direktors

Was tun? In seltener Einmütigkeit fassten CSU, SPD, Freie Wähler und die Alternative den Beschluss, den neuen Stadtchef per Inserat zu suchen. Am Freitag läuft die Bewerbungsfrist ab.

Die Spannung steigt. Und mancher im Ort schielt auf den Briefkasten von Eugen Trumpp. Der Rechtsanwalt ist vom Stadtrat beauftragt worden, den Eingang der Bewerbungen zu organisieren. Trumpp ist ehemaliger CSU-Stadtrat. Auch er war gefragt worden, ob er sich den Job zumuten will. Doch der 61-Jährige winkt ab. Bei der nächsten Kommunalwahl wäre für ihn gesetzlich ohnehin Schluss. Anreiz könnte zumindest das Gehalt sein, meint Trumpp. Der Bürgermeister von Leutershausen kassiert das gleiche Gehalt wie der Direktor eines Gymnasiums. Das sind, je nach Steuerklasse, 4500 bis 5000 Euro im Monat netto.

Kein einfacher Job

Aber es ist kein einfacher Job. Siegfried Heß hat da Maßstäbe gesetzt. Jedes Feuerwehrfest, jede Kirchweih, jeder runde Geburstag - da darf der Bürgermeister nicht fehlen. Vor dem Feiern muss der Bürgermeister schwer arbeiten. Besonders schwierig sind die Finanzen, gerade in Leutershausen, das mit 2500 Euro pro Einwohner verschuldet ist. Und es fehlt im strukturschwachen Westmittelfranken an Arbeitsplätzen und großen Betrieben, die den Stadtsäckel mit Steuern füllen.

Leutershausen ist kein Einzelfall. Immer wieder mal suchen Kommunen verwaltungserfahrene Bürgermeister. Die frühere Fürther Landrätin Gabriele Pauli schaffte es so auf Sylt im Januar immerhin bei der Stichwahl, 45 Prozent zu bekommen. Und es gibt Ex-Bürgermeister, die ihre Erfahrung einbringen wollen. In Bad Windsheim stellte die SPD 2014 Ralf Ledertheil einfach nicht mehr auf. Aus eigener Kraft erreichte er keine Mehrheit. Also bewarb sich der 57-Jährige auf den vakanten Bürgermeisterporsten von Dunningen im Schwarzwald - vergeblich. Vielleicht nimmt ihn jetzt Leutershausen auf?

 

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