Monster-Schnappschildkröte verlangte Angler alles ab

27.5.2015, 06:00 Uhr
Monster-Schnappschildkröte verlangte Angler alles ab

© Auffangstation für Reptilien München

Mit der Ruhe war es schnell vorbei, als  Rudolf Janousch um 7.15 Uhr morgens plötzlich etwas Großes und Schweres am Haken seiner Angel verspürte. Der 62-Jährige merkte sofort, dass etwas Gewaltiges an der Schnur hing. „Ich dachte zuerst an einen großen Karpfen oder einen Aal, der sich an einem Ast festgeklammert hat“, erzählt Janousch.

40 Minuten rang er mit dem unbekannten Vieh in der Tiefe, bis es an der Wasseroberfläche auftauchte. „Ich war komplett von den Socken – wollte das Tier dann aber unbedingt rausholen. Schließlich baden auch meine Enkel in dem Weiher“, erzählt Janousch.

„Die Schildkröte war aggressiv, wehrhaft und hat gefaucht“, meint der Burgfarrnbacher. Die herbeigerufene Polizei veranlasste den Transport in die Münchner Auffangstation für Reptilien. Zuvor tauften Janouschs Angelkollegen die Schildkröte noch lauthals auf den Namen „Rudi“ - obwohl sich später herausstellte, dass es sich um ein Weibchen handelt.

„Der Panzer ist 35 Zentimeter lang. Mit Kopf und Schwanz kommt die Schildkröte auf fast 70 Zentimeter“, erzählt Thomas Türbl, Fachtierarzt für Reptilien in der Münchner Auffangstation. „Gut genährt, sehr dick sogar“ sei das Tier mit seinen 8,2 Kilogramm. Die Angelschnur hatte sich um das Bein gewickelt, der Haken hat keine Spuren hinterlassen, dem Tier geht es bestens.

Tiere dürfen in Deutschland nicht mehr gehalten werden

Die aus Nordamerika stammenden Schnappschildkröten dürfen in Deutschland seit 1999 nicht mehr gehalten werden.„Davor sind sie aber massenhaft gekauft worden“ erklärt Türbl. Weil sie 30 bis 40 Jahre alt werden können, leben noch etliche dieser Tiere — und büxen zuweilen aus oder werden ausgesetzt.
Immer wieder sorgen Schildkröten-Sichtungen für große Aufregung. Im August 2013 hatte die Geierschildkröte Lotti im Oggenrieder Weiher bei Irsee im Ostallgäu einem Achtjährigen die Achillessehne durchgebissen.

Die aufwändige Suchaktion nach Lotti blieb ebenso erfolglos wie diejenige nach der Schnappschildkröte Suarez am Dechsendorfer Weiher bei Erlangen. Im Juli 2014 hatten Spaziergänger ein etwa 50 Zentimeter großes Tier gesichtet. Doch mit der eigens gebauten Falle wurden bisher nur Bisamratten erwischt. Jetzt, da sich die wärmebedürftigen Tiere wieder langsam aktiv werden, muss die Stadt entscheiden, ob sie die Suche fortsetzen will. „Aber die Falle ist ja schon da, das wäre kein großer Aufwand“, signalisiert Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens schon einmal eine Tendenz.

Pikant an Rudis Auftauchen in Dietenhofen ist vor allem, dass nur ein kleines Stückchen entfernt bereits 1999 eine Schnappschildkröte gefunden wurde. Ein Zufall?

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