Attentat auf ICE: Polizei will Strecke erneut absuchen

30.10.2018, 15:24 Uhr
Das Landeskriminalamt will aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen, wie genau das Seil angebracht war.

© dpa/ Silas Stein Das Landeskriminalamt will aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen, wie genau das Seil angebracht war.

Im Fall des auf einer ICE-Strecke gespannten Stahlseils wollen die Ermittler die Schienen erneut absuchen. Wann dies genau geschehen soll, war zunächst unklar. Nach Angaben eines Sprechers des bayerischen Landeskriminalamts vom Dienstag setzen die Ermittler zudem auf Zeugen, die in der Gegend um den Tatort bei Allersberg im Landkreis Roth wohnen. Hilfreich seien Menschen, die regelmäßig an der Bahnstrecke etwa mit Hund, Pferd oder Fahrrad unterwegs seien und möglicherweise verdächtige Beobachtungen gemacht haben.

Unbekannte Täter hatten Anfang Oktober ein Stahlseil auf der ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München gespannt und einen Zug damit beschädigt. Das Landeskriminalamt (LKA) bewertete den Vorfall nicht als Anschlag, sondern als gefährlichen Eingriff in den Zugverkehr. Er wurde am Montag bekannt, da erst kürzlich der Tatort und die Ursache des Schadens gefunden worden waren. Weil in der Nähe des Tatorts auch ein Drohschreiben in arabischer Sprache entdeckt wurde, ermittelt die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus. Verletzt wurde niemand, als ein ICE das Stahlseil durchbrach.

Bereits mit Hubschrauber abgesucht

Das Landeskriminalamt will aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen, wie genau das Seil angebracht war. Ermittler fanden Reste davon sowie Holz- und Eisenteile und stellten sie sicher. Der Tatort wurde in den vergangenen Tagen bereits mehrmals abgesucht – auch mit einem Hubschrauber. Ein Zeugenaufruf soll bei der Suche nach den Tätern helfen.

Auf Höhe von Allersberg hatte der Lokführer während der Fahrt ein verdächtiges Geräusch bemerkt. Am Endbahnhof in München kontrollierte er den Triebwagen und stellte einen Schaden an der Frontscheibe fest. Die Deutsche Bahn registrierte einen Kurzschluss auf der Strecke. Der ICE 821 war in Dortmund gestartet.

Das Drohschreiben sei allgemein gehalten, ohne auf ein konkretes Ereignis hinzuweisen, hieß es vom LKA. "Wir nehmen es trotzdem sehr ernst." Die Bewertung des Schreibens war auch am Dienstag noch nicht abgeschlossen, es werde mit Hilfe eines Fallanalytikers (Profiler) ausgewertet. Ebenfalls mit eingebunden sind Muttersprachler und Islamwissenschaftler. Die Schnellfahrstrecke zwischen Nürnberg und München ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern.