Auch heute noch: Märchen schüren Angst vor dem Wolf

14.2.2017, 13:34 Uhr
Auch heute noch: Märchen schüren Angst vor dem Wolf

© Foto: Anna Meyer

Es gab Zeiten, als sich Wölfe in großen Rudeln im Reichswald herumtrieben. Im Herbst 1264 machte sich nach einer Sage ein Zeidler mit seiner Frau auf den Weg nach Nürnberg, um Honig zu verkaufen. Ihre Kinder ließen sie in ihrem Häuschen im Wald zurück. Entgegen der Absprache gingen der Junge und das Mädchen doch ins Freie. Da wurden die Kinder von hungrigen Wölfen angefallen, "die solange fraßen, bis nur noch die blutigen Knochen übrig waren".

Der Wolf als blutrünstiges Monster: Legenden wie diese kennt man aus allen Gegenden Bayerns. Den Ruf des Tieres hatten spätestens die Gebrüder Grimm nachhaltig ruiniert. Ihre um 1840 veröffentlichten Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein und von Rotkäppchen und dem bösen Wolf machten den grauen Räuber zum grausamen Schreckgespenst. Es sollte auch nicht mehr lange dauern, bis man in Deutschland die Letzten dieser Raubtiere erschlug und erschoss: Der Wolf wurde gnadenlos ausgerottet.

In Deutschland ist der Wolf erst seit 1992 wieder heimisch. Im Norden und Osten des Bundesgebietes gibt es mittlerweile 46 Rudel. Aber auch in einigen Gegenden Bayerns werden immer häufiger durchwandernde Einzelgänger gesichtet.

Auch wenn sich die Raubtiere in großen Waldgebieten wieder ansiedeln, müssen Wanderer nicht um ihr Leben fürchten, sagen Fachleute. "Seit der erneuten Anwesenheit ... hat es keinen Angriff auf Menschen durch Wölfe gegeben", schreibt das Landesamt für Umwelt.

Verbale Treibjagd müsse aufhören

Derzeit wird intensiv an Lösungen für ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf durch ein Wildtiermanagement gearbeitet. Landwirtschafts- und Umweltministerium sind gerade dabei, sich auf ein Förderprogramm für Herdenschutz und Prävention zu verständigen.

Aus Furcht vor Übergriffen auf Weidetiere sind inzwischen aber Stimmen laut geworden, die fordern, den Abschuss des streng geschützten Wolfes zu erleichtern. Die "verbale Treibjagd" auf einen "Ureinwohner Bayerns" und der "Ruf nach der Flinte" müssen aufhören, kontert der Bund Naturschutz. Wenn ein Kalb entgegen ersten Spekulationen nicht von einem Wolf, sondern von einem Hund gerissen worden sei, dann fordere auch niemand den Abschuss von Hunden.

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