Auch Menschen mit Behinderung brauchen mal Urlaub

2.12.2018, 10:03 Uhr
Seinen Elektroberuf musste Tilman B. aufgeben, jetzt arbeitet er als Küchenhilfe.

© Montage: nordbayern Seinen Elektroberuf musste Tilman B. aufgeben, jetzt arbeitet er als Küchenhilfe.

Die Verkettung von Schicksalsschlägen hatte schon in früher Kindheit eingesetzt: Er konnte noch kaum laufen, als er mit seinen Eltern in einen Verkehrsunfall verwickelt war und schwere innere Verletzungen erlitt. Noch vor Ort musste der Notarzt damals einen Luftröhrenschnitt machen.

Wenige Jahre später wurde ein bösartiger Tumor an seinem Kehlkopf entdeckt, möglicherweise mit ausgelöst durch die Unfallverletzungen. Eine Überdosis bei der Bestrahlung schädigte den Kieferknochen – und zwang zu einer schmerzhaften Wurzelbehandlung. Immerhin konnte er als Jugendlicher einen regulären Elektroberuf erlernen. Angestellt bei einem Fachbetrieb waren ihm wenigstens ein paar vergleichsweise ruhige Jahre vergönnt. Bis ihn am Silvesterabend 1995 jäh der nächste Schlag traf: ein Aneurysma.

Die Behandlungsmethoden waren weniger ausgereift als heute; wieder laufen zu lernen, kostete ihn unendlich viel Kraft und Geduld. Nur an eine Rückkehr an seinen früheren Arbeitsplatz – und überhaupt in den sogenannten ersten Arbeitsmarkt – war nicht mehr zu denken.

Vor gut 20 Jahren wechselte Tilman B. daher in eine Werkstatt der Lebenshilfe. Doch die nächsten Hiobsbotschaften ließen nicht lange auf sich warten: Erst entdeckten die Ärzte ein Karzinom am Ohr, dann handelte er sich auch noch einen Zeckenbiss ein. Die Folge: eine länger anhaltende Gesichtslähmung. Und damit war die Unglücksserie noch immer nicht zu Ende: Durch die Behandlung eines weiteren Karzinoms büßte er sämtliche Zähne im Unterkiefer ein – und es dauerte weit über ein Jahr, bis er mehr als nur Brei zu sich nehmen konnte.

Der Wunsch vom Meer

"Es ist bewundernswert, mit welchem Elan er versucht hat, wieder auf die Beine zu kommen und auch beruflich Fuß zu fassen", sagt seine Betreuerin von der Fürther Lebenshilfe. Dank einem Behindertenarbeitsplatz in einer Heimküche ist ihm das gelungen. Mehr als verständlich erscheint nach all den bedrückenden Erfahrungen sein Wunsch, auch einmal buchstäblich durchzuschnaufen – am Meer.

Doch obwohl die Lebenshilfe für Menschen wie Tilman B. besonders günstige Fahrten organisiert, reicht sein bescheidener Lohn dafür nicht aus. Die Weihnachtsaktion will dazu beitragen, dass auch er und weitere Betroffene wenigstens einmal erleben dürfen, was für alle anderen, die sich einen Urlaub leisten können, selbstverständlich ist.

Die "Freude für alle"-Aktionskonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54

Mit Überweisungsträgern unterstützen die Sparkassen im Großraum die Aktion.

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