Auf den Spuren Alexander von Humboldts

13.1.2015, 18:48 Uhr
Auf den Spuren Alexander von Humboldts

© Foto: dpa

Carl Beierkuhnlein sitzt in einer Höhle im Wald. Vor dem Eingang liegt Schnee, innen steht eine Kaffeetafel, an der sich Wissenschaftler aus 30 verschiedenen Nationen bedienen. Sie unterhalten sich über das, was sie heute erlebt haben. „Wir waren bei Humboldts Haus in Goldmühl und im Bergwerk in Bad Berneck, wo er fast erstickt wäre“, erzählt Beierkuhnlein. Später geht es noch zum Haidberg bei Gefrees. „Dort hat er den Magnetismus entdeckt, weil seine Kompassnadel verrückt spielte.“ Zwar verstand Alexander von Humboldt die Hintergründe damals noch nicht, aber er beschrieb das Phänomen in seinen Aufzeichnungen. „Wir besuchen die Plätze, an denen er gearbeitet hat, bevor er seine großen Reisen um die Welt angetreten hat, für die er heute berühmt ist“, sagt Beierkuhnlein. „Die historische Verbindung hat sicher geholfen, die Tagung hierher zu holen.“

Bayreuth hat sich gegen Städte in Chile, Neuseeland und auf den Azoren durchgesetzt, obwohl das Klima dort im Januar wohl angenehmer wäre. Mehr als 650 Biogeographen aus aller Welt, von Peru über Griechenland bis Australien, sind am Wochenende nach Franken gekommen, um sich über ihr Fachgebiet auszutauschen. Es wird immer wichtiger, denn die Forscher untersuchen die weltweite Verteilung von Pflanzen und Tieren. Es geht um Nahrungsmittel, sauberes Trinkwasser und die Ausbreitung von Seuchen. „Durch den Klimawandel und globalen Handel breiten sich Moskitos aus und mit ihnen Krankheiten“, sagt Beierkuhnlein. „Wir untersuchen aber auch, wo künftig dank steigender Temperatur Wein angebaut werden könnte – man muss die Chancen und Risiken einer Entwicklung verstehen.“ Die Biogeographie sieht er als Verbindung zwischen der Umwelt und den Menschen.

Kaffeepause in der Felssturzhöhle

In der Felssturzhöhle, in der die Forscher auf ihrer Exkursion eine Kaffeepause einlegen, wachsen Moose und Flechten. „Alexander von Humboldt hat damals noch kein Tagebuch geführt, aber in seinen späteren Büchern und Briefen bezieht er sich auf seine Zeit im Fichtelgebirge“, sagt Beierkuhnlein. Von 1792 bis 1797 hat der in Berlin geborene Naturforscher hier gearbeitet. Dann starb seine Mutter und der erst 27-Jährige kündigte, um mit der Erbschaft auf einer Weltreise Vegetation, Klima, Gesteine und vieles mehr zu erforschen. „Man bekommt bei einem Kongress zu viele Informationen, um sich alles zu merken. Aber das Gefühl, in dieser Höhle zu stehen, werden unsere Gäste ihr Leben lang nicht vergessen“, sagt Beierkuhnlein. Für viele der angereisten Süd- und Mittelamerikaner sind die Originalschauplätze fast schon „heilige Orte“. Von Humboldt hat hier erste Ideen für die Pflanzengeografie entwickelt und sie später niedergeschrieben. Davon profitiert die Wissenschaft bis heute. „Er wollte die gesamte Natur sehen und nicht nur kleine Details – das ist es, was wir Wissenschaftler heute wieder mehr lernen müssen, das große Ganze zu sehen und in Zusammenhängen zu denken.“

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