Aufrüstung: Stromtrasse in der Region auf dem Prüfstand

21.6.2018, 05:38 Uhr
Ein Detail, das bei der Trassenplanung eine wichtige Rolle spielen wird: die Überspannung von Wäldern mittels besonders hoher Masten.

© Nicolas Armer/dpa Ein Detail, das bei der Trassenplanung eine wichtige Rolle spielen wird: die Überspannung von Wäldern mittels besonders hoher Masten.

Die technische Kennzahl P53 ist nicht gerade ein einprägsamer Begriff, trotzdem entwickelte sie sich zu einem Reizwort, wenn sich in den vergangenen Jahren die Befürworter und Gegner der geplanten großen Stromtrassen in Bayern beharkten.

Die nun auch "Juraleitung" genannte Einrichtung ist eine 160 Kilometer lange Wechselstromtrasse, die vom Umspannwerk Raitersaich (Landkreis Fürth) über das Umspannwerk Ludersheim (Landkreis Nürnberger Land) nach Altheim im niederbayerischen Landkreis Landshut führt. Die Trasse ist Bestandteil der während des Zweiten Weltkriegs errichteten "Reichssammelschiene", eine 750 Kilometer lange Leitungsverbindung, die von Ostdeutschland bis nach Niederösterreich führte und im Zuge der deutschen Teilung getrennt wurde.

Übertragungsnetzbetreiber Tennet plant nun die Aufrüstung der P53 von einer 220-Kilovolt-Leitung zu einer 380-kV-Höchstspannungsleitung, um die Stromversorgung in der Region auch in Zukunft sicherzustellen. Das Dilemma dabei: Wenn die neue Trasse weitgehend auf dem bisherigem Weg durch die Region führt, könnten die Gegner wegen erhöhter elektromagnetischer Felder Sturm laufen. Wenn Tennet die Leitungen um die betroffenen Kommunen herum baut, könnten Naturschützer wegen der Eingriffe in die Landschaft, unter anderem im Nürnberger Reichswald, auf die Barrikaden gehen.

"Ersatzneubau" notwendig

"Da müssen wir nun technische Lösungen finden", sagt Lea Gulich, die bei Tennet Referentin für Bürgerbeteiligung ist. Teilweise verlaufe die bisherige Trasse sehr nah an Wohngebieten. "In Bereichen, wo Wohnhäuser sogar direkt unter der bestehenden Stromleitung errichtet wurden, werden wir auf alle Fälle eine alternative Trassenführung haben", erklärt die Tennet-Mitarbeiterin, die in den kommenden Monaten unter anderem mit einem Bürgermobil durch die Region fährt und den Dialog mit den betroffenen Menschen vor Ort suchen wird. Tennet hatte in den vergangenen Tagen außerdem zu mehreren Fachgesprächen mit Bürgerinitiativen und den Bürgermeistern und Landräten in den von der Bestandsleitung betroffenen Gebieten eingeladen.

Dass die Aufrüstung dieser Striomtrasse unabdingbar ist, daran lässt Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht keinen Zweifel: "Wir haben hier eine Leitung, die 70, 80 Jahre alt ist. Ich denke, selbst dem technischen Laien sollte klar sein, dass wir bei so wichtiger Infrastruktur - gerade im Hinblick auf die Energiewende - einen Ersatzneubau brauchen", sagte Lieberknecht in einem Interview mit den Nürnberger Nachrichten.

Bau wird wohl frühestens 2024, 2025 starten können

 Man komme mit dieser Leitung mit ihrem technischen Standard aus den 1930er und 40er Jahren schon seit Jahren an die Kapazitätsgrenzen. "Täglich müssen unsere Kollegen in der Schaltleitung ins Netz eingreifen, um das Netz stabil zu halten. Das war vor 15 Jahren noch zweimal pro Jahr der Fall, heute ist das unser Alltagsgeschäft", erklärte der Tennet-Sprecher. Außerdem habe man den unmissverständlichen politischen und gesetzlichen Auftrag, diesen Trassenausbau umzusetzen.

2019 soll das Raumordnungsverfahren starten, das mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens zwei Jahre dauern wird. Die 160 Kilometer lange Trasse verläuft nämlich durch vier Regierungsbezirke - Mittelfranken, Oberpfalz, Niederbayern und Oberbayern - weshalb eine intensive Abstimmung nötig ist. "Der Bau wird wohl frühestens 2024, 2025 starten können", schätzt Lea Gulich.

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