Bahn räumt "missglückten" Start auf neuer ICE-Strecke ein

13.12.2017, 13:31 Uhr
Auf der neuen Schnellfahrstrecke zwischen München und Berlin kam es seit vergangener Woche immer wieder zu Verzögerungen und Ausfällen. Die Fernverkehrschefin der Bahn erklärte jetzt die Gründe.

© Amelie Geiger/dpa Auf der neuen Schnellfahrstrecke zwischen München und Berlin kam es seit vergangener Woche immer wieder zu Verzögerungen und Ausfällen. Die Fernverkehrschefin der Bahn erklärte jetzt die Gründe.

Die Fernverkehrschefin der Deutschen Bahn, Birgit Bohle, hat sich für die Pannenserie auf der neuen ICE-Strecke zwischen Nürnberg und Berlin entschuldigt. "Wir beurteilen unsere Leistung kritisch, es ist nicht gut gelaufen", so Bohle. Seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag würden alle Mitarbeiter "kämpfen". Dennoch sei vor allem der Start auf der Hochleistungsstrecke "missglückt". Das Versprechen gegenüber den Kunden sei hier nicht gehalten worden. "Wir entschuldigen uns".

Dafür nannte Bohle zwei Gründe. Zum einen habe das Schneeband, das ab Sonntag Nachmittag von Westen nach Osten über Deutschland gezogen ist, zu "massiven" Beeinträchtigungen geführt. Daraufhin musste auch auf der Rhein-Main-Sprinterverbindung der Betrieb ab 14.25 Uhr eingestellt werden. Im Frankfurter Hauptbahnhof sei am Sonntag auch die zentrale Heizungsanlage für die Weichen ausgefallen. Zwar sei die Bahn besser als noch vor einigen Jahren auf den Winter eingestellt. Dennoch gäbe es auch hier "Verbesserungsbedarf", um das System weniger anfällig für die Witterung zu machen.

Zudem musste die Strecke am Sonntag bei Ingolstadt und damit auf der Relation München - Berlin nach einem Personenunfall für sechs Stunden gesperrt werden. Auch kam es laut Bohle zu zwei Wildunfällen und entsprechendem Schaden an den ICE-Zügen. Insgesamt seien allein am Sonntag 18 ICE-Züge mit technischen Problemen ausgefallen. Vier davon waren mit der neuen Sicherungstechnik "ETCS" (European Train Control System) ausgestattet und hätten dann auf der neuen Relation Nürnberg - Erfurt - Leipzig gefehlt.

Die meisten Probleme gehen laut Bohle nach wie vor auf die ETCS-Technik an Bord der Züge und hier insbesondere bei den ICE-1-Zügen zurück. Die Bahn habe das Technik-Personal in den Werkstätten und auch an Bord der Flotte inzwischen aber verstärkt. Bis Ende der Woche rechnet Bohle mit einer "deutlichen Stabilisierung" auf der neuen ICE-Strecke von und nach Berlin. "Es handelt sich nicht um ein systemisches Problem", so Bohle, sondern um eine hohe Zahl von einzelnen Schwierigkeiten. Speziell nannte Bohle dabei die so genannte Odometrie, also Wegmessung: Beim ETCS kommuniziert der Zug mit der Strecke und der Leitstelle, wobei das Fahrzeug permanent seine Positionsdaten erfasst, weitergibt und daraufhin gemeldet bekommt, wie schnell der Zug fahren kann.

Schwierigkeiten mit diesem System hätten auch zu der peinlichen Panne bei der Rückfahrt des Premierenzuges am Freitag geführt, der zwischen Halle, Erfurt, Nürnberg und München immer wieder gebremst wurde und schließlich 130 Minuten Verspätung hatte. Laut Bohle wurde in der Werkstatt bei einem Radsatz der Rad-Durchmesser falsch in den Bordcomputer eingegeben, Dieser Radsatz meldete dann in der Folge eine andere Position auf der Strecke als die übrigen, was zu den Zwangsbremsungen führte, so Bohle. Das Qualitätsmanagement werde auf diesen Vorfall hin ebenfalls auf den Prüfstand gestellt, so die Vorständin.

Gleichzeitig kündigte sie umfangreiche Kulanz-Regelungen auf der Strecke München - Berlin an. Bei Verspätungen von über 60 Minuten erhielten die Reisenden nicht wie vorgesehen 25, sondern 100 Prozent des Fahrpreises erstattet. Zudem würden sie Gutscheine in Höhe von mindestens 50 Euro erhalten

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