Bamberg: Anklage gegen "Weiße-Wölfe-Terrorcrew"

28.9.2016, 06:00 Uhr
Bamberg: Anklage gegen

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Die Pläne waren recht konkret: Am 30. Oktober 2015 sollten Kugelbomben im "Balkan-Zentrum" in Bamberg explodieren, wo Menschen auf ihre Abschiebung nach Südosteuropa warten. Doch die Polizei hatte die Verdächtigen längst im Blick, die pyrotechnisches Material in Osteuropa bestellt hatten. Kugelbomben sind kein Silvesterspaß, sie gelten als "höchst gefährliches Explosionsmittel", das Menschen schwer verletzen und sogar töten kann.

Um die Gruppe zu stoppen, ordnete die Staatsanwaltschaft eine Razzia an. Wohnungen in Bamberg und dem Landkreis, Erlangen und Nürnberg wurden durchsucht. Was die Ermittler dort fanden, ließ sie schaudern: So wurden mehrere Schusswaffen, teils mit Munition, entdeckt, dazu Stichwaffen, Baseballschläger und Unmengen rechtsextremen Propagandamaterials. Elf Personen wurden bei der Razzia im Oktober 2015 festgenommen.

Angeklagt ist nun der engste Führungskreis des Netzwerks von vier Personen, drei Männer und eine Frau im Alter zwischen 22 und 37 Jahren. Die Männer sitzen in Untersuchungshaft, die Frau ist unter strengen Meldeauflagen noch in Freiheit.

Möglicherweise beginnt der Prozess erst im kommenden Jahr, weil das Gericht in Bamberg derzeit gut ausgelastet ist, wie es heißt. Die Anklage lautet auf Bildung einer kriminellen Vereinigung. Wäre es auch nur zu einem Anschlagsversuch gekommen, hätte sich der Generalbundesanwalt eingeschaltet, weil es dann um eine terroristische Absicht gegangen wäre.

Bundesweite Kontakte

Die Ermittlungen haben aber auch gezeigt, dass es sich um potenzielle Nazi-Terroristen handelte, die über bundesweite Kontakte verfügten. Zunächst hatte es geheißen, bei den festgenommenen handele es sich um nur regional agierende Neonazis. "Im Kern geht es um die Gründung der Weiße-Wölfe-Terrorcrew in Bamberg", sagt Oberstaatsanwalt Christopher Rosenbusch. Die Frauen und Männer wollten dieses rechtsextreme Netzwerk, das besonders durch aggressives Handeln auffiel, in der Domstadt und möglicherweise in weiteren Städten der Region etablieren.

Der Fall zeigt auch, wie eng die Bezüge der Aktiven zu Nügida und zur Partei "Die Rechte" ist, also ein Spektrum von angeblich besorgten Bürgern bis zu gewaltbereiten Neonazis, die sich offen zum Nationalsozialismus bekennen. Mit allen Mitteln wollten die "Weißen Wölfe“ eine Diktatur nach Hitler-Vorbild errichten.

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