22 Jahre: Deutschlands jüngster Bürgermeister kommt aus Lisberg

20.4.2014, 12:30 Uhr
Vor der Burg Lisberg: Michael Bergrab wurde mit 22 Jahren von seiner Gemeinde zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt.

© Jule Dressler Vor der Burg Lisberg: Michael Bergrab wurde mit 22 Jahren von seiner Gemeinde zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt.

Michael Bergrab ist nicht so, wie man sich einen Bürgermeister vorstellt. Er ist jung, Student und wird, wenn am 1. Mai seine Amtszeit beginnt,  eine Fröhlichkeit in sein neues Amt mitbringen, die andere Bürgermeister zwischenzeitlich vermissen lassen. Doch wie hat es ein 22-Jähriger, der nicht einmal in Lisberg aufgewachsen ist, geschafft, das Vertrauen der Bürger der kleinen Gemeinde im Landkreis Bamberg zu gewinnen?

Geboren und aufgewachsen ist Bergrab nämlich in Oberbayern. Sein Vater hatte aus beruflichen Gründen seine Heimatgemeinde Lisberg verlassen und die Familie zog ins oberbayerische Miesbach. Dort hat der künftige Bürgermeister seine Kindheit verbracht. Später zog er nach Erfurt, um Staatswissenschaften zu studieren. "Die Verbindung zu Lisberg war aber immer schon da", sagt er und erzählt, dass seine Familie in den Ferien die Verwandtschaft im Landkreis Bamberg besuchte. Nun löst er am 1. Mai Peter Deusel ab. Als der 1990 sein Amt antrat, war Bergrab noch nicht einmal geboren.

Neutral und unverbraucht

Lisberg, 1800 Einwohner, besteht eigentlich aus zwei Orten. Neben Lisberg gibt es nämlich noch Trabelsdorf, außerdem zwei kleine Weiler. Heiraten zwischen beiden Ortsteilen war früher verpönt, bis heute gibt es Frotzeleien. Bergrab kam als Außenstehender - ein Umstand, der sich nicht unbedingt als negativ herausstellte. "Als Kandidat der Überparteilichen Liste (ÜPL) wurde ich sehr nüchtern vorgestellt, ich blieb neutral und sachlich", erzählt der Student. Er gehöre keiner "Lobby" an und könne unbefangen neue Ideen einbringen, da er nicht von einer Parteirichtung beeinflusst sei.

Wer sich in Lisberg auf der Straße umhört, trifft viele Menschen, die das ähnlich sehen. Sie finden es gut, dass der neue Bürgermeister jung ist. "Er bringt neuen Wind in das Amt, trotzdem muss er sich erst beweisen", sagt etwa Barbara Benkert. Halil Kasniqi kann da nur zustimmen. "Auch die jungen Leute haben etwas im Kopf", findet Kasniqi, der 1970 in Lisberg geheiratet hat, als der Bürgermeister auch Bergrab hieß - der Großvater des künftigen Bürgermeisters. Der, sagt Kasniqi, sei "zwar jung, hat aber etwas gelernt". Er ist sich sicher, dass er in der Zukunft "etwas in der Gemeinde bewirken wird".

Auf die Frage, ob er geschockt war von seinem guten Ergebnis bei der Wahl am 16. März, antwortet Bergrab mit Gelassenheit: "Ich wusste ja worauf ich mich da einlasse, aber überrascht war ich trotzdem." Es kam zur Stichwahl, und da landete Bergrab eindeutig vor seiner Konkurrentin Monika Fries von der CSU. 69,33 Prozent holte Bergrab. Ein Traumergebnis - sogar der erfahrene Deusel holte 2008 bei seiner letzten Wiederwahl gut drei Prozent weniger.

Dass sein Alter ihn daran hindert, die Gemeinde zu leiten, glaubt Bergrab nicht.  "Erfahrung ist nicht das Wichtigste", sagt er und fügt hinzu, dass er zwar "wenig Lebenserfahrung" habe, aber das tägliche Geschäft trotzdem gut meistern und Neues anpacken werde. Als erstes steht die Dorferneuerung in Lisberg an, außerdem sollen Zugezogene besser in das Gemeindeleben integriert werden. Schnelleres Internet steht ebenso auf der Agenda wie ein neues Energiekonzept. Der Student hat offensichtlich große Ziele für seine Gemeinde.

"Ich bin eben ein bisschen verrückt"

"Man muss eben ein bisschen verrückt sein und den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen", sagt Bergrab voller Tatendrang. Von einem CSUler sei er einmal gefragt worden, ob er nicht überqualifiziert sei für dieses Amt in einem kleinen Dorf wie Lisberg. "Aber genau das ist ja das Schöne", entgegnet Bergrab: "Direkt am Ort Politik machen und die Ergebnisse sehen."

Bergrab aber will noch mehr: Er möchte ein Zeichen setzen mit diesem Amt. "Auch als Jugendlicher kann man auf dem Land bleiben und etwas vorantreiben", sagt er. Die Bezahlung sei ihm nicht wichtig. "Ich habe zwar meine Daten schon abgegeben, aber nach meinem Gehalt habe ich nicht gefragt", gibt er zu, das sei für ihn kein Ansporn. Momentan schreibt er an seiner Bachelorarbeit und sieht sich nach einem Masterstudiengang in Bamberg um.

Ab dem 1. Mai ist Bergrab Bürgermeister. Die Grundstimmung der Lisberger ist positiv, sie freuen sich auf eine neue Richtung für ihre Gemeinde - und im Ortsteil Lisberg wohl besonders darüber, dass der Bürgermeister erstmals seit Bergrabs Großvater seine familiären Wurzeln wieder in Lisberg hat und nicht in Trabelsdorf.

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