Bamberg bekommt einen Sonderflugplatz für Blindflüge

25.9.2018, 16:05 Uhr
Der Bamberger Flugplatz soll einen Sonderlandeplatz für den Instrumentenflugverkehr bekommen - doch den Anwohnern ist das ein Dorn im Auge.

© Daniel Löb Der Bamberger Flugplatz soll einen Sonderlandeplatz für den Instrumentenflugverkehr bekommen - doch den Anwohnern ist das ein Dorn im Auge.

Für die Firma Brose ist der Flugplatz Bamberg-Breitenau wichtig: Oft fliegen Angestellte des Coburger Automobilzulieferers von dort zu anderen Standorten, etwa in England, um dort tageweise auszuhelfen. Wenn die Mitarbeiter morgens starten, acht Stunden arbeiten und dann zurückfliegen, kommen sie nicht allzu spät nach Hause. Würden sie von Nürnberg, Frankfurt oder München abreisen, kämen zur längeren Anfahrt noch die Sicherheitskontrollen. Am Coburger Flugplatz ist die Landebahn zu kurz. Der Sonderlandeplatz (SLP) in Bamberg soll nun für den Instrumentenflugverkehr (IFR), auch Blindflug genannt, ertüchtigt werden.

IFR bedeutet, dass das Luftfahrzeug dank entsprechender Instrumente unabhängig von Sicht- und Wetterverhältnissen starten und landen kann. Firmen wie Brose können so besser planen. Starten und landen dürfen in Bamberg Flugzeuge und Helikopter mit einem Gewicht bis zu zehn Tonnen. Werksflüge wie die von Brose machen aber nur rund zwei Prozent der jährlich etwa 6000 Flugbewegungen aus. Ein größere Rolle spielen der Taxiflugverkehr, Schulflugverkehr sowie Segel- und Motorsegelflieger. Für den IFR müssen noch ein Strommast in der Anflugschneise um fünf Meter gekürzt und die Landebahn mit Beleuchtungsanlagen ausgestattet werden.

"Entscheidend sind doch die Spitzenwerte!"

Ein Zaun ist bereits im Bau. Die Firma Brose unterstützt das Vorhaben ebenso wie der Freistaat und die Stadt. Der IFR erhöhe die Flugsicherheit, meint Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg, bei einer Infoveranstaltung. Oberbürgermeister Andreas Starke sagt: "Der Sonderlandeplatz ist eine Bereicherung des Infrastrukturangebots unserer Stadt. Aber wir müssen natürlich auch die Interessen der Anwohner berücksichtigen." Und die befürchten mehr Fluglärm – obwohl es bereits einen Lärmschutzwall gibt und Prognosen nur geringfügig mehr Werksflüge vorsehen. Zudem gilt ein Nachtflugverbot: Zwischen 22 und 6 Uhr dürfen Maschinen nur mit Ausnahmegenehmigung des Luftamtes Nordbayern starten und landen, was im Schnitt alle paar Monate vorkommt.

"Aber was ist, wenn die Maschinen von Brose um 6.10 Uhr starten und ich noch schlafen will?" fragt eine Anwohnerin. Zwei Gutachter haben über Jahre die mittlere Lärmbelastung an 21 Orten nahe des Flugplatzes gemessen und festgestellt, dass die gesetzliche Geringfügigkeitsschwelle nur an einer Stelle überschritten wird. Dort könne man zusätzlichen Schallschutz prüfen. Ein Mann bemängelt, dass das Gutachten nur Mittelwerte ausweist: "Entscheidend sind doch die Spitzenwerte!" Die beiden Ingenieure versprechen daraufhin, sich die Spitzenwerte genauer anzuschauen. Die Stadt will durch weitere Infoveranstaltungen mit den Bürgern im Gespräch bleiben.

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