Bamberg: Entertainer Schmidbauer auf der Suche

18.3.2018, 12:19 Uhr
Bamberg: Entertainer Schmidbauer auf der Suche

© Markus Raupach

Ein Mikrophon- und drei Gitarrenständer, davor ein großer Lautsprecher, mehr steht nicht auf der Bühne, als Werner Schmidbauer sie im Bamberger Hegelsaal betritt. Er geht jedoch an dem Setting vorbei, setzt sich an den Bühnenrand, eine Mini-Gitarre in den Händen, und spielt "I glaub". Ein Lied, in dem es darum geht, woran der Künstler glaubt - und woran nicht. Die deutliche Absage an Krieg, religiösen Eifer und Populismus ist aktueller denn je und weist die Richtung, in die das Programm in den kommenden zweieinhalb Stunden gehen wird. Am Ende wird der Abend unter anderem mit "Stolz drauf" ausklingen, wo Schmidbauer falschem Nationalstolz eine klare Absage erteilt und die persönliche Verantwortung eines jeden Menschen für sein Leben und Lebenswerk anmahnt.

Doch zurück zum Beginn. Denn bereits nach den ersten drei Liedern merken Publikum und Künstler, dass irgendwie etwas fehlt. "Mein rechter Platz ist leer", gesteht Schmidbauer, und auch die Zuhörer denken wehmütig an die sanften Klänge der Hang, mit denen Martin Kälberer schon dem Intro-Song "I glaub" bei früheren Konzerten seinen ganz besonderen Sound verliehen hatte. Doch Schmidbauers Bühnen-Partner, mit dem er über 20 Jahre auf Tour gewesen war, ist bei dieser Konzertreihe nicht dabei. Nach einem großen Finale 2016 in Rosenheim legte das Duo eine Pause ein - "wir wollten dann aufhören, wenn es am schönsten ist", so Schmidbauer. Er vergleicht sein Verhältnis zu Kälberer mit der Gefühlswelt eines alten Ehepaars. Auch am Bamberger Konzerttag hatten sie telefoniert und sich gegenseitig viel Glück für ihren abendlichen Auftritt gewünscht.

Zweite Stimme aus dem "Nebelmeer"

Dass Schmidbauer sich alleine nicht immer wohl fühlt, merken die Zuschauer im weiteren Programm, besonders beispielsweise, als Werner Schmidbauer seine Cover-Version von Stings "Fields of Gold" intoniert. Kaum ein Auge blieb bei früheren Konzerten trocken, doch an dem Bamberger Abend schlägt der Künstler erstaunlich harte Gitarrentöne an, hinter denen die Emotionalität des Liedes Großteils verschwindet. Doch das Band zwischen dem Liedermacher und seinen Fans hält trotzdem und trägt bis nach der Pause, als in dem Song "Nebelmeer" auf einmal eine zweite Stimme zu hören ist. Schmidbauer ist also doch nicht alleine. Hinter der Bühne kommt schließlich sein Sohn Valentin hervor und gesellt sich für den restlichen Abend zu seinem Vater.

Die beiden haben fortan Spaß auf der Bühne, und auch das Publikum ist begeistert vom doppelten Schmidbauer. Die Stimmen sind teils sehr ähnlich und teils komplett verschieden - und auch an der Gitarre zeigt der Sohn, dass er dem Vater mindestens ebenbürtig ist. So bekommt das Konzert eine neue Wendung und zeigt einen stolzen Werner, der es genießt, mit seinem Valentin auf den Brettern zu stehen. Mit einer zusammen neu formulierten Version von "Zeit der Deppen" erheben sie schließlich gemeinsam eine Stimme der Kritik und zeigen klare Kante gegen die politischen Auswüchse der heutigen Zeit. Nun haben auch die Zuhörer das Gefühl, dass sich der Abend endlich gefunden hat. Über zwei Stunden hatten sie ihren Werner Schmidbauer begleitet, erst auf der Suche nach dem Bühnenpartner, dann auf der Suche nach sich selbst und schließlich beim Finden im Zusammenspiel mit seinem Sohn.

Wir dürfen gespannt sein, wie es nun weitergeht im Konzertleben des Liedermachers Schmidbauer. Denn mit einem Revival von "Süden" wird er ab Juli wieder in der alten Formation mit Martin Kälberer und Giuseppe "Pippo" Pollina auf die bayerischen Bühnen zurückkehren, fast so, als hätte es die Auszeit seit Sommer 2016 nie gegeben...

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