Bamberg soll Nationales Naturerbe bekommen

31.1.2015, 15:56 Uhr
Bamberg soll Nationales Naturerbe bekommen

© Stadtarchiv Bamberg Jürgen Schraudner

Pläne für eine Nachnutzung des Konversionsgeländes gibt es viele. Ein beinah sicheres Konzept betrifft Teilflächen des gemeindefreien Gebietes im Hauptsmoorwald, das sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland befindet. Bisher wurde das Areal vom  US-Militär genutzt, künftig soll es zum "Nationalen Naturerbe" werden (NNE).

Oberbürgermeister Andreas Starke informierte darüber im Rahmen der letzten Sitzung des Konversionssenats. Eine Entscheidung durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages stehe unmittelbar bevor.
Das "Nationale Naturerbe" beinhaltete zum Beispiel das "Grüne Band", die Nationalparks oder die Gebietskulisse Natura 2000 (FFH-/Vogelschutz-Gebiete SPA). Zur dauerhaften Sicherung der Natur für zukünftige Generationen werden hierzu ausgewählte Flächen unentgeltlich an die Länder, eine Bundes- oder Landesstiftung sowie an andere Naturschutzträger übertragen.

Bisher wurden rund 125.000 Hektar solcher Zonen als NNE ausgezeichnet, derzeit werden nochmals mindestens 30.000 Hektar geprüft.

Verspätete Beurteilung der Flächen

Seitens der Vertreter der Regierung von Oberfranken wurde die hohe naturschutzfachliche Wertigkeit der Flächen dargestellt. Entsprechendes Kartierungsmaterial der US Army stand im Oktober 2014 zur Verfügung, sodass eine aktuelle Beurteilung der Fläche und der Artenvielfalt erst jetzt möglich gewesen sei. "Die Fläche zeichnet sich durch lichte Kiefernwälder auf Terrassensand und Binnendünen (Flugsande) mit lichten sandigen Waldrändern aus, außerdem existieren offene sandige militärische Übungsflächen. Kleinflächig kommen moorige Kleingewässer vor", erklärt Heinz Jung, Kreisgruppenvorsitzender des Bund Naturschutzes e.V. Bamberg.

Artenreichtum im Hauptsmoorwald

Das Gebiet beherberge zudem einen großen Artenreichtum: 376 Pilzarten, herausragende Vorkommen (inklusive Quartieren) der Bechstein- und Mopsfledermaus, der Kleine Abendsegler, die Gelbbauchunke.

Für alle Waldflächen des Nationalen Naturerbes gilt das vorrangige Ziel  der Naturwaldentwicklung ohne weitere Nutzung. Sofern sich Wälder für eine sofortige Naturwaldentwicklung eignen, wird ab dem Zeitpunkt der Übertragung die Nutzung eingestellt. Dies dürfte für die betreffenden Flächen der Fall sein, so Heinz Jung.

Für die Bürger Bambergs hat der Status wenig Auswirkung: Die Bevölkerung kann die Flächen nach wie vor im Rahmen des gesetzlich geregelten Betretungsrechts betreten. In einigen Fällen haben Träger des Naturschutzes der ersten und zweiten Tranche auf einzelnen Liegenschaften Informationsangebote für die Bevölkerung geschaffen (zum Beispiel die Naturerbe-Liegenschaft Tennenlohe im Raum Nürnberg). Das "Nationale Naturerbe" wird von Bundesförstern betreut.

Pläne für Gewerbeflächen scheitern voraussichtlich

Die Idee eines gemeinsamen Zweckverbands der Stadt und des Landkreises Bamberg mit den Gemeinden Memmelsdorf, Litzendorf und Strullendorf, die betreffenden Flächen zumindest teilweise zu Gewerbeflächen zu entwickeln, scheint dagegen in weite Ferne gerückt.

Laut Pressemitteilungen wollen die verantwortlichen Kommunalpolitiker den Erhalt der Lebensräume der schützenswerten Tierarten selbstverständlich realisieren, für eine Stellungnahme waren diese jedoch nicht verfügbar.

"Eigentlich ist es unverständlich, dass es auf solch wertvollen Flächen zu solchen Planungen kommt. Die Naturschutzbehörden bei der Stadt und im Landratsamt sowie bei der Regierung von Oberfranken kennen den Wert dieser Flächen.  Würde man diese Stellen zuerst kontaktieren und ihren Rat ernst nehmen, würde man sich diese unsinnigen Planungen ersparen. Auch eine Kontaktaufnahme mit dem Bundesforst vor Ort hätte vor falschen Hoffnungen schützen können", kritisiert der Vertreter des Bund Naturschutzes e.V.

Keine Kommentare