Bier-Nationalmannschaft trainierte in Bamberg

14.6.2015, 13:57 Uhr
Bier-Nationalmannschaft trainierte in Bamberg

© Claudia Carl

Insgesamt sieben Stunden übten die Sommeliers in den Räumen der Mälzerei Weyermann in der Brennerstraße. Einer der Trainingsteilnehmer war Weyermann-Kundenberater Karl-Ludwig Rieck aus Bamberg, der in ganz Europa als Botschafter für das Bamberger Malz unterwegs ist. „Für mich ist es natürlich perfekt, dass wir unser Training hier in Bamberg machen können“, schmunzelte er schon zu Beginn. Trainer Markus Raupach, ebenfalls aus Bamberg, Biersommelier und Gründer der hiesigen Deutschen Bierakademie, hatte das siebenstündige Seminar genauso aufgebaut, wie die Meisterschaft am 18. Juli bei der Weltmeisterschaft in Brasilien gegliedert sein wird.

Nach einer Prüfung mit Wissensfragen mussten die Sommeliers erst einmal sechs Biere bei einer so genannten Blindverkostung erkennen. „Das heißt nicht, dass die Augen verbunden werden“, so Raupach, „vielmehr bekommt jeder ein Tablett mit sechs hellen oder dunklen Bieren und muss dann genau herausriechen und -schmecken, um welche Bierstile es sich handelt. Dabei geht es um alle Bierstile der Welt. Ein helles Bier kann also ein Alkoholfreies oder ein Pils aus Deutschland, ein englisches Pale Ale, ein belgisches Tripel oder ein amerikanischer Barleywine sein.“ Bei den dunklen Bieren sei das nicht anders, auch hier gebe es neben dem heimischen Dunkel und Schwarzbier auch viele Vertreter aus anderen Bierkulturen wie etwa belgisches Dubbel, oder englisches Porter oder Stout.

Biergenuss mit Abstrichen

Die nächste Disziplin war für viele Teilnehmer die schwerste, aber auch die spannendste. Es ging um Fehlaromen im Bier. Auch hier erhielt jeder ein Tablett mit sechs Gläsern, diesmal aber in jedem Glas dasselbe Bier, geimpft mit verschiedenen Fehlaromen, die sich im Bier bilden können. Zum Beispiel, wenn es zu lange im Licht steht, oder wenn die Schankanlage einer Gaststätte nicht gut genug gereinigt wurde. Insgesamt etwa 30 verschiedene Fehlaromen müssen Sommeliers kennen und unterscheiden können.

Nach der anschließenden Mittagspause ging es dann um Foodpairing und Präsentation. Foodpairing beschäftigt sich damit, Biere und Speisen perfekt aufeinander abzustimmen. Raupach hatte hierzu ein Beispiel aus seiner täglichen Arbeit mitgebracht: Ein Fünfgangmenü sollte mit Bier begleitet werden. Außerdem mussten sich die Teilnehmer Aperitif und Digestif überlegen. Keine leichte Aufgabe angesichts der sehr unterschiedlichen Speisen.

Jakobsmuscheltatar und Ochsenbäckchen

Unter anderem standen Jakobsmuscheltatar, Atlantik-Steinbeißer, geschmorte Ochsenbäckchen und eine Boskop-Tarte auf dem Speiseplan. Auch diese Aufgabe meisterten die Biersommeliers gut, allerdings mit unterschiedlichsten Kombinationsempfehlungen, vom Fränkischen Kellerbier bis zum experimentellen amerikanischen Pumpkin Ale. „Das ist ganz normal. Schließlich gibt es ja auch nicht immer nur einen Wein, der zu bestimmten Speisen passt“, so Nationaltrainer Markus Raupach, „Man muss sich einfach eine gute Philosophie für das jeweilige Menü überlegen, also ein stimmiges und nachvollziehbares Konzept, warum man das eine oder andere passende Bier empfiehlt.“

Als auch das geschafft war, ging es an die letzte Disziplin, nach der dann der neue Weltmeister in Brasilien gekürt werden wird. Die Biersommeliers wurden einzeln auf eine Bühne gerufen, wählten eines von drei angebotenen Biere und präsentierten es vor improvisiertem Publikum und Jury. Markus Raupach hatte unter anderen ein tschechisches Russian Imperial Stout von der Pilsener Brauerei Blahovar, ein Scheßlitzer Franken Brown Ale von der Brauerei Drei Kronen und ein amerikanisches Imperial Stout von der Brauerei Fifty ausgewählt. Die Nationalsommeliers meisterten ihre jeweiligen Bierverkostungen mit Bravour, allerdings gab es auch immer wieder Punkte, bei denen sie sich bis zur WM noch steigern können und müssen.

„Es ist toll, dass wir die Gelegenheit hatten, so intensiv zu trainieren“, sagte Irina Zimmermann aus Stuttgart am Ende des Abends. Die Biersommeliére hatte sich das Scheßlitzer Bier herausgesucht und war vor allem von den speziellen Aromen aus der Holzfasslagerung überrascht gewesen.

Cornelius Faust, Biersommelier und Inhaber der Brauerei Faust in Miltenberg, ergänzte: „Jetzt fühle ich mich gut gerüstet und weiß vor allem, was ich noch bei der weiteren Vorbereitung beachten muss. Es war echt ein straffes Programm mit vielen verschiedenen Herausforderungen, und ich habe echt viele Hilfestellungen mitnehmen können.“ Wir drücken der Deutschen Biersommelier-Nationalmannschaft beide Daumen. Vielleicht gewinnt ja sogar ein Bamberger den Titel – ungewöhnlich wäre es nicht.

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