Buchfiliale Weltbild wird zu "LesensArt"

10.5.2015, 11:31 Uhr
Die Mitarbeiter Beatrice Brunner und Sebastian Meistel freuen sich zusammen mit Filialleiterin Yvette Hirsekorn (Mitte) auf den Neuanfang als Buchhandlung "LesensArt".

© Jule Dressler Die Mitarbeiter Beatrice Brunner und Sebastian Meistel freuen sich zusammen mit Filialleiterin Yvette Hirsekorn (Mitte) auf den Neuanfang als Buchhandlung "LesensArt".

Beim Gang durch die Bamberger Innenstadt ist der "Weltbild"-Laden in der Franz-Ludwig-Straße beim ZOB immer noch sehr präsent. Wie schon in den vergangenen Jahren hängt der große rote Schriftzug über dem Geschäft. Doch was außen draufsteht ist nicht mehr drin.

Wer die Buchhandlung betritt wird feststellen, dass sich viele Kleinigkeiten verändert haben, beispielsweise werden keine Deko-Artikel mehr angeboten, sondern hauptsächlich Bücher. Filialleiterin Yvette Hirsekorn ist voller Tatendran und freut sich über die neue Eigenständigkeit ihrer Buchhandlung. "Wir können jetzt komplett neu anfangen, unser Sortiment selbst bestücken und uns wieder auf unsere Kunden konzentrieren", erzählt sie.

Zwar trägt Hirsekorns Filiale immer noch den Namen "Weltbild", aber seit Anfang des Jahres gehört die Bamberger Filiale zur Buchhandlung "LesensArt". Vieles hat man in den letzten Monaten in den Medien über den Buchhändler "Weltbild" erfahren. Zum einen über die Insolvenz des "Weltbild"-Verlags im Jahr 2014 und zum anderen darüber, dass ein fast völlig unbekannter Berliner Investor 67 der insgesamt 220 "Weltbild"-Filialen in Deutschland gekauft hat, darunter auch die Filiale in Bamberg.

Neue Buchhandlung für Bamberg

Doch was genau ändert sich für die Läden, wenn sie nun zu einer anderen großen Kette gehören? Hirsekorn erklärt, dass sich das meiste hinter den Kulissen verändert - die Inneneinrichtung bleibt gleich. "Wir haben jetzt viel mehr Freiheiten", sagt sie. "Wir können Bücher selbst bestellen und unser Sortiment auf Bamberg und unsere Kunden speziell abstimmen."

Mit "Weltbild" als Inhaber wurde jeder Filiale ein bestimmtes Kontingent an Büchern geschickt. War dieses verbraucht, musste bis zur nächsten Lieferung gewartet werden, was oft für die Kunden ärgerlich war. Auch bei der Frage, welche Bücher die Bamberger Filiale "LesensArt" anbieten will, ist sie jetzt viel eigenständiger: "Wir haben nun auch ein großes Sortiment an erotischer Literatur, was ja unter Weltbild verboten war, überhaupt anzubieten."

Vor allem möchten Chefin und Mitarbeiter dem Kunden mit Qualität und Beratung näher kommen. "Unsere größte Hürde ist, dass kaum jemand von der großen Umstrukturierung unserer Filiale weiß", beklagt Hirsekorn. Es müsse bekannter werden, dass der Laden in der Franz-Ludwig-Straße nichts mehr mit dem "Weltbild"-Konzert zu tun habe. "Weltbild aus den Köpfen raus und LesensArt rein" - das will Hirsekorn zusammen mit ihrem Team schaffen.

Neben der neuen erotischen Literatur wurde das Kinderbuch ausgebaut. Im hinteren Teil des Ladens befinden sich nun sechs Regale und ein Tisch, die komplett mit Büchern für Kinder gefüllt sind. Auch auf die Wünsche der Touristen soll mehr eingegangen werden. "Oft kamen Kunden in den Laden und suchten nach einer schönen Postkarte der Stadt oder nach einem Stadtführer", erzählt Mitarbeiter Sebastian Meisel.

Zu Weltbild-Zeiten hatten sie die Regale nach bestimmten Vorgaben bestücken müssen und zwar mit einem einheitlichen Sortiment, ohne sich auf die jeweilige Stadt spezialisieren zu können. "Jetzt haben wir ein Regal mit Stadt- und Reiseführern zu Bamberg und natürlich eine große Auswahl der beliebten Franken-Krimis", freut sich Meisel.

Weltbild-Schild wird vorerst bleiben

Trotzdem bringt die Änderung zu "LesensArt" nicht nur Positives. Beispielsweise könnten "Weltbild"-Gutscheine nicht mehr im Bamberger Laden eingelöst werden, sondern müssen vom Kunden online oder in einer "Weltbild"-Filiale verwendet werden. Auch die "Weltbild"-Ausgabe mit einem etwas niedrigeren Preis fällt weg. Dafür kann die Bamberger Filiale nun jederzeit nach Wunsch des Kunden Bücher bestellen, die bereits am nächsten Tag abgeholt werden können.

Das Schild des früheren Besitzers wird vorerst allerdings über dem Laden bleiben. Der Unternehmer Rüdiger Wenk hatte, bevor er fast 70 Weltbild-Filialen übernahm, erst zwei Buchhandlungen mit dem Namen "LesensArt" in Berlin. Durch den schnellen Zuwachs an so vielen neuen Läden ginge die äußerliche Umstrukturierung äußerst langsam vonstatten, so Hirsekorn.

"Wir wissen noch nicht, wann ein neues Schild geliefert wird", sagt sie. Bis dahin werden Hirsekorn und ihr Team "LesensArt" in Bamberg weiter optimieren, um für eine kompetente Kundenberatung und für spezielle Ausrichtungen auf die Wünsche der Kunden zu garantieren.

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