Bundeswehr-Reservisten wandern von Bamberg nach Forchheim

21.9.2014, 20:04 Uhr
Gut gelaunt machten sich die Reservisten auf die letzte Etappe des Reservistenmarsches von Bayreuth nach Forchheim.

© Bastian Böttner Gut gelaunt machten sich die Reservisten auf die letzte Etappe des Reservistenmarsches von Bayreuth nach Forchheim.

„Es ist hervorragend! Man denkt nach, unterhält sich über Privates und stößt auf interessante Ansichten und Meinungen“, so Ludwig Schwarzmann von der Reservistengruppe Röbersdorf. Er ist zum ersten Mal beim „Marsch der Verbundenheit“ dabei.

Rund 40 uniformierte Männer sind am Sonntagmorgen vom Rathaus in Hallerndorf aus gestartet – im Zeichen des 5. „Marsch der Verbundenheit“. Die letzte Etappe des insgesamt 142 Kilometer langen Weges führte auf den Marktplatz in Forchheim, wo Landrat Dr. Hermann Ulm die Männer im festlichen Rahmen in Empfang nahm und für ihre Leistung ehrte. Die Württembergische Regimentskapelle begleitete den Einzug.

Gelbe Schleife als Symbol

Die bisherige Marschstrecke verlief für sieben Tage von Bayreuth über Kulmbach, Kronach, Ebersdorf, Bad-Staffelstein, Zapfendorf nach Bamberg. „Jeden Tag wurden wir von den Bürgermeistern der jeweiligen Stadt oder Gemeinde herzlich empfangen. Deshalb hat jeder Marsch etwas Schönes und ist mit vielen Emotionen aufgeladen. Die „gelbe Schleife“ ist zum Symbol für Solidarität der Soldaten im Auslandeinsatz geworden - unabhängig von einer persönlichen Zustimmung oder Ablehnung eines Einsatzes den Soldaten. Nicht nur die Reservisten tragen sie, auch die Bürgermeister und andere Aktive.

„Die letzte Etappe treten wir wohl alle mit gemischten Gefühlen an“, verrät Irmengard Röhle, Vizepräsidentin Betreuung auf Bundesebene im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr. „Viele sind teils an allen Marschtagen mitgelaufen, ein Kern von rund zehn Männern, einer kam gerade erst frisch von einem Einsatz zurück. Man sehnt das Ende teilweise herbei und weiß, man wird wieder in den Alltag abtauchen, aber auf der anderen Seite könnte man auch immer weiterlaufen.“ Man spürt, die Truppe ist ein Stück zusammengewachsen. Verlässlichkeit und Vertrauen sind hier wichtige Stichworte.

„Nur, wenn zu Hause alles im Lot ist, und man das Gefühl hat, wahrgenommen zu werden, kann man als Soldat einen guten Dienst tun!“ – Irmengard Röhle.

„Marschiert“ wird hier übrigens nur im übertragenen Sinn. Strenge Schrittfolgen sind nicht notwendig. Vielmehr gibt es andächtige „Grüppchen“, Lachende und solche, die sich über Frau und Kind austauschen. Dr. Friedwart Lendner, Landesvorsitzender der Reservisten in Bayern, führt das Motiv für diese Aktion genauer aus: „Wir marschieren, um zu zeigen, dass wir Reservisten mit den Soldaten im Auslandseinsatz zusammenstehen. Das ist Solidarität. Außerdem wollen wir ein Bewusstsein für die Taten dieser Menschen bei der Bevölkerung wecken.“

Deutsch-amerikanische Partnerschaften bestehen weiter

In diesem Monat verbindet man „Militär“ und „Märsche“ wohl stark mit dem Abzug der US-amerikanischen Truppen aus Bamberg. „Wir hatten bisher regelmäßig Kontakt – auch, wenn diese durch viele Einsätze unterbrochen wurde. Aber wir pflegen viele deutsch-amerikanische Patenschaften und waren oft bei deren Veranstaltungen dabei und umgekehrt – zum Beispiel bei gemeinsamen Schieß- und Marschveranstaltungen.“

Durch die Standortverlagerung sei das nun natürlich reduziert worden, aber die Reservisten wollen den Kontakt aufrechterhalten. „Ich finde es schade, dass die amerikanischen Truppen weg sind, weil die deutsch-amerikanische Patenschaft über 50 Jahre gewachsen ist. Uns verbindet ein gemeinsamer Gedanke – ähnlich wie der der Bundeswehr: Gemeinsam Frieden schaffen!“ Auch Michael Weisensel, 1. stellvertretender Kreisvorsitzender der Reservistengruppe Oberfranken West, weiß, wovon er spricht: „Die meisten von uns waren ja selbst Soldat, ich beispielsweise zwölf Jahre. Es tut einfach gut, wenn man bei einem Einsatz weiß, zu Hause haben die Menschen Interesse an einem.“ Es gehe aber auch darum, die Zurückgekehrten im Anschluss aktiv zu unterstützen.

„Tu was für dein Land“

Der Bamberger ist ebenso stolz auf die Patenschaften zwischen den Reservisten und den abziehenden US-amerikanischen Truppen - „viele Freundschaften sind dabei entstanden. Sie waren ja über viele Jahre hinweg hier stationiert.“ – und denkt dabei zum Beispiel an Partnerschafts- und Nachtorientierungsmärsche auf Kreisebene. „Es gab auch einmal eine gemeinsame Übung mit Hubschraubereinheiten. Das war besonders interessant. Die Zusammenarbeit war einfach schön!“

Deshalb waren viele Reservisten auch bei der offiziellen Verabschiedung der US-Truppen in der vergangenen Woche eingeladen. Der 1. Bürgermeister der Gemeinde Hallerndorf, Torsten Gunselmann, freute sich über den Zwischenstopp der Reservisten im Ort und zeigte, dass er sich eingehend mit dem Hintergrund der Veranstaltung beschäftigt hatte: „Tu was für dein Land!“. Während der Ansprache herrschte andächtige Stille bei den Zuhörern. Jedes Jahr verläuft die Marschstrecke durch einen anderen Regierungsbezirk. Im nächsten Jahr wird die Route durch Schwaben, Raum Augsburg verlaufen.

Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. tritt mit seinen Reservisten für die freiheitlich demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland aktiv ein. Rund 115.000 Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich als Mittler in der Gesellschaft für die Belange der Streitkräfte.

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