"Die Seelen im Feuer": Bamberger Hexenwahn in ZDF-Film

26.2.2015, 14:11 Uhr

© David Ebener/dpa

Es konnte jeden treffen. Ein Hinweis eines missgünstigen Nachbarn, eines neidischen Geschäftspartners, eines enttäuschten Verehrers genügte – und schon begann die Spirale aus Denunzierung, Verhören, Folter, falschen Geständnissen. Und dann brannte der Scheiterhaufen.

Das ZDF widmet der Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert am Montag um 20.15 Uhr den hochkarätig besetzten Historienfilm „Die Seelen im Feuer“. Der Schauplatz: Bamberg.

In der Stadt wütete der Hexenwahn besonders heftig. Die Vorlage zum ZDF-Drama liefert der gleichnamige Roman der Autorin Sabine Weigand. Als „authentisch, brillant recherchiert“, bezeichnen die Produzenten Arno Ortmair und Monika Raebel das Buch. Ihnen und Regisseur Urs Egger („München Mord“) gelingt ein beklemmender Film, der die historisch belegte Grausamkeit der Hexenverfolgung vor Augen führt, ohne in eine Gewaltorgie auszuarten. Er fängt ein, wie Aberglaube im Volk, Machtgier der Kirche und Habsucht der Mitmenschen einen tödlichen Wahn in Gang setzen. In Bamberg sind noch viele originale Dokumente der Verfolgungswelle bis 1632 erhalten. „In diesen Protokollen werden die Perfidie und perverse Grausamkeit der Hexenverfolgungen deutlich“, sagt Egger. „Diesen schrecklichen Zeugnissen in der Darstellung gerecht zu werden, war eine Herausforderung.“

Im Anschluss zeigt das ZDF eine Dokumentation zum Thema. Schnee im Juni, Missernten, die katholische Kirche bangt wegen der Reformation um ihre Macht. Gerüchte wabern durch die Stadt und schließlich kommen die ersten angeblichen Hexen in Haft. Wer jemanden loswerden oder ihm schaden will, bezichtigt ihn als Magier oder „Drud“. Die Verhörmethoden sind aus heutiger Sicht ein brutaler Witz: Unter Folter gestehen die Menschen Dinge, die sie nie getan haben. Dass sie mit dem Teufel Sex hatten, dass sie das Wetter verhext oder kleine Kinder ermordet haben. Und sie beschuldigen unter Qualen auch andere. „Jeder kann besagt werden“, sagt der junge fortschrittliche Arzt Cornelius (Mark Waschke).

Welle der Verfolgung

Der renommierte, in Wien tätige Mediziner ist nur wegen des Todes seines Vaters in das provinzielle Bamberg zurückgekommen. An Hexerei glaubt er nicht. Dass ein Großteil der Bamberger Bevölkerung das sehr wohl tut, ist ihm zuwider. Als die ersten Feuer auflodern, ruft das Volk begeistert: „Brennen sollen sie!“ Die Schreie der Opfer auf dem Scheiterhaufen sind gellend, die Gebete des Priesters klingen wie Hohn.

Der Film fesselt - zumal er keinen alltäglichen TV-Stoff bietet, das Thema flimmert ja keineswegs regelmäßig über den Schirm. Die schlimmen Ausmaße der Verfolgung seien ihm nicht bewusst gewesen, sagt denn auch Hauptdarsteller Waschke („Tatort“). In Bamberg sei fast jeder zehnte Bewohner umgebracht worden. „Es war eine Welle der Verfolgung, um politische Konkurrenten und auch Konkurrenten im materiellen Bereich auszuschalten.“

Seine Figur Cornelius will den Wahn in der Stadt durchbrechen. Er kämpft darum, dass die Apothekerstochter Johanna (Silke Bodenbender) frei kommt. Er hat sich in sie verliebt. Doch die Jagd geht unvermindert weiter. Immer mehr Scheiterhaufen brennen. Die Kirche – Alexander Held überzeugt als fanatischer Weihbischof und Chefideologe der Verfolgung - spielt ihre Macht gnadenlos aus. Die Malefizkammer – Axel Milberg gibt den verschlagenen Hexenkommissar Herrenberger – profitiert, weil das Erbe der Verurteilten auch an sie fließt. Schließlich steht Cornelius vor dem Kaiser (Max Tidof) in Wien. Kann er ihn davon überzeugen, dem grausigen Geschehen in Bamberg ein Ende zu setzen?

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