DSDS in Bamberg: Kunst und Kommerz kollidieren

17.9.2014, 08:19 Uhr
DSDS in Bamberg: Kunst und Kommerz kollidieren

© Corinna Tübel

Es ist 14.05 Uhr und wir sind auf dem Weg zum Maxplatz, wo von 14 bis 20 Uhr der "Deutschland-sucht-den-Superstar-Casting-Truck" steht, um die Gesangstalente der Region aufzuspüren. In einem Café sitzt Oberbürgermeister Andreas Starke. Auf Nachfrage hin gibt er zu: „Ich selbst habe den Wagen noch gar nicht registriert, aber ich kann mir vorstellen, dass er besonders bei jungen Menschen großen Anklang findet, weil das Format im Fernsehen ja sehr populär ist. Da man aber über Geschmackfragen streiten kann, möchte ich hier keine Wertung über die Qualität der Darbietungen abgeben.“

Sonderbare Fragen

Vor dem Rathaus dann herrschen im „DSDS“-Gebiet strikte Regeln: In den abgesperrten Bereich vor dem Truck darf niemand, der nicht angemeldet ist. Das konnte man entweder vorher im Internet tun oder vor Ort nun einen Fragebogen ausfüllen, der nicht nur Rufnummer und Beruf wissen will, sondern zum Beispiel auch welche Schulart ein Schüler besucht und die Zahl der bisherigen „Ehrenrunden“.

Dennoch lassen sich viele junge Menschen nicht davon abschrecken: „Singen ist meine Leidenschaft, ich singe seit circa zehn Jahren! Ich hoffe doch, dass ich weiterkomme. Ich war auch schon in Berlin, da war ich aber krank und musste mir deshalb nun die nächste, verbleibende Casting-Stadt aussuchen“, erklärt Darja Kurzon, 23 Jahre aus Berlin. „DSDS verfolge ich regelmäßig im Fernsehen.“

„Ich sehe es als Chance.“ - Andrea Lotz aus Bamberg

Auch Andrea Lotz (23) aus Bamberg nimmt am Casting teil. Sie hat ihre Freundin Melanie B. zur Unterstützung mitgebracht, die erzählt: „Andrea kann wahnsinnig gut singen und ich habe sie hierzu überredet.“ Andrea Lotz singt, seit sie denken kann und hat oft mit ihrem Vater zusammen Klavier gespielt. „Weiterkommen wäre schon schön“, schwärmt sie. Die Aufregung ist ihr anzusehen. „Ich sehe es als Chance. Alleine hätte ich mich nie getraut.“

DSDS in Bamberg: Kunst und Kommerz kollidieren

© Corinna Tübel

So geht es wohl vielen, denn auch Alex Herr aus Neustadt bei Coburg, 21 Jahre, wurde von seiner besten Freundin zum Vorsingen „gezwungen“. Seit drei Jahren habe sie ihm damit in den Ohren gelegen. Er sieht das ganze locker: „Ich komme, soweit ich eben komm!“ Seit sechs Jahren spielt er Gitarre und Ukulele und singt natürlich.

Kritik an Vortragsmodalitäten

Bei seinem Vorsingen war er allein vor einer zweiköpfigen Jury im „Wohnwagen“ und präsentierte seinen einstudierten Song „Save tonight“. Es sei eine nette Erfahrung gewesen, aber in die nächste Runde sei er nicht vorgerückt, berichtet er im Anschluss. Dabei war er ca. fünf Minuten im Truck! „Mit Gitarrenbegleitung war es gut, sagten sie, aber dann sollte ich ohne Gitarre singen und ich fragte ersteinmal: Warum?“. Die zwei Musikredakteure hätten sogar mitgeklatscht. Dennoch hat es nicht geklappt. „Ich habe mir das alles etwas größer vorgestellt. Außerdem finde ich, dass man vorher eben nicht in die Teilnahmebedingungen schreiben solle, Instrumentalbegleitung sei erlaubt, wenn die Jury dann aber trotzdem a capella-Darbietungen verlangen.“

Diese Meinung teilt auch Melissa Amon (19) aus Marktzeuln, Landkreis Lichtenfels. „A capella zu singen ist nämlich etwas ganz was anderes.“ Sie trug Nelly Furtados „I’m like a bird“ vor, schaffte es aber auch nicht in die nächste Runde. „Man sollte den Teilnehmern mehr Freiheiten lassen. Wenn man etwas vorbereitet hat, dann sollte man das auch so präsentieren dürfen. Zudem wollen sie gerne mehrere Lieder vorbereitet wissen, aber man darf ohnehin nur eines singen.“

Spontane Gegendarbietungen ohne Druck

Wenn auch das kleine Areal rund um den DSDS-Truck eine exklusive Zone ist, so geht das Leben rundherum weiter: Passanten bleiben stehen und wundern sich: „Was ist denn das?“, hört man oft. Andere, das heißt Teilnehmer und deren Freunde, machen es sich auf dem Pflaster bequem und stimmen spontan eigene, wertungsfreie Lieder an. So kommt man ins Gespräch, der Austausch ist rege.

Wieviele Menschen schließlich am Casting in Bamberg teilnehmen wird von RTL erst am Ende aller Städtetouren bekannt gegeben – ebenso die Anzahl derer, die es in die nächste Runde geschafft haben. Ein Ausblick in die Zukunft darf jedoch sein: Erfolgsproduzent Dieter Bohlen wird wieder Anfang 2015 in der Jury für die 12. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar sitzen“, alle weiteren Jurymitglieder bleiben noch geheim.

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