Flüchtlinge in Bamberg: Deutsch lernen in den Ferien

4.9.2015, 05:59 Uhr
Nach vier Wochen Deutschunterricht in den Sommerferien belohnte dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner seine fleißigen Schüler mit einem Besuch im Nürnberger Tiergarten.

© Stadt Bamberg Nach vier Wochen Deutschunterricht in den Sommerferien belohnte dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner seine fleißigen Schüler mit einem Besuch im Nürnberger Tiergarten.

Eines der größten Hindernisse bei der Integration von Asylbewerbern ist zweifelsohne die Sprache. Genau dort sollte deswegen die Hilfe der hiesigen Organisationen und der Stadt beginnen, um die Kommunikation zu vereinfachen.

Oberbürgermeister der Stadt Bamberg, Andreas Starke, hatte deswegen dazu aufgerufen, die minderjährigen Flüchtlinge in der Domstadt in den Sommerferien in Deutsch zu unterrichten. Damit traf er auf große Hilfsbereitschaft, denn sofort hatten sich 39 Freiwillige gemeldet, darunter 25 Lehrer. Acht der Männer und Frauen halfen schließlich konkret, indem sie Deutschunterricht gaben, die Jugendlichen zum Arzt begleiteten, sich in der Gruppe engagierten oder kochten.

Für die Organisationen AWO und das Don Bosco Jugendwerk, die beide minderjährige Flüchtlinge in Jugendgruppen beherbergen, sind freiwillige Helfer eine große Unterstützung. Gudrun Brunold, Leiterin der stationären Wohngruppe der AWO bedankt sich und fügt hinzu: "Auch außerhalb der Ferien haben wir nach wie vor großen Bedarf und freuen uns, wenn sich Ehrenamtliche weiter bei uns melden."

Auch Wolfgang Metzner, dritter Bürgermeister und Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde unterstützte als ehrenamtlicher Deutschlehrer in den Sommerferien. Er habe diese Zeit mit den Jugendlichen nie als zusätzliche Arbeit empfunden, im Gegenteil: "Es ist einfach bereichernd, wie dankbar die jungen Leute für die Ablenkung sind und mit welchem Feuereifer sie lernen und alles aufsaugen."

In Bamberg leben aktuell 80 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, für die das Jugendamt die Verantwortung trägt. Diese kommen unter anderem aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, Sierra Leone, Gambia und Benin und flüchteten vor Krieg, Hunger, systematischer Verfolgung und auch sexueller Gewalt.

Tiergartenbesuch als Abschiedsgeschenk

Als Abschiedsgeschenk für das Lernen von Grammatik und Deutschvokabeln in den Sommerferien unternahm Metzner mit 16 Jugendlichen einen Ausflug in der Nürnberger Tiergarten. Oberbürgermeister Starke ist vor allem den ehrenamtlichen Helfern dankbar, denn ohne sie wäre eine umfangreiche Unterstützung der Flüchtlinge in Bamberg nicht möglich.

Metzner will auch nach den Sommerferien, wenn die Jugendlichen den regulären Deutschkurs bei der VHS absolvieren, aktiv bleiben und helfen. "Ich will für Khaled, einen zehnjährigen afghanischen Jungen, die Patenschaft übernehmen", erklärt er und freut sich bereits darauf, bei den Hausaufgaben zu helfen, die Freizeit mit ihm zu verbringen und bei Fragen und Problemen da zu sein.

Diese Patenschaften sind für Asylbewerber besonders wichtig. Dadurch erhalten die Männer und Frauen einen direkten Ansprechpartner, der bei konkreten Problemen weiterhelfen und unterstützen kann, da allein ein Weg zum Amt eine Herausforderung darstellen kann. Organisiert werden diese unter anderem von dem Verein Freund statt Fremd.

Metzner hofft auf die Hilfe der Bürger: "Uns in Bamberg geht es doch im Vergleich wirklich gut, da können wir doch ein bisschen Zeit an jene zurückgeben, denen das Schicksal so übel mitgespielt hat."

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